Integration am Schachbrett
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Montag, 08. Sept. 2014
Beim ersten bundesweiten Blitzschachturnier der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg rauchten die Köpfe. Schirmherr und Großmeister Helmut Pfleger hatte einen fachkundigen Blick auf die konzentrierten Spieler.
Ganz entspannt löffelt Michael Lorenz aus seinem Eisbecher, während er seinen weitaus älteren Gegner am Schachbrett im Auge behält. Der zehnjährige Bub aus der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Schwaben-Augsburg überdenkt nur kurz seinen nächsten Zug und lächelt siegessicher. Tatsächlich kann das Bürschchen auch diese Partie für sich verbuchen: "Das macht richtig Spaß", strahlt Michael, dem sein Vater vor drei Jahren das Schachspiel beigebracht hat. Am Ende des ersten bundesweiten Blitzschachturniers der IKG Bamberg am Sonntag ist der junge Mann dann auch "Bester Junior" und nimmt freudig einen Pokal entgegen.
Großmeister als Schirmherr
"Michael spielt wirklich sehr schön", bescheinigt ihm Schirmherr Schachgroßmeister Helmut Pfleger, der das Turnier aufmerksam verfolgt, um dann einzuräumen, dass er wohl jeden der angetretenen 30 Spieler
Natürlich geht es bei diesem ersten bundesweiten Blitzschachturnier der IKG auch um Sieg oder Niederlage, um Pokale oder bloßes Dabeisein. Für Martin Arieh Rudolph, Vorsitzender der Bamberger IKG, ist dieses Turnier jedenfalls "ein voller Erfolg, und wir werden es zu einer neuen Marke der IKG Bamberg ausbauen". Künftig solle es jedes Jahr Ende Juni, Anfang Juli ein solches Schachturnier geben, zu dem Teilnehmer aus ganz Deutschland von anderen jüdischen Gemeinden und von städtischen Schachclubs eingeladen werden.
So hat auch der Bamberger Schachclub SC 1868 maßgeblich die Organisation dieses Sonntagsturniers übernommen. Sein Zweiter Vorsitzender Erwin Ortlauf fungiert als Turnierleiter und sammelt die Ergebnisse der zwölf Runden Blitzschach, die nach dem Schweizer System gespielt werden. "Anstrengend, aber schön", verlaufe der Tag, bilanziert Ortlauf. Computergestützt listet er die jeweiligen Punkte des "Runden- und K.O-Systems" auf und stellt die Spielerpaare zusammen.
Sieger aus Augsburg
Nach einigen Runden zeichnet sich der Favorit auf den Siegerpokal und die hundert Euro Preisgeld ab: Mark Safyanowsky von der IKG Schwaben-Augsburg ist dann am Ende mit zehn Punkten auch der Champion. Zweiter Sieger wird Nikolai Shainev von der IKG Nürnberg, dritter Sieger Sascha Labin vom SC 1868 Bamberg. Bester Senior ist Boris Mishkevichcer von der IKG München. Die beiden Mitspieler aus der IKG Bamberg mussten früh ausscheiden, dafür stellte die Gemeinde mit dem 87-jährigen Michail Markov den ältesten Teilnehmer.
Mit diesem sportlichen Ereignis wollte Initiator Martin Arieh Rudolph dabei mithelfen, dass über kulturelle Grenzen hinweg jüdische Mitbürger besser in die Mehrheitsgesellschaft integriert werden. "Gegenseitige Begegnung kann dazu beitragen", ist sich der IKG-Vorsitzende sicher. Schirmherr Pfleger pflichtet ihm bei: "Es ist gut, wenn die Religionen sich verstehen und die jüdische Gemeinde eingebunden wird", sagt er, der selbst zwei Mal an der deutsch-israelischen Schacholympiade in Israel teilgenommen hat, "und das sehr gern".