Seit einem Jahr ist Volker Dittrich nach dem Rücktritt seines Vorgängers, der Geld unterschlagen hatte, Bürgermeister.
Volker Dittrich bemüht den maritimen Vergleich mit Boot, See und Kapitän: Nach heftigen Stürmen, ausgelöst durch Bürgermeister Matthias Schneiderbanger, der 280 000 Euro aus der Gemeindekasse abzweigte, zurücktrat und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt ist, steuert das Schiff Gemeinde unter dem neuen Kapitän Dittrich nun in ruhigerer See. Klippen freilich sind angesichts des laufendem ICE-Ausbaus genügend zu umschiffen. Die Mannschaft arbeitet dabei eng mit dem Kapitän zusammen. Seit einem Jahr gibt Dittrich in Zapfendorf den Kurs an.
Arbeit macht Spaß
Der gelernte Büroinformationstechniker und studierte Elektrotechniker fühlt sich augenscheinlich wohl im Rathaus, die Arbeit macht ihm Spaß. Wahlkampfversprechen hat er so gut wie eingelöst: Mehr Bürgernähe bietet die "sehr gut angenommene" monatliche Sprechstunde, ein Jugendforum ist auf einer Facebook-Seite etabliert, die Resonanz bereits "ordentlich". Die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden klappt "hervorragend", die Öffnungszeiten des Rathauses wurden erweitert, das Mitteilungsblatt überarbeitet, das Gesundheitszentrum ist auf dem Weg, für die Sanierung der Schulturnhalle wurden 500 000 Euro an Fördermitteln gesichert. "Nur mit dem Vereinsring hat es noch nicht ganz geklappt", gibt der 51-Jährige offen zu.
Kurz vor der wegen Schneiderbangers Rücktritt aus dem Turnus gefallenen Wahl mit drei Gegenkandidaten hatte Dittrich 2015 die "Alternative für Zapfendorf ins Leben" gerufen. Doch im Marktgemeinderat hat sie keinen Sitz. Der einstige CSU-Mann Dittrich, der sich 2008 für die Christsozialen um einen Gemeinderatssitz mühte, muss nun als Einzelkämpfer Mehrheiten suchen. Augenscheinlich kein Problem. "Ich bin ein kommunikativer Mensch", behauptet Dittrich von sich. Er meint damit auch, dass die vielen Vereinstermine für ihn keine Last sind. Auch nicht die 60-Stunden-Woche. Seit seiner Jugend ist Dittrich sportlich und politisch aktiv. Wenngleich Letzteres in den zurückliegenden Jahren wegen seines auswärtigen beruflichen Engagement etwas in den Hintergrund getreten ist.
Damit angesichts der umfangreichen Termine seine Ehefrau und die beiden Söhne nicht auf der Strecke bleiben, gibt's feste gemeinsame Zeiten, beim Essen und am Wochenende. Dazu den Urlaub mit Campen und Skifahren. "Ein starke Familie ist bei so einem Amt wichtig." Die Fehler geschiedener Bürgermeister will Dittrich jedenfalls vermeiden. Auch Fehler im Rathaus. Bei Finanz-Transaktionen gelte nun nur noch das Vier-Augen-Prinzip, spielt er auf die jüngste Vergangenheit an, zu der er sich aber nicht weiter äußern möchte. Lieber zum Thema Sport. Am Volleyball hält der gebürtige Zapfendorfer auch im Bürgermeisteramt fest. Im Sportverein bleibt er Abteilungsleiter, spielt selbst und trainiert die Jugend - sowie Asylbewerber. "Sie sind bei uns in die Vereine integriert."
Ins kalte Wassere geworfen
Beim Thema Asylbewerber war Dittrich am ersten Arbeitstag mit Antrittsbesuch beim Landrat gleich ins kalte Wasser geworfen worden. Auch Schwimmkurse für die jungen Leute bietet Zapfendorf seit geraumer Zeit für die jugendlichen Asylbewerber an.
Hier ist also alles auf Kurs. Was die laufenden Arbeiten für den ICE-Ausbau betrifft, ist Dittrich in rauer See, muss immer wieder gegensteuern. Es gebe hier viel Regulierungs- und Nachbesserungsbedarf, sagt er. Beim Schienenersatzverkehr habe man schon einiges nachjustiert. Auf Initiative der CSU etwa habe man darauf gedrungen, dass alle Kinder und Pendler einen Sitzplatz bekommen, "vor allem in den Bussen, die auf der Autobahn fahren". 50 bis 60 Prozent der Arbeitszeit verwende die Mannschaft im Rathaus auf das Thema ICE. "Der ICE-Ausbau belastet die Verwaltung und die Bürger sehr, Dreck, Lärm, Einschränkungen, alle leiden sehr."
Dennoch, in seinem Job fühle er sich wohl, so Dittrich. "Im Rathaus sind wir auf einem sehr guten Kurs, die Mannschaft passt." Sagt's und geht, denn der "Kapitän" wird für den nächsten Termin von der Brücke gerufen.