Ist der SV Hallstadt noch zu retten?
Autor: Anette Schreiber
Hallstadt, Montag, 09. November 2015
Seit vielen Jahren plagen den Hallstadter Traditionsverein finanzielle Sorgen. Nun erhofft man sich durch den Verkauf einer Immobilie eine Sanierung. Doch da muss auch die Stadt mitspielen, die ihrerseits nichts verschenken darf.
Für den SV Hallstadt geht es um 350 000 Euro. Und um die Existenz, sagt die Vereinsführung, die dringend eine Immobilie veräußern müsste und würde, um die drohende Insolvenz abzuwenden. Fast schon war alles in trockenen Tüchern, doch dann machte ausgerechnet der Bürgermeister einen Strich durch die Rechnung. Was die Vereinsführung daran besonders verwundert ist die Tatsache, das Thomas Söder als Vereins- und Mitglied des Beirates viele Beschlüsse selbst mitgetragen hat. Doch seit Wochen herrscht Funkstille, weshalb der SVH den Weg an die Öffentlichkeit wählt.
Die derzeitigen kommissarischen Vereinsvorstände Stefan Endres, Olaf Wessel und Kassier Harald Wich beleuchten die Anfänge dessen, aus denen sich die aktuellen Probleme entwickelt haben. Begonnen hat alles damit, dass der 1922 gegründete Traditionsverein höherklassig (B- und A-Jugend in der Bayernliga) mitmischte und entsprechend seine Immobilie am Maastümpfl aufwertete und anbaute: Unter anderem auch mit Schwimmbad und Sauna. Dann kam mit der Gesundheitsreform ein findiger "Masseur" und machte dem Verein als zweites Standbein die Errichtung einer Gesundheitseinrichtung schmackhaft.
Ein 2,5 Millionen-DM-Projekt, wofür eine eigene Gesellschaft (die W-SV gmbH) gegründet wurde, mit dem Verein und dem Initiator als Gesellschafter. Angebaut wurde ein zweigeschossiger Bau mit Arztpraxen im Obergeschoss und einer Reha-Einrichtung im Parterre. Doch noch während der Bauphase entzweiten sich die Partner. Ehrenvorstand Ernst Hoffmann sprang finanziell in die Bresche, kaufte den ersten Stock aus der Gesellschaft heraus. In der Zwischenzeit spielt der Verein schon lange nicht mehr höherklassig, die Ärzte der Praxis haben in Bamberg mittlerweile ein eigenes Zentrum errichtet. Zuerst mietete sich eine Computerfirma ein; dann über ein Jahr Leerstand.
Physiopraxis
Das Untergeschoss beheimatet seit einigen Jahren eine Physiopraxis. Der Verein erhält daraus zwar Miete, das Objekt ist dennoch so teuer im Unterhalt, dass dafür praktisch alle Einnahmen drauf gehen und für Sportliches kaum was übrig ist. Dazu aber noch ein Schuldenberg vom Anbau-Projekt von 350 000 Euro sowie Verbindlichkeiten gegenüber der Stadt für Wasser und Abwasser. Seit längerem nun hegt der Physio-Betreiber die Absicht, die Immobilie zu erwerben. Weil der Teil, in dem sich Schwimmbad und Sauna befinden, über Erbpacht von der Stadt läuft, hat diese bei der Sache mitzureden.Ebenso würde der Inhaber und Betreiber der Physiopraxis weitere städtische Fläche für den geplanten Anbau benötigen. Für den ersten Stock sind die Verhandlungen so weit gediehen, dass ein ortsansässiger Allgemeinarzt gemeinsam mit einer weiteren Ärztin eine Praxis einrichten und mieten möchte. Bereits mit Beginn des nächsten Jahres. Die Vertragsentwürfe waren aus Sicht des Vereines soweit fertig, als die Stadt Hallstadt - laut Vereinsführung - den Notartermin hat platzen lassen. Nachdem eigentlich auch im Stadtrat alles geregelt schien.
Bürgermeister Söder relativiert diese Aussage: "Man war sich noch nicht ganz einig." Er spricht aufgrund der vielen Beteiligten von einer komplizierten Situation und von der rechtlichen Verpflichtung der Stadt, Gemeindevermögen nicht unter Wert zu verkaufen. Zu seiner Funktion im Vereinsbeirat stellt er klar, bei diesem Gremium handele es sich um ein Beratungsgremium, das mit dem täglichen Ablauf nicht viel zu tun und eher Hilfsfunktion habe.
Schuldenberg
Der SV schiebe seit Jahrzehnten einen Schuldenberg vor sich her. Söder bezweifelt indes, ob der Traditionsverein allein durch den Immobilienverkauf alle finanziellen Probleme lösen und schuldenfrei werden könne. "Ob der Verein dadurch gerettet ist, weiß ich nicht, aber ich hoffe es." Bei der Stadt stünden noch Verbindlichkeiten wegen Rückständen bei Wasser und Abwasser in fünfstelliger Höhe aus. Freilich gesteht Söder zu, dass es sehr aufwendig sei, eine so große Anlage mit Sportplätzen und Vereinsgebäuden zu unterhalten.Söder zufolge sei die Stadt weiterhin verkaufsbereit, allerdings gelte es, Details zu prüfen, "Vertragsdetails abzuklopfen". Die Stadt Hallstadt habe dem SVH seit Jahrzehnten "sehr, sehr großzügig geholfen, durch Zuschüsse und Vergünstigungen." Söder bittet aber auch um Verständnis dafür, dass man mit Steuergeldern sehr verantwortungsbewusst umgehen müsse. Eventuell, so deutet der Bürgermeister an, könne in Kürze eine Lösung gefunden werden. "Es gibt keinen in Hallstadt, der den SVH nicht retten will", unterstreicht Söder abschließend.
Zum Thema Finanzen
aus der Jahreshauptversammlung 2009
Auf ein abwechslungsreiches Jahr blickten die Mitglieder des SV Hallstadt bei der Jahresversammlung zurück. Harald Wich ließ in seinem Rückblick die Arbeit des Vorstandstrios Wich, Wessel und Czepluch im dritten Jahr ihrer Amtszeit Revue passieren ... Aus wirtschaftlicher Sicht stellte der Vorstand für Finanzen in den Vordergrund, dass die Ziele und eigenen Vorgaben nicht ganz eingehalten werden konnten. Das habe damit zu tun, dass der Verein Geld in die Hand genommen habe, um für den neuen Mieter des "Family Fitness", Uwe Dorbert, gute Startmöglichkeiten zu bieten. Die Finanzlage des Vereins konnte durch detaillierte Aufstellungen eingesehen werden. Aber es sollte trotzdem in den nächsten Jahren besonders darauf geachtet werden, unnötige Ausgaben zu vermeiden.
In die gleiche Kerbe schlug Vorstandskollege Stephan Czepluch, als er bei der Versammlung einen Vortrag über die Sanierung des Betriebsgebäudes hielt. Das 26 Jahre alte Gebäude müsse saniert werden, weil es an der Zeit sei, auch aus energetischer Sicht Veränderungen vorzunehmen, um später Energiekosten einzusparen. Am Ende zeigte Czepluch die Mitgliederentwicklung an Hand von verschiedenen Diagrammen auf.
Aus der Jahresversammlung 2008
...Aus wirtschaftlicher Sicht stellte der Vorstand für Finanzen in den Vordergrund, dass die Ziele und eigenen Vorgaben eingehalten worden seien, so dass eine bessere Bilanz erzielt worden, sei, als man erwartet habe. Trotzdem solle in den nächsten Jahren besonders auf die Finanzen geachtet werden. Zum Schluss betonte er, dass der Verein auf dem richtigen Weg sei. Das dokumentiere die positive Mitgliederentwicklung.
Aus der Jahresversammlung 2005
...In seinem Rechenschaftsbericht ging Czepluch vor allem auf die geleistete Arbeit in den letzten zehn Jahren seiner Vorstandschaft ein und blickte stolz auf das Erreichte zurück. Er erwähnte dabei den Bau der Orthopädischen Praxisklinik und dem Reha-Zentrum aber auch den Bau der zwei Kleinspielfelder und des modernen Kunstrasenplatzes der einzigartig in Nordbayern sei. Das Areal des SVH sei in einem hervorragendem Zustand und suche seinesgleichen. An Wirtschafts- und Betriebsgebäuden waren viele Instandsetzungen zu tätigen. Nur mit Hilfe der Mitglieder, die unzählige freiwillige Einsätze absolvierten, war es möglich, alles Anfallende zu erledigen...
(Quelle: Berichte im Fränkischen Tag)