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Im Wirtshaus weniger warten: Bamberger Studenten arbeiten an einer Lösung


Autor: Sabine Christofzik

Bamberg, Dienstag, 29. August 2017

Vier Bamberger Studenten wollen mit "Octoplate" das Bestellsystem in der Gastronomie digitalisieren.
Die Octoplate-Entwickler (von links) Thomas Düber, Tobias Goldhammer und Matthias Gurak. Auf dem Bild fehlt Andreas Foltyn. Beacons wie das, das zu Demonstrationszwecken rechts auf dem Tisch liegt, sind der Dreh- und Angelpunkt in dem System.  Foto: privat


Im Restaurant nur noch auf die Getränke und das Essen warten müssen. Nicht auf den Kellner, der die Karte bringt und dann noch mal an den Tisch kommen muss, um die Bestellung aufzunehmen und auch nicht darauf, dass er später die Rechnung bringt.

Das wünscht sich nicht nur, wer für den Gaststättenbesuch bloß eine kurze Mittagspause zur Verfügung hat. Die Bamberger Wirtschaftsinformatikstudenten Thomas Düber, Tobias Goldhammer, Matthias Gurak und Andreas Foltyn haben mit der Suche nach der Lösung dieses Problems nicht nur den Startup-Wettbewerb "Fünf Euro Business" gewonnen. Die Vier wollen, obwohl sie alle in der Prüfungsphase ihres Masterstudiengangs sind, ihre Geschäftsidee weiterentwickeln und zur Anwendungsreife bringen.

"Octoplate" digitalisiert den Bestellvorgang im Restaurant. Der Gast soll sich über eine kostenlos App nicht nur seinen Tisch reservieren können, sondern dort nach dem Einchecken per Bluetooth die Speisekarte auf sein mobiles Endgerät geladen bekommen. Er kann sofort bestellen. Die Servicekraft muss nur noch Getränke und Speisen an den Tisch bringen.

Möchte der Gast bezahlen, kann er das bargeldlos über die App tun. Wünscht er Beratung, informiert er über einen Kellner-Button die für seinen Tisch zuständige Servicekraft.


An jedem Tisch ein Beacon

Zum Einsatz kommt die Beacon-Technologie, die schon in vielen Anwendungsbereichen für für die Navigation innerhalb von Gebäuden genutzt wird. Diese kleinen Sender müssen im "Octoplate"-System punktgenau arbeiten. Es darf keine Überschneidungsräume geben, da die Servicekraft sonst nicht genau weiß, wo sie servieren soll. Jeder Tisch braucht ein eigenes Beacon.

Das System, das die Studenten entwickelt haben, soll für Gastronomen aber noch mehr bieten als nur Kostenersparnis beim Personal und die Vermeidung von Kapazitätsengpässen. "Wir möchte eine Komplettlösung anbieten, die sich auch auf Kassensystem und Warenmanagement erstreckt", sagt Tobias Goldhammer.

Für die Dauer des Wettbewerbs war "Octoplate" schon einmal eine Firma: ebenso wie die Projekte der vier Mitbewerber eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts. In Kürze wollen die aus Aschaffenburg, Mainz, Hildesheim und Limburg stammenden jungen Männer ihr Startup-Unternehmen gründen.


Ende März soll alles stehen

Der Zeitplan ist straff: bis Ende Oktober wird die App, die sich jetzt im Beta-Stadium befindet, so gebaut, dass sie stabil läuft. Ende Dezember soll das Gastronomenportal stehen und Ende März das ganze System lauffähig sein und ausgerollt werden können.

Preisgeld im Wettbewerb waren 800 Euro. Das Startkapital. Was die weitere Finanzierung angeht, sind die Studenten im Alter zwischen 25 und 31 Jahren schon aktiv gewesen. Denn die Firma wird es sein, die die Gastronomiebetriebe mit der Infrastruktur ausstattet. "Für ein Lokal mit 20 Tischen beispielsweise ist mit Kosten von rund 1200 Euro zu rechnen, die wir tragen", erläutert Thomas Düber.


Zügel selbst in der Hand behalten

"Die Mittel dafür sind auch schon in der Pipeline. Wir haben bereits Unterstützer gewinnen können", ergänzt sein Kommillitone. Anteile herausgeben wollen die künftigen Jungunternehmer aber nicht. Wichtig ist ihnen, die Zügel selbst in der Hand zu haben. Wie also wird "Octoplate" seinen Entwicklern später Geld einbringen? "Prozentual über die Transaktionskosten, die mit den Gastronomen individuell verhandelt werden."

Bis es soweit ist, müssen erstmal Partner in der Gastronomie gefunden werden. Thomas Düber: "Wir steigen dann dort in den laufenden Betrieb ein. Dazu muss das Programm fehlerfrei arbeiten. Alles andere würde unserem Ruf und dem des Gastronomen schaden. Deshalb werden wir nichts überstürzen. Wir wollen das größte Maß an Zuverlässigkeit liefern können. Das ist unser Anspruch."