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Internationales Workcamp Gundelsheim zu Ende


Autor: Anette Schreiber

, Dienstag, 04. Sept. 2012

In Gundelsheim geht in dieser Woche das zweite Internationale Workcamp zu Ende. Junge Leute aus den unterschiedlichsten Ländern wohnen und arbeiten zusammen. Die Gemeinde fördert sie dabei.


Es wird geschraubt, gejätet, gebastelt und gemalt. 19 Gäste haben im Rahmen eines internationalen Workcamps in der Gundelsheimer Schule Quartier bezogen. Feldbetten und Isomatten so weit das Auge reicht - in der Schul-Aula. In der "Mittagsbetreuung" stehen massenweise Nudeln, Zwiebelnetze und ein startbereiter Einkaufswagen. Im Gang ist ein großer Plan zum viel genutzten Hingucker geworden. Auffällig: Nahezu alle Aktivitäten sind in Englisch formuliert. Die Sprache, die alle verbindet. 17 Jugendliche der unterschiedlichsten Nationalitäten und zwei deutsche Betreuerinnen haben sich vor über zwei Wochen zu einem internationalen Workcamp formiert, zu dessen "Heimat" ist die Schule geworden. Bereits zum zweiten Male gibt die Gemeinde der internationalen Gemeinschaft Raum. Wiederum drei Wochen lang.

Im vergangenen Jahr, so berichtet Bürgermeister Jonas Merzbacher (SPD) bei seinem Besuch im Camp, habe man das Workcamp im Rahmen des Städtebauprogrammes "Generationen finden Raum" eingesetzt, um hier weitere Impulse - von außen - zu bekommen. Für Gundelsheim habe man das als äußerst fruchtbar empfunden und sich für ein Folge-Camp entschieden. Dieses wird getragen von den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten (Abkürzung: ijgd). Drei Wochen lang leben die jungen Leute zusammen.

Für gemeinnützige Projekte arbeiten sie täglich fünf Stunden miteinander, verbringen ihre Freizeit gemeinsam und lernen ihre jeweiligen Kulturen sowie die des Gastgeberlandes intensiv kennen. Jährlich beteiligen sich über 1500 junge Leute an deutschlandweit 100 Camps. Vor Gundelsheim gab es vergleichbare Camps vor Jahren schon einmal in Litzendorf und Memmelsdorf erinnert sich der Bürgermeister.

Spätestens seit diesem Kerwa-Wochenende dürften auch die letzten Gundelsheimer mitbekommen haben, dass man derzeit 17 internationale Gäste beherbergt: die Leute vom Workcamp haben sich intensiv am Aufbau des Festzeltes beteiligt und sie haben sich mit ihrer bunten Multikulti-Fahne in den Kerwa-Umzug eingereiht. Bleibende Erinnerungen werden die Grundschüler nach den Ferien im Schulhof finden, farbige Schablonen für allerlei Spiele. Eine der ersten Aufgaben für die 16 bis 24 Jahre jungen Gäste war die Instandsetzung von gemeindlichen Fundfahrrädern, so Jugendsozialarbeiterin Julia Quaschnik. Sie und Quartiersmanagerin Julia Zinnow kümmern sich zusammen mit den ijgd-Betreuerinnen Steffi und Nelly um das Wohl der Gäste. Merzbacher nimmt's gelassen, dass man bei diesem Workcamp immer wieder mal ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen musste. "Infekte und dergleichen".

Betreuerin Nelly Wacker aus Münster ist Studentin und findet die Tätigkeit im Workcamp auch für sich persönlich als Bereicherung. Faszinierend bezeichnet sie "die Zusammenarbeit der Nationen", besonders gut zu beobachten beim Kochen. Es haben immer zwei Jugendliche zusammen Küchendienst. Eingekauft wird gleichfalls von den jungen Leuten selbst und am Ort. Deswegen findet sich auch der Einkaufswagen des örtlichen Lebensmittelmarktes in Dauernutzung, das heißt er bleibt bis zum nächsten Einsatz in der Mittagsbetreuung geparkt. Essenstechnisch schwärmt Nelly Wacker vom serbischen Reisgericht oder den spanischen Kartoffeln, "die waren wie mit Zitrone gekocht und mit scharfer Soße". Bei Jugendlichen aus Italien, Spanien, Frankreich, Georgien, der Ukraine, der Slowakei, Serbien, Mexiko und Hongkong, um nur einige zu nennen, lässt sich gut in die unterschiedlichsten (National-)Gerichte hineinschmecken.

Eine große, internationale Familie


Aber nicht nur hier harmoniert die Welt. Die 22-jährige Tata aus Georgien hat eben ihr Architekturstudium abgeschlossen und findet es spannend, mit so viele unterschiedlichen jungen Leuten aus anderen Ländern zusammenzukommen und sie näher kennenzulernen. Gundelsheim findet sie einen schönen kleinen Ort, den sie zuerst bei der Schnitzeljagd entdecken durfte. Mit der Spanierin Annabel und Vanja aus Serbien scheint sie sich prächtig zu verstehen. Vielleicht ja auch, weil das Englisch der Jugendlichen durch die stetige Konversation schon richtig gut und flüssig geworden ist. Vanja ist 17 und noch Schülerin der High School in Serbien, wie sie sagt. Sie empfindet das Workcamp "wie eine große internationale Familie".

Mit den Gundelsheimern kommt man nach und nach in Kontakt, auch weil man in der Nähe der "Oase" ist und besonders auch wegen der Kerwa. Neben etlichem anderen brachte sich das Camp mit Kinderschminken ein. "Anfangs kam keiner", sagt Tata. Dann bemalten sich eben die Leute vom Workcamp selbst und ab da strömten die "Kundschaft". Stundenlang wurden Gesichter bemalt. Das war zwar anstrengend, hat Tata aber auf jeden Fall mehr Spaß gemacht, als auf dem Schulgelände Unkraut zu jäten. Denn in der Urlaubszeit halten die jungen Leute Schule und Umfeld in Schuss. Eine der vielen bleibenden Erinnerungen an das Camp dürften auch die aus Skateboards gebauten Regale sein. Merzbacher freut sich über internationale Begegnung dank des Camps. Und umgekehrt sind dessen Bewohner angetan. "Die Leute hier sind sehr nett", findet Tata.