Druckartikel: In der Fränkischen Schweiz gibt es eine Grab-Höhle aus der Keltenzeit

In der Fränkischen Schweiz gibt es eine Grab-Höhle aus der Keltenzeit


Autor: Hans-Werner Penning

Gasseldorf, Mittwoch, 17. Juli 2013

Vor etwa 2500 Jahren, als in der Fränkischen Schweiz Kelten lebten, wurden fünf Erwachsene und zwei Jugendliche, dazu etliche Tiere in einer unterirdischen Höhle abgelegt.
Die Bergung der menschlichen Schädel aus der Schachthöhle erfolgte unter absolut sterilen Bedingungen, um keine DNA zu vermischen.  Foto: Gerhard Gresik


Berthold Hofmann aus Heiligenstadt und sein Fürther Fast-Namensvetter Steffen Hoffmann haben einen vor allem für die Wissenschaft bedeutenden Fund gemacht. Im Landkreis Forchheim, auf der nördlichen Frankenalb, entdeckten sie vor drei Jahren eine bis dato unbekannte Schachthöhle. Die erfahrenen Mitglieder der Forschungsgruppe Fränkischer Karst wussten auch sofort um die Bedeutung und verschlossen den gerade freigelegten Eingang wieder. Jetzt legte der Lehrstuhl für Ur- und frühgeschichtliche Archäologie an der Universität Bamberg erste Forschungsergebnisse dazu vor.

"Wir haben hier die erste seit ihrer Nutzung vor mehreren Jahrtausenden völlig unberührte Höhle mit prähistorischen Knochen, und zwar nicht nur von Menschen, sondern auch von Tieren", hebt der Inhaber der Professur an der Uni Bamberg, Prof. Dr. Andreas Schäfer, hervor. Für den Lehrstuhl, der vor allem die Eisenzeit und römische Kaiserzeit bis zur Völkerwanderung, also den Zeitraum von etwa 700 vor bis 500 nach Christus erforscht, ein wahrlich bedeutsamer Fund. "Es ist eine einmalige Chance, eine unberührte Höhle und Knochenfunde mit modernen Methoden zu untersuchen". Materielle Schätze werde man hier nicht finden, dennoch wird der Platz, an dem die Höhle sich befindet, geheim gehalten. Der Kirschbaum, der der Höhle den Namen gab ("Kirschbaumhöhle"), steht längst nicht mehr. Er war in einer Vertiefung direkt über dem Eingang gewachsen.

Geleitet wird die Erforschung der Höhle, die aus einem etwa sieben Meter tiefen Eingangsschacht und zwei Kammern (Sinterkammer und Knochenkammer) besteht, von Dr. Timo Seregély, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bamberger Lehrstuhl. Eine erste Grob-Datierung habe als Zeitraum für die Deponierung der Menschen in der Höhle eine Spanne von rund 100 Jahren um 500 vor Christus ergeben. Das wäre in der Epoche der Kelten. Auf welche Weise und warum in der etwa zwei mal vier Meter großen Knochenkammer - die Höhe steht nicht genau fest - die Körper von fünf Erwachsenen und zwei Jugendlichen abgelegt wurden, ist noch nicht bekannt. In Frage kommen Bestattungssitten, rituelle Opfer oder die "Verlochung" an Seuchen gestorbener Menschen oder Ausgestoßener. Gefunden wurden auch Tierknochen von Rind, Schwein, Schaf, Hund, Rothirsch und Wildkatze.

Die Erfassung der Höhlenstruktur und der obersten Knochenlage erfolgte in Zusammenarbeit mit Gerhard Gresik von der Universität Bamberg, der die Vermessung mit einem modernen Laserscanner vornimmt. "Erstmalig kann mit dieser Methode die Rekonstruktion der Ablagerungen und eine Eingrenzung der Deponierungsmotive erfolgen", hob Gresik hervor. Die Datierungen werden von der Universität Mainz vorgenommen. Dort ist sogar die Bestimmung der DNA möglich, die Auskünfte über Herkunft, Geschlecht und genetische Zugehörigkeit geben kann. Unklar ist noch, ob es mehrere Deponierungsphasen gab.

"Ersteinsteiger" aus Fürth

Doch wie fand man eine Höhle wieder, die für normal Sterbliche nicht mehr zu erkennen war? "Oft ist es - wie in diesem Fall - ein kleiner Trichter, der die unterirdische Anlage verrät", sagt Berthold Hofmann. Auf Grund von Temperaturunterschieden könne man zudem bei Frost eine Höhle erkennen.
Der erste Mensch unserer Tage, der seine Nase in die alte Keltenhöhle steckte, war übrigens Steffen Hoffmann aus Fürth. "Er ist sofort wieder rausgekommen, war sich über die Bedeutung des Fundes absolut im Klaren. Wir haben dann die Höhle provisorisch zugemacht", berichtet Berthold Hofmann. Die Kosten für die solide Verschließung wurde von der Forschungsgruppe Fränkischer Karst getragen. Gefördert wird das Projekt von Oberfrankenstiftung, Landkreis Forchheim, Landesamt für Denkmalpflege und der Gesellschaft für Archäologie in Bayern.