Nach seinem überraschenden Sturz von der Spitze der Bamberger IG Metall spricht Matthias Gebhardt über die Gründe seines Scheiterns, die Krise der Gewerkschaft, die Zukunft des Bosch-Standorts und seine eigenen Ziele.
Ein Streit in der IG Metall Bamberg hat den Ersten Bevollmächtigten Matthias Gebhardt sein Amt gekostet. Seine überraschende Abwahl bei der Delegiertenversammlung traf den langjährigen Frontmann der wichtigsten Gewerkschaft in Bamberg völlig unerwartet und persönlich. Im Interview arbeitet der 54-Jährige den Eklat auf, bewertet die Lage der IG Metall und gibt einen Ausblick auf seine persönliche Zukunft.
Wie tief sitzt der Schock nach ihrer Abwahl? Matthias Gebhardt: Ich bitte um Verständnis, dass ich in den ersten Tagen aufgrund der Ereignisse noch nicht in der Lage war, dazu Stellung zu nehmen. Das tue ich jetzt erst- und letztmalig. Meine Abwahl, mein Sturz als Erster Bevollmächtigter der IG Metall Bamberg, hat im Umfeld meiner Familie, meiner Freunde und meiner bayerischen Amtskollegen für Fassungslosigkeit, Unverständnis und Kopfschütteln gesorgt. Ich selbst bin massiv enttäuscht und gedemütigt durch den größten Tiefschlag meines Berufslebens.
Der Tiefschlag kam unerwartet. Wo sehen Sie im Nachhinein die Gründe für die Abwahl? Gebhardt: Meine Einschätzung ist, dass keine organisierte Demontage beziehungsweise "Putsch" beziehungsweise Intrige vorliegt.
Warum dann dieser Eklat? Gebhardt: Mehrere Faktoren haben zum katastrophalen Ergebnis geführt. Mir werden zwei Sachverhalte angelastet, wo zwei relativ überschaubare Gruppen, dennoch eine nicht zu übersehende Minderheit, die mit einem Ziel des Denkzettels in die Versammlung gestartet sind. Diese Dinge werden von den jetzt Verantwortlichen im Ortsvorstand mit Unterstützung der IG Metall Bayern aufgearbeitet. Diese genießen mein vollstes Vertrauen. Eine Reihe von persönlichen Denkzetteln von Einzeldelegierten haben leider ebenfalls zu einer nicht zu unterschätzenden Anzahl geführt. Dazu eine seltsame Versammlungsdynamik und auch der Corona-Ausnahmezustand.
Ihnen wurde Chefgehabe vorgeworfen ...
Gebhardt: Selbstkritisch reflektiere ich, dass mir meine manchmal raue, kantige "oberpfälzer" Art, gepaart mit einer Portion Ungeduld im Lauf der Jahre nicht geholfen hat. Es stimmt mich allerdings nachdenklich und ist eine bittere Erkenntnis, dass einige kleine Angelegenheiten, die ich längst erledigt glaubte, für Einzelne, und das waren auch ein paar zu viele, höher bewertet werden, als neuneinhalb Jahre Arbeit und Engagement.
Ihre Strategie beim Thema Arbeitsplatzerhalt und Technologiewandel bei Bosch gelten ebenfalls als Kritikpunkte ... Gebhardt: Das ist mir ganz wichtig. Die Standort- und Beschäftigungssicherung von Bosch Bamberg ist ein elementarer Baustein für die Zukunft der Region. Diese Vereinbarung hat der 35-köpfige Betriebsrat unter Federführung von Mario Gutmann, unterstützt von über 300 betrieblichen IG Metall Vertrauensleuten, der Geschäftsstelle Bamberg und der Bezirksleitung Bayern gegenüber der Firmenleitung durchgesetzt, beziehungsweise abgerungen. Der Arbeitnehmerbeitrag ist hoch und hart, aber die sechsjährige Sicherheit mit Investitionen und Rückholungen von Produkten aus dem Ausland ist durch nichts aufzuwiegen. Ich bitte herzlich, dies im Umfeld des Betriebes mit seinen 7000 Beschäftigten zu respektieren und zu akzeptieren. Bosch hatte und hat weiterhin einen bärenstarken und durchsetzungsfähigen Betriebsrat, auf den sich die Belegschaft verlassen kann.
So ein inhaltsleeres geschmarre, geh fahrradfahren und gut ist es