Druckartikel: In Bischberg kehrt "BA 2950" die Straßen - noch!

In Bischberg kehrt "BA 2950" die Straßen - noch!


Autor: Anette Schreiber

Bischberg, Freitag, 03. Mai 2013

Die Gemeinde Bischberg besitzt ein Kehrfahrzeug. Das tut bereits seit 30 Jahren seinen Dienst. Das kostet: jährlich 17 000 Euro, mindestens. Was passiert, wenn Reparaturen einmal unwirtschaftlich werden, wird einmal keine leichte Entscheidung.
Günther Wilda steuert das Kehrfahrzeug souverän durch die Gemeindestraßen. Foto: Michael Gründel


Sauber! Rund 17.000 Euro kostet das Kehren. Jährlich, wenn es vom Kehrfahrzeug erledigt wird. Und vorausgesetzt, dass das orangefarbene Ungetüm keine Mucken gemacht hat. Obwohl diese altersentsprechend durchaus zu erwarten sind. Über 30 Jahre verrichtet das Vehikel in Bischberg schon seinen Dienst. Davor hat es sicherlich schon zehn Jahre im Auftrag des Landkreises für Sauberkeit gesorgt. So ganz genau weiß das keiner mehr. Nur eines scheint ziemlich sicher: Eine Ersatzbeschaffung, sollte "BA 2950" - so steht es auf dem Kennzeichen - seinen Geist aufgeben, wird das die Gemeinde ordentlich kosten. Im Rahmen der Haushaltsbesprechung war auch das Kehrfahrzeug ein Thema, bei dem Bürgermeister Johann Pfister (BI) diesen Aspekt einmal ganz sauber herausarbeitete.

Keine Verordnung

Saubere Arbeit, die leistet der "Schnacks" vom Bauhof.

Wenn Günther Wilda sich hinter das Steuer des orangfarbenen Zwölftonners, dann tut sich was in Bischberg. Dann ist im Anschluss aufgeräumt auf den gut 60 Kilometern Straße, die sich durch den Kernort Bischberg und seine Gemeindeteile schlängeln. "In Bischberg gibt es keine Verordnung über das Kehren von Straßen oder so", verkündet Bürgermeister Pfister stolz mit Blick auf die solchermaßen entlasteten Bürger.

Die sind damit alleine für die Gehsteige verantwortlich, die an ihren Grundstücken entlang führen. Ab der Rinne kehrt "BA 2950". Fauchend und röhrend. Mit zwei Motoren: einer mit 130 PS fürs Fahren und der zweit mit 80 PS fürs Kehren. Verschiedene Bürsten rotieren und bringen Schmutz in Richtung Saugschlauch, der das Kehrgut ordentlich in den Bauch des Vehikels saugt. Zwei Kubikmeter Kehrgut passen da rein. Wenn in der Gemeinde gekehrt wird und schmutztechnisch nichts Größeres anfällt, muss Schnacks oder wer von seinen Kollegen BA 2950 steuert, pro Kehrtag zweimal den Bauhof zum Entleeren ansteuern. "Wenn wir kehren, dann ist das Sondermüll, wenn der Bürger kehrt, füllt er die Mülltonne damit", spricht Pfister kopfschüttelnd bürokratische Finessen an.

Besonderer Bedarf

Wann wird in Bischberg denn gekehrt? Mindestens einmal im Monat und ansonsten einfach nach Bedarf, so das Gemeindeoberhaupt. Besonderer Bedarf herrscht beispielsweise bei Baumaßnahmen, wenn Straßen verschmutzt sind. Besonderen Bedarf bringt der Herbst mit seinem Laub und Stürmen. Besonderen Bedarf löst aber auch Blütenstaub im Frühjahr aus.
Als guter Nachbar leiht Bischberg das Fahrzeug aber auch schon mal an die Gemeinde Viereth-Trunstadt aus, wenn es dort einen besonderen Kehrbedarf auf den dortigen Straßen gibt. Es gibt nicht viele Kommunen mit eigenem Kehrfahrzeug, weiß Pfister auch von seiner Funktion als Landratsstellvertreter.

Wer Schnacks "BA 2950" erklimmen sieht, dem sticht auch der abgeschabte Sitz des Arbeitsplatzes in luftiger Höhe ins Auge. Übrigens auf der rechten Fahrzeugseite. "Da muss man sich erst dran gewöhnen", lacht Schnacks. Warum rechts, handelt es sich um ein aus England importiertes Fahrzeug? Mitnichten. Diese Anordnung beruht rein auf praktischen Gründen: Die Entwässerungsrinnen sind auf der äußeren Fahrbahnseite und hier beginnt das Einsatzgebiet für "BA 2950".

"Da muss man ein Gefühl dafür kriegen", sagt Schnacks. Vor allem auch wegen des völlig anderen Sehfeldes und des doch enorm großen toten Winkels. Auch das, was die zusätzlichen Spiegel zeigen, muss man einordnen können, ebenso wie die Bilder am Monitor, die den hinteren Straßenbereich zeigen, muss man erst einen Blick entwickeln. "Am Anfang bin ich öfter ausgestiegen und habe mir die Situation angeschaut, gerade wenn es eng war", erinnert sich Günther Wilda. Aber jetzt ist das kein Problem mehr. Problematisch wird das Kehren übrigens wenn es in Strömen regnet, weil da nur noch Wasser angesaugt wird und sich der Bauch von "BA 2950" rasch nur damit füllt. Auch bei Schnee hat der Kehr-Mercedes arbeitsfrei.

Selbst kehren oder neu kaufen

Wie lange sich das orangefarbene Kehrmobil in Schrittgeschwindigkeit noch durch Bischbergs Gemeindestraßen bewegen wird, lässt sich schwer vorhersagen. Mit den Jahren wird der Verschleiß größer, so dass Reparaturen irgendwann einmal vollkommen unwirtschaftlich sind. Dann wird wohl der Gemeinderat gefordert sein: Entweder ist eine Verordnung über das Kehren des Straßenkörpers zu erlassen oder ein Nachfolger für "BA 2950" anzuschaffen. Nach vorsichtigen Schätzungen Pfisters werden sich die Kosten dafür in dem Bereich wie für ein größeres Feuerwehrfahrzeug bewegen, "mindestens" und auf jedenfalls ein ordentlicher Betrag. Sauber!