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Investor für Firma Oeka ist gefunden


Autor: Matthias Litzlfelder

Bamberg, Donnerstag, 25. Juni 2015

Der mittelfränkische Konkurrent Geka kauft den Geschäftsbetrieb des insolventen Unternehmens. Die verbliebenen rund 220 Mitarbeiter sollen übernommen werden. Der neue Eigentümer will in den Standort investieren.
Blauer Himmel über dem Oeka-Werk im Laubanger. Mit dem Kauf durch die Firma Geka ergibt sich eine neue Perspektive für die dortigen Mitarbeiter. Sie sollen alle übernommen werden. Foto: Barbara Herbst


Wie es der Zufall so will, ändert sich eigentlich nur ein Buchstabe: Aus dem O wird ein G, aus Oeka wird Geka.
Ganz so einfach wie beim Firmennamen erweist sich die Übernahme der Firma Oeka durch die Geka-Gruppe in Bechhofen (Landkreis Ansbach) natürlich nicht. Die Suche nach einem Investor für den insolventen Hersteller von Kosmetikverpackungen, Autoteilen und Kunststoffteilen für die Medizintechnik zog sich über Monate hin.
Am Mittwochabend sei dann der Kaufvertrag über den Geschäftsbetrieb von Oeka unterzeichnet worden, ließ Insolvenzverwalter Joachim Exner gestern schriftlich mitteilen. Der neue Eigentümer passe perfekt. Die Mittelfranken sind ähnlich wie Oeka seit Jahrzehnten in der Kosmetikbranche tätig, stellen unter anderem sogenannte Applikatoren her, mit deren Hilfe sich Make-up, Wimperntusche oder Nagellack auftragen lassen. Und sie sind ebenso wie Oeka global ausgerichtet, internationale Kosmetikhersteller wie Chanel oder Procter & Gamble zählten in den zurückliegenden Jahren zu den Geka-Kunden.

90 Jahre alte Firma

Auch, was die Firmenhistorie angeht, kann Geka mit den Bambergern beinahe mithalten. Oeka hatte im vergangenen Jahr noch das 100-jährige Bestehen gefeiert, Geka wird heuer 90 Jahre alt. Die Firma wurde 1925 in Bechhofen gegründet und stellte zunächst nur Pinsel aller Art her. Erst Anfang der 1960er Jahre richtete sich das Unternehmen auf die Produktion von Kosmetikpinseln aus. Heute zählt Geka zu den weltweit führenden Herstellern von Bürsten, Applikatoren und kompletten Verpackungssystemen für die Kosmetik- und Pharmaindustrie.
Rund 700 Mitarbeiter sind für Geka tätig. Die meisten davon am Standort Bechhofen, einige in einer weiteren Fertigungsstätte im US-Bundesstaat Illinois. Jetzt kommen laut Aussage des Insolvenzverwalters mindestens 220 dazu. Es sind die verbliebenen Mitarbeiter von Oeka in Bamberg. Vor der Insolvenz hatten hier 320 eine Beschäftigung. "Besonders freut mich, dass Geka die rund 220 Mitarbeiter übernimmt und sogar Neueinstellungen plant", sagte Insolvenzverwalter Exner.

Das bestätigte in der Pressemitteilung auch Amaury de Menthière, Geschäftsführer von Geka. "Wir setzen vor allem auf die Erfahrung der hochqualifizierten Mitarbeiter von Oeka und die Produktionskapazitäten am Standort Bamberg", sagte er. Dort werde man einen Millionen-Betrag investieren, um die technologische Ausstattung mit Blick auf das geplante Wachstum zu erweitern.

Wachstumspotenzial erhofft sich Geka vor allem im Premiumsegment, in dem der bisherige Konkurrent Oeka zuletzt verstärkt unterwegs war. Der Name Oeka wird dabei am Markt nicht mehr auftauchen. "Das wird künftig unter Geka Beauty und Geka Healthcare geführt", teilte eine Geka-Sprecherin auf Anfrage mit.

Kosmetikteile und -verpackungen sowie Teile für die Medizintechnik: Diese Oeka-Geschäftsbereiche lassen sich problemlos bei Geka integrieren. Schwerer wird es mit dem zweiten Standbein von Oeka. Das Unternehmen hat als Autozulieferer unter anderem kleine Metallteile wie Hülsen in Bremssystemen hergestellt. Der Geschäftsbereich werde in die neugegründete Gesellschaft "Oeka Tech Automotive GmbH" übertragen, hieß es. "Das Wachstumsfeld wird sich vor allem in den anderen Geschäftsbereichen finden", stellte die Geka-Sprecherin aber klar.

Oeka-Führung arbeitet für Geka

Geka erhofft sich mit der Akquisition neues Know-how in den angestammten Geschäftsfeldern. Teilweise sollen die beiden Firmen sogar denselben Kundenstamm bedient haben, sagen Branchenkenner. Auch der Standort Bamberg kommt den Mittelfranken entgegen, die in einem eher strukturschwachen Gebiet ansässig sind. Standortübergreifendes Arbeiten ist aufgrund der Nähe hier besser möglich als mit dem US-Werk.

Der bisherige geschäftsführende Gesellschafter von Oeka, Gerald Oehlhorn, soll ein Angebot bekommen haben, bei Geka eine Führungsposition zu übernehmen. Die Gespräche dazu laufen noch, war zu erfahren. Auch der kaufmännische Leiter Lothar Derr und der technische Leiter Erwin Görtler würden künftig Aufgaben in der Geka-Gruppe erhalten, hieß es.

Anders als Oeka befindet sich Geka schon lange nicht mehr in Familienbesitz. 1999 war der Frankfurter Investor Halder hier eingestiegen, vor mehr als drei Jahren verkaufte dieser seine Mehrheitsbeteiligung an die internationale Beteiligungsgesellschaft 3i in London, die heute Mehrheitseigentümer ist.
Oeka hatte Mitte Januar beim Amtsgericht Bamberg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Dieses war am 1. April eröffnet worden. Schuld an der Zahlungsunfähigkeit des Traditionsunternehmens waren nach Angaben von Oeka wegbrechende Aufträge in der Kosmetikbranche gewesen.