Druckartikel: In Stegaurach soll eine 200 Jahre alte Linde fallen

In Stegaurach soll eine 200 Jahre alte Linde fallen


Autor: Hans Kurz

Stegaurach, Montag, 23. Februar 2015

Der gesunde Baum steht auf einem Privatgrundstück in Stegaurach. Die Gemeindespitze stemmt sich gegen eine Fällung, hat rechtlich jedoch keine Handhabe. Hilfsangebote sollen sie Besitzer darum von ihrem Vorhaben abbringen.
Fotos: Hans Kurz


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Es ist einer der größten, schönsten und vor allem ältesten Bäume in Stegaurach: die Lande in der Hartlandener Straße. Über 200 Jahre soll sie alt sein, sagt man im Ort. Dann wäre sie schon dort gestanden, als das Dorf an der Aurach gerade mal etwa 60 Haushalte zählte und Napoleon nach Russland marschierte. Über Linden heißt es, dass sie 300 Jahre kommen, dreihundert Jahre stehen und dreihundert Jahre vergehen. Die Stegauracher Linde ist also immer noch ein jugendlicher, lebendiger Baum. Und sie ist allem Anschein nach kerngesund. Trotzdem soll sie gefällt werden.

So ein mächtiger Laubbaum macht natürlich auch viel Arbeit. Und das ist es, was die Besitzer - ein älteres Ehepaar - glauben, nicht mehr bewältigen zu können. Gelegentlich herunterfallende kleine Äste und vor allem das Laub im Herbst wollen beseitigt werden.
Nicht nur auf dem Gartengrundstück, sondern auch von der vorbeiführenden Straße. "Ich und meine Frau, wir können uns beide nicht mehr danach bücken", klagt der Mann. Da helfe es auch nicht, dass der Verein der Gartenfreunde angeboten habe, nach einem Sturm mit einer Jugendgruppe der Schule zum Aufräumen vorbeizukommen oder im Herbst im Herbst das Laub aufzulesen.

Baum ist verkehrssicher

"Alle die nur den schönen Baum sehen, sollen mal vorbeikommen und schauen, was der jeden Tag für eine Arbeit macht", sagt er. Der Baum habe auch schon den Gartenzaun und die Mauer weggedrückt. "Außerdem haften wir für alles." Damit meint er mögliche Unfallschäden durch herabfallende Äste. Aus all diesen Gründen soll er jetzt weg, der Baum. Eine Firma ist damit beauftragt, die Linde zu fällen. Für den morgigen Mittwoch und den Donnerstag hat das Unternehmen bereits eine Verkehrsrechtliche Anordnung zur Sperrung der Straße bei der Gemeinde beantragt.

"Der Baum ist verkehrssicher", stellt dagegen Uwe Hoff, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege, fest. Erst vor sieben oder acht Jahren bei der Baum fachmännisch zurückgeschnitten worden. Dabei hätten der Landkreis und die Gemeinde sogar je ein Drittel der Kosten übernommen, weil es sich um einen Ortsbild prägenden Baum handle. Seither seien auch keine erkennbaren Schäden, wie etwa große dürre Äste oder Risse und Hohlräume im Stamm, hinzugekommen. Ein neuer Rückschnitt sei in den kommenden Jahren gar nicht nötig. Zudem falle auch nicht jeden Tag etwas herunter. Und das müsse man nicht immer gleich aufheben.

"Um diese Linde tut es mir einfach leid, es tut richtig weh", sagt Hoff beim Gedanken daran, dass sie gefällt werden soll. Für Stegaurach sei dies jedenfalls ein sehr bedeutender Baum. Das sehen mit vielen anderen Stegaurachern auch Bürgermeister Thilo Wagner (FW-FL) und Zweiter Bürgermeister Bernd Fricke (Grüne) so. Alle erdenkliche Unterstützung haben sie den Besitzern angeboten. So könnte etwa vom gemeindlichen Bauhof, der sich direkt gegenüber befindet, immer wieder mal nach dem Rechten geschaut werden. Eventuell könne ein Mitarbeiter eine Baumpatenschaft übernehmen. Fricke bot sogar an, selbst anzupacken. "Ich fahre jeden Tag an Ihrem Grundstück vorbei, ich kann da auch etwas übernehmen", schrieb er in einem Brief an die Baumbesitzer. Man könne das alles doch wenigsten ein Jahr lang ausprobieren ob es funktioniert, so bitte der Gemeindevertreter um einen Aufschub.

"Was denken Sie, wie leid es mir tut. Ich bin doch mit dem Baum aufgewachsen", sagt auch der Mann, der mit der Situation völlig überforderte scheint. Und weil er fürchtet, doch auf allen Kosten sitzen zu bleiben. So ist denn bereit, lieber die - nach eigenen Angaben - 2500 bis 3000 Euro zu zahlen, die eine Fällung kostet.

Entscheidende Stunden

Rein rechtlich sind sowohl dem Landratsamt als auch der Gemeinde die Hände gebunden. Denn in Stegaurach gibt es keine Baumschutzverordnung. Eine solche gibt es im gesamten Landkreis nur in Litzendorf. In Stegaurach wird darüber nun auch diskutiert werden. Ob der Linde noch geholfen werden kann, wird sich jedoch schon in dieser Woche entscheiden.