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Ingrid Buresch: Der Tasche gilt ihre Liebe


Autor: Anette Schreiber

Bamberg, Dienstag, 23. April 2019

Die Bambergerin Ingrid Buresch sucht für ihren einmaligen Schatz einen würdigen Platz. In Bamberg, oder auch im Landkreis.
Ein Prachtexemplar aus der Sammlung von Ingrid Buresch und ein weiteres im Hintergrund, präsentiert bei einer AusstellungArchivbild; Barbara Herbst


Es bräuchte gar viele Schrankwände, würde Ingrid Buresch ihre Pretiosen auf diese Weise unterbringen wollen. Derzeit sind ihre über 2000 Exemplare fein säuberlich in Kartons bewahrt. Darauf systematisierte und detaillierte Beschriftungen, die Teil von Dokumentationen sind. So befasst sich wohl selbst der größte Taschen-Fan nicht mit diesem nicht mehr wegzudenkenden Tagesbegleiter.

Die Bambergerin nutzt Taschen nicht nur leidenschaftlich gerne. Sie befasst sich darüber hinaus so intensiv mit ihnen, wie kaum jemand anderer. Der Tasche an sich gilt ihre Mission und sie speist ihre Vision: Ihre Bedeutung in der Gesellschaft aufzuzeigen. Ihr geht es um eine Hommage an einen profanen Gegenstand und an die Frauen, die dieses Kulturgut gefertigt haben. Genau deswegen hat Ingrid Buresch weit über 2000 Exemplare zusammengetragen.

Die geschulte Pädagogin, die im aktiven Berufsleben Handarbeitsfach- und Seminarlehrerin war, wählt eine entsprechende Herangehensweise. Schließlich gehe es um die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des guten Stücks.

Intensive Recherchen

Diese hat die gepflegte Dame in intensiven jahrzehntelangen Recherchen erforscht. Der Freundeskreis regte vor etlichen Jahren an, sie möge ihr Fachwissen und ihre Sammlung, die einen Zeitraum von über 200 Jahren und eine Vielzahl von Ländern, Techniken und Materialien umfasst, doch einmal der Öffentlichkeit zugänglich machen. Was wäre da eine geeignetere Form, als eine Ausstellung. Als Ingrid Buresch den Machern im Vorfeld der ersten Ausstellung - in Bad Kissingen - Einblick gab, hatten diese die Idee, Ingrid Buresch könnte das doch in ein Buch einfließen lassen.

Was sie tatsächlich tat. "Liebling der Frauen. Die Tasche im Wandel der Zeit" heißt das Werk, über das in der Zwischenzeit namhafte Museen in aller Welt verfügen. Das Oeuvre ist mittlerweile schon lange ausverkauft.

Die 78-Jährige hat alles ins Lebenswerk Tasche gesteckt, "auf vieles verzichtet", wie sie anmerkt, um mit ihrer Sammlung die Tasche, deren Geschichte und Bedeutung insbesondere für die Frau (auch in emanzipatorischer Hinsicht) zu einer möglichst umfassenden Zusammenschau werden zu lassen.

Räume angemietet

Logisch, dass man so einen Schatz nicht einfach so unterbringt. Die Taschenliebhaberin hat dafür eigens Räumlichkeiten angemietet. Aber was nutzt es, wenn er gut verpackt und beschriftet, und damit ungenutzt vor sich hinschlummert? Es gibt wohl kaum jemanden, der über Taschen so viel zu erzählen hat wie sie. Etwa über die berühmteste Taschenträgerin überhaupt - Königin Elisabeth II -, oder was es mit dem Tascheninhalt so auf sich hat.

Bei den insgesamt drei Ausstellungen der Buresch-Sammlung in Franken - Bad Kissingen, Forchheim und Frensdorf - haben die Taschen die Besucherzahlen stets deutlich gesteigert. Was für Ingrid Buresch Beweis genug ist, dass Menschen sich für die Tasche an sich interessieren. In Europa gibt es überhaupt nur ein Taschen-Museum und zwar in Amsterdam. Da wäre die Region Bamberg doch ungleich leichter zu erreichen, meint sie humorvoll.

Benutzt die Taschen-Liebhaberin dieses Utensil? "Na und ob", meint sie resolut. Logischerweise nicht das älteste Exemplar aus der Zeit um 1800. Das lagert an einem besonderen Platz und wäre sicherlich ein Ausstellungs-Highlight.

KOMMENTAR:

Die Sammlung in der Region halten

Im Fall der Taschensammlung von Ingrid Buresch fallen mir spontan gleich zwei Sprichworte ein: Jenes vom Propheten, der im eigenen Land nichts gilt, und das vom geschenkten Gaul.

Wenn nicht zu einer Weltkulturerbestadt, wohin dann würde eine derart besondere Sammlung am besten passen? Dass hier noch nicht einmal einer Ausstellung Raum gegeben wurde, ist schwer nachzuvollziehen. Noch schlimmer, dass möglicherweise die Chance vertan wird, sich die Sammlung sozusagen fast zum Nulltarif zu sichern -, nach dem Ableben der Sammlerin. Was heißt das nun? Da kommt dann ein drittes Sprichwort ins Spiel: Kein Schaden ohne Nutzen.

Wenn also Bamberg die Sammlung nicht möchte, weder als Ausstellung, noch dauerhaft, dann könnten zumindest Kommunen aus dem Landkreis Bamberg diese Chance nutzen.

Es wäre schließlich mehr als bedauerlich, wenn sie anderswo in Deutschland oder in der Welt landen würde und die Region das Nachsehen hätte.

Es böte sich beispielsweise Hallstadt an, nahe genug an Bamberg und auch solvent genug, um für ein entsprechendes Ambiente zu sorgen. Andererseits, warum nicht auch Ebrach, wenn der Staat mitspielt? Etwas Kultur am Baumwipfelpfad, bei Handtaschen dürfte die kulturelle Hemmschwelle nicht zu groß sein.

Oder eine Erweiterung im Bauernmuseum, schließlich hatte die Sammlung hier schon einmal die Besucherzahlen deutlich ansteigen lassen. Es wäre mehr als bedauerlich, wenn sich die Region Ingrid Bureschs einmaligen Schatz nicht sichern würde.

Da könnte auch ein Mäzen ins Spiel kommen.