Im Flächen-Landkreis Bamberg mit 36 Gemeinden ist es schwierig, einen ÖPNV mit guter Taktung anzubieten. Deshalb probiert man hier auch andere Angebote aus, wie zum Beispiel das "Mitfahrbänkla" oder "E-Fahrzeuge", die kostengünstig bei vielen Gemeinden gemietet werden können. Hilft das in Sachen Klimaschutz?
E-Fahrzeuge helfen, wenn der Strom für Antrieb am Ende auch wirklich "grün" ist. Das wird ja hoffentlich irgendwann auch der Fall sein. Das Mitfahrbänkla ist auf jeden Fall dann eine gute Sache, wenn am Ende mehr Menschen in einem Fahrzeug sitzen, als ohne diese Bank. Immer dann, wenn Sie es schaffen, möglichst viele Menschen in ein Fahrzeug zu bringen, ist der Umwelt geholfen. Allerdings müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass es im Verkehrssektor um größere Mengen von Menschen gehen muss, die vom MIV auf die "Öffis" umsteigen.
Was wäre denn Ihr Ansatz, um signifikant etwas für die Umwelt zu tun?
Zum einen müssen wir baldmöglichst das Angebot dort verdichten, wo es ökonomisch und ökologisch zu rechtfertigen ist. Zum anderen müssen unsere Städte mehr Mut haben, die Innenstädte für den MIV unattraktiver zu machen. Keine Stadt in Deutschland ist baulich dafür geeignet, das ständig steigende Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Öffentlicher Raum lässt sich nun halt mal nicht beliebig vermehren. Für mich stellt sich die zentrale Frage, was für eine Vorstellung wir heute von der Stadt als urbanen Lebensraum haben.
Eine Stadt wird für mich deshalb nicht unattraktiver, weil dort weniger Autos rumfahren dürfen. Aber erst muss das Angebot stimmen, bevor man beim MIV die Daumenschrauben anzieht. Hinzukommen neue Verkehrsmittel - oder uns bekannte, wie das Fahrrad - die im Nahverkehr ein guter Ersatz für das Auto sind. Wichtig ist aber, dass neue Verkehrsangebote und - mittel jeglicher Art, nicht noch mehr Verkehr generieren.
Was unternehmen Sie selbst, um CO2 einzusparen?
Ich habe das Fliegen innerhalb Deutschlands völlig eingestellt. Notfalls bleibe ich jetzt bei längeren Reisen auch schon mal eine Nacht im Hotel vor Ort, was ja nicht unbedingt teurer ist, wenn ich nun ein Bahn- statt ein Flugticket habe. Vor knapp drei Jahren haben wir zudem unser Auto verkauft, weil der Besitz in keinem vernünftigem Kosten/Nutzen-Verhältnis mehr stand. Wobei ich vorsorglich darauf hinweisen möchte, dass ich keinen Dienstwagen zur Verfügung habe, auf den ich ausweichen kann. Es ist aber wichtig, eine solche Entscheidung stets von den Rahmenbedingungen abhängig zu machen, unter denen man lebt und arbeitet! Und davon, dass man bei der Frage, welches Verkehrsmittel man anlassbezogen nutzt, auch ehrlich rechnet. Und das haben wir halt getan und sind zu dieser Entscheidung gekommen.
Die Fragen stellte Michael MemmelZur Veranstaltung am 7. November in Bamberg
Um die Mobilität der Zukunft vor dem Hintergrund des Klimawandels sprechen bei einer Podiumsdiskussion Robert Frank, Geschäftsführer der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft und Vorsitzender der Landesgruppe Bayern des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Stadtwerke Bamberg. Die Veranstaltung, zu der Stadtwerke und VDV einladen und die mit einem Vortrag von VDV-Landesgeschäftsführer Gerrit Poel beginnt, findet am Donnerstag, 7. November, um 19 Uhr im "Ziegelbau" des Kongresshotels (Mußstraße) statt. Es moderiert Michael Memmel, Leiter der Lokalredaktion Bamberg vom Fränkischen Tag. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung unter www.stadtwerke-bamberg.de/vdv aber zwingend erforderlich.
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