Janis Joplin: Die sanfte Seite der Rebellin
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Dienstag, 20. Sept. 2016
Janis Joplin meldet sich auf der Bamberger Bühne zurück: Dafür sorgt das neu gegründete "Kollektiv 27" am 24. und 25. September in der Alten Seilerei.
Das Mikrofon in der einen, die Whiskeyflasche in der anderen Hand - so stand Janis Joplin auf der Bühne: die Frau mit der schwärzesten Stimme aller weißen Sängerinnen. Mit nur 27 Jahren starb die Ikone der Flower-Power-Bewegung 1970 an einer Überdosis Heroin. Fast ein halbes Jahrhundert ist seither vergangen. Wie die "Stimme der Rebellion" Menschen aber noch in der heutigen Zeit unter die Haut geht, zeigt "Peace of my Heart": Ein Theaterabend des neu gegründeten "Kollektivs 27", das Joplin zurück auf die Bamberger Bühne bringt. In der Alten Seilerei steigt am Samstag die Premiere, am Sonntag folgt eine weitere Vorstellung.
"Live fast, die young"
73 Jahre alt wäre die Sängerin heuer geworden, deren Credo sich erfüllte: "Live fast, die young." Aber es gab noch eine andere Janis Joplin, die nicht im Fokus stand: Eine junge Frau, "die sich nach Geborgenheit, Liebe, einer Familie und einem Zuhause sehnte", wie Elena Weber ausführt, die das "Kollektiv 27" als Schauspielerin mitbegründete. ",Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust' - für diese Zerrissenheit stand auch Janis Joplins ganze Persönlichkeit." Und war Teil des Phänomens, dem die Theaterabende in der Alten Seilerei nachspüren.
Weiblicher Superstar der Rockmusik
Neben Elena Weber gehören dem "Kollektiv 27" Sybille Kreß, Konrad Haas und Joachim Leyh an: vier kreative Köpfe, die sich zusammenschlossen, um "Peace of My Heart", Rainer Lewandowskis Stück, in einer neuen Bühnenfassung aufleben zu lassen. "Ja, die Geschichte der Janis Joplin ließ uns nicht los", bestätigt Sybille Kreß, die wie Elena Weber schon vor drei Jahren in der Rolle des ersten Superstars der Rockmusik zu sehen war.
Im gleichen Alter
"Wir waren damals fast im gleichen Alter wie Janis auf dem Höhepunkt ihres Ruhms", sagt die Schauspielerin. Und noch andere Parallelen sehen Elena Weber und Sybille Kreß, wenn sie an die Zeit denken, in der Joplin lebte: Protestierte die Flower-Power-Bewegung gegen den Vietnamkrieg, so seien es heute andere Kriege und Konflikte, die junge Leute für den Frieden eintreten lassen - und für Menschen, die Gewalt und Terror entflohen.
Bluesige und psychedelische Klänge
Gemeinsam mit Konrad Haas und Regisseurin Nina Lorenz, die die meisten sicher vom Theater im Gärtnerviertel her kennen, entwickelten die beiden Schauspielerinnen die Neufassung von "Peace of My Heart". Songs wie "Little Girl Blue", "Summertime", "Ball and Chain" werden live performt. Während Haas am Klavier, Joachim Leyh (Schlagzeug), Michael Schmidt (Bass), Jürgen Hofmann (Gitarre) und Martin Vogel (Gitarre und Geige) Titel in neuen Arrangements aufleben lassen: "Bluesige und psychedelische Klänge einer längst vergangenen Zeit", so Nina Lorenz.
"Tumultartiges Leben"
Auf diese Weise reist der Zuschauer mit der Rockband und den Darstellerinnen, die auch in die Rollen der Eltern der Sängerin, von Freunden und anderen Weggefährten schlüpfen, durchs Leben der Joplin - ein "kurzes, exzentrisches, tumultartiges Leben". Dabei werden die beiden Seiten der Musikerin noch intensiver beleuchtet, der innere Konflikt, der das früh verstorbene Idol prägte: Zumal Joplin, "die ihre Todessehnsucht, ihren Hang zur Selbstzerstörung, die Fähigkeit zur Ekstase, ihre Suche nach Liebe und ihre Power mithilfe einer Jahrhundertbegabung immer öffentlich gelebt hat, der zum tragischen Scheitern verurteilte Gegenentwurf zum leistungszentrierten Menschen" war", wie Nina Lorenz noch anmerkte: "Damals wie heute."Plant das "Kollektiv 27" nach den Theaterabenden zu Janis Joplin weitere Projekte? Vorerst nicht, wie Elena Weber berichtete. So ist Sybille Kreß, die in diesem Sommer auch bei den Freilichtspielen in Bad Hersfeld zu erleben war, mittlerweile Ensemblemitglied am Stadttheater Halle. Während Elena Weber dem Bamberger Publikum als Ensemblemitglied des Theaters im Gärtnerviertel weiterhin die Treue hält.
Nach dem "Club 27"
Übrigens benannte sich das "Kollektiv 27" nach dem "Club 27", dem neben Joplin Brian Jones, Jimi Hendrix, Jim Morrison, Kurt Cobain und Amy Winehouse als Stars angehören, die ihren 28. Geburtstag nicht mehr erlebten.