Internet in Bamberg soll schneller werden
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Donnerstag, 02. Mai 2013
Im Wettbewerb um schnelle Internetleitungen investieren die Stadtwerke Millionen in Glasfaserkabeln. Doch der Ausbau dauert viele Jahre. Den Grünen und Freien Wählern geht es nicht schnell genug. Die CSU fürchten ein finanzielles Abenteuer durch die Konkurrenz des billigeren und schnelleren Vectoring-Verfahrens.
Von schnellem Internetzugang kann Raimund Willert nur träumen. Er wohnt am Luitpoldhain unweit der Wunderburg und muss sich mit Übertragungsraten zufrieden geben, die gerade mal sechs Megabit erreichen. Doch es ist nicht nur das Internet-Schneckentempo im Bamberger Süden, das den Vodafone-Kunden ärgert. Außerdem hätten die Stadtwerke Hoffnung gemacht hätten, der Ausbau mit schnellen Glasfaserkabeln werde bis 2012 erfolgt sein. "Doch passiert ist bis heute nichts", sagt Willert.
Doch es gibt Stadtteile, in denen die Zukunft bereits begonnen hat. Die entstehende Erba-Siedlung etwa oder der Bereich rund um die Feldkirchenstraße. Hier haben die Stadtwerke in den letzten Jahren etliche Millionen in den Ausbau eines eigenen Netzes investiert, das tatsächlich Höchstgeschwindigkeiten erlaubt. Und der Ausbau geht weiter: "Unser Ziel ist es, die flächendeckende Versorgung des Glasfasernetzes in den nächsten Jahren weiter voranzutreiben", sagt Stadtwerke-Vertriebsleiter Horst Ziegler.
Immerhin 7700 Haushalte sollen bis Ende des Jahres 2013 in den Genuss des Stadtwerke-Turbos kommen. Gebuddelt wird heuer unter anderem in der Pödeldorfer Straße. Auch hier werden die Anwohner dank Glasfaserkabel bis zur Haustür (Ftth) das Internet künftig mit Verbindungsraten von bis zu 200 Megabit nutzen können.
Im Bamberger Rathaus besteht Einigkeit, dass der Ausbau der Breitbandnetze für eine Stadt wie Bamberg überlebenswichtig ist. Doch über die Geschwindigkeit, mit der man das Zukunftsthema anpacken soll, wird seit Jahren gestritten.
Die Grünen zum Beispiel glauben, dass sich die Stadtwerke im Ausbau der Netze noch zu wenig engagieren. Ihre Befürchtung: Die vielfältigen Zusatzaufgaben für die städtische Tochter könnten das Kapital binden, das man bräuchte, um sich in einem zukunftsträchtigen Geschäftsfeld besser aufzustellen, fürchtet Peter Gack (GAL). Auch Dieter Weinsheimer (Freie Wähler) hat den Ausbau stets gefordert. Er sieht das vorliegende Investitionsprogramm als Teilerfolg an. Allerdings fordert Weinsheimer mehr finanzielle Transparenz: Damit die von der Stadt bestellten Zusatzaufgaben die Stadtwerke nicht auf Dauer in die Verschuldung treiben, müsse die Stadt einen Ausgleich zahlen.
Befürchtungen ganz anderer Art hegt die Bamberger CSU. Zwar ist man auch hier der Meinung, dass der Netzausbau in Bamberg längst überfällig ist, dennoch warnt die Fraktion von Helmut Müller davor, dass sich die Stadtwerke mit dem Ausbau eigener Glasfasernetze in ein finanzielles Abenteuer mit hohem Risiko stürzen könnten.
Die CSU stützt sich in ihrer Argumentation auf die Aussage der Deutschen Telekom. Deren stellvertretender Technik-Chef in Bayern, der in Bamberg lebende Alexander Vogler, habe glaubhaft versichert, dass bereits jetzt technische Möglichkeiten bestünden, die Übertragungsgeschwindigkeiten im Internet durch die so genannte Vectoring-Technik auf bis zu 100 Megabit im Download und bis zu 40 Megabit im Upload zu steigern - und dies ohne viele Millionen Euro in die Hand zu nehmen, wie es für die Glasfaserverkabelung der Häuser nötig wäre. Durch einen aktuellen Plan der Bundesnetzagentur rücke diese Möglichkeit für die Telekom in greifbare Nähe. Sagt zumindest Helmut Müller (CSU).
Dazu muss man wissen: Glasfaserkabel bis in die Haushalte zu legen, ist wegen der dafür nötigen Tiefbauarbeiten teuer und langwierig. Nach Angaben der Stadtwerken wird es 30 Millionen Euro kosten, um den Großteil der Stadt in einem Zeitraum von 15 (!) Jahren zu erschließen - vorausgesetzt der Markt nimmt das Angebot an.
An Letzterem meldet Alexander Vogler von der Telekom allerdings erhebliche Zweifel an. Er rät dringend ab davon, solche Summen in die Glasfaserverkabelung zu stecken, wenn es in absehbarer Zeit schnellere und billigere Technolgien gebe, mit denen dieselbe Geschwindigkeit erreicht werden könnte. Und dies ist möglich, sagt Vogler. Dank Vectoring könne die Telekom ihr Netz in Bamberg in nur sechs Monaten so aufrüsten, dass so gut wie alle Bürger von Übertragungsraten bis zu 100 Megabit profitieren könnten.
An einem schnellen Ausbau führt für Vogler kein Weg vorbei, wenn die Stadt nicht abgehängt werden will. Vor allem am Stadtrand, in Gaustadt und Wildensorg etwa, und überall dort, wo die Entfernung zu den Vermittlungsstellen der Telekom 1800 Meter überschreitet, sinke die Übertragungsrate auf kaum noch akzeptable Werte unter sechs Megabit. Was das Internettempo angeht, sei das Umland an Bamberg vorbeigezogen. "Nur drei Gemeinden haben ähnlich schlechte Zahlen wie die Stadt Bamberg", sagt Vogler.
Doch ist die Vectoring-Technik tatsächlich so verfügbar, wie die Telekom sagt? Hört man Jan Giersberg von den Stadtwerken, dann sind noch etliche Fragen offen. Vor allem habe die Bundesregierung dem Entwurf noch nicht zugestimmt. Unverständlich ist für Giersberg, weshalb der Marktführer die Internetgeschwindigkeiten in Bamberg kritisiert, während er selbst gerade dabei sei, eine höchst umstrittene Volumendrossel im Festnetz einzuführen.
