Insolvenz kommt für Minges überraschend
Autor: Matthias Litzlfelder
Breitengüßbach, Donnerstag, 11. April 2013
Der Verlust eines Großkunden zwingt den Kaffeeröster zum Handeln. Die Produkte des fränkischen Unternehmens sind bei Groß-, Einzelhandel sowie Discountern im In- und Ausland zu finden.
Ohne den vorläufigen Insolvenzverwalter geht bei der Firma Minges inzwischen nichts mehr. Seit das Unternehmen aus Breitengüßbach (Landkreis Bamberg) am Mittwoch beim Amtsgericht Bamberg den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hat, ist Volker Böhm am Zug. Der Nürnberger Rechtsanwalt aus der Kanzlei Schultze & Braun muss sich nun erst einmal einen Überblick über die Geschäfte des Kaffeerösters verschaffen. Böhm war zuletzt in den Schlagzeilen als Insolvenzverwalter des Erlanger Solarkraftwerk-Anbieters Solar Millennium.
Der Name Minges ist nicht nur fränkischen Kaffeetrinkern ein Begriff. Das Unternehmen vertreibt seine geröstete Ware europaweit, der Markenname ist auf Packungen in den Regalen der Lebensmitteleinzelhändler und -discounter im In- und Ausland zu finden. Daneben produziert Minges auch im Auftrag anderer Firmen, zum Beispiel für den Münchner Feinkostbetrieb Käfer.
"Kurzfristig und überraschend"
Als Grund für die Insolvenz gab ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters gestern den Verlust eines Großkunden und den damit verbundenen massiven Umsatzrückgang an. Um welchen Kunden es sich handelt, war nicht zu erfahren. Geschäftsführer Ulli Minges, der demnächst seinen 33. Geburtstag feiert und in dritter Generation das Familienunternehmen führt, gab auf Nachfrage an, dass "alles sehr kurzfristig und überraschend" gekommen sei. "Ich bin genauso geschockt wie unsere Mitarbeiter und alle Beteiligten. Wir müssen das alles erst einmal verarbeiten", sagte Minges. 35 Menschen sind bei Minges beschäftigt, vor einigen Jahren waren es noch mehr als 100. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind für drei Monate durch das Insolvenzgeld abgesichert. Was danach kommt und was aus Minges wird, kann jetzt noch niemand sagen.
Der Markt mit seinen großen Mengen an Röstkaffee ist in den vergangenen Jahren schwieriger geworden. Eine immer größere Rolle spielt inzwischen der Preis. Und an den Börsen ist der Rohstoff Kaffee längst zum Objekt von Spekulanten geworden.
2006 war das Thema Insolvenz schon einmal mit Minges gerüchteweise in Verbindung gebracht worden. Tatsächlich hatten damals die enormen Umsatzsteigerungen des Familienunternehmens kurzfristig zu Finanzierungsproblemen geführt, die aber gelöst werden konnten.
Das 1932 vom Großvater des heutigen Firmenchefs in Bamberg gegründete Unternehmen entwickelte sich seit dem Jahr 2000 rasant. Lag damals der Jahresumsatz noch bei einer Million Mark, so waren es vier Jahre später schon 14 Millionen Euro. Im Jahr 2011 nahm Minges dann am Firmensitz Breitengüßbach eine neue Rösterei sowie eine neue Kaffeepad-Produktionsanlage in Betrieb. Der Umsatz 2011 betrug 20,1 Millionen Euro.
Das an der A73 gelegene 8500 Quadratmeter große Firmengelände ist zu fast drei Vierteln bebaut, im benachbarten Baunach befindet sich auf 12.500 Quadratmetern Fläche das Lager der Firma. Minges betreibt außerdem noch ein kleines Ladengeschäft in Bamberg.
Die Produkte von Minges sind nach Unternehmensangaben in mehr als 20 Ländern weltweit erhältlich.