Im Land der großen Biervielfalt
Autor: Stefan Fößel
LKR Bamberg, Mittwoch, 31. Juli 2019
Im Landkreis Bamberg gibt es noch zahlreiche kleinere Brauereien, viele in Verbindung mit einem Wirtshaus. Auch Braumeister Peter Griess setzt in Geisfeld auf diese Form der Direktvermarktung. Trotzdem ist sein Bier auch in Italien begehrt.
1000 Hektoliter Bier im Jahr sind genug für Peter Griess. Und eine Sorte reicht ihm auch: "Wir brauen ganzjährig ein ungespundetes naturtrübes Kellerbier." Das Bier vertreibt er über das eigene Gasthaus und den eigenen Keller, aber auch im Flaschenbierverkauf. Die Brauerei Griess ist eine von (laut Bierland Oberfranken) 68 aktiven Brauereien in Stadt und Landkreis Bamberg und befindet sich seit 1872 in Familienbesitz.
Als der heute 57-jährige Peter Griess 1983 den elterlichen Betrieb übernahm, war er der damals jüngste Braumeister Deutschlands. Seither hat sich viel verändert. Stolz zeigt uns Griess seine erst im Februar eingeweihte neue Lagerhalle. Hier hat er investiert, in sieben Edelstahltanks zu je 30 Hektoliter und zwei, die elf Hektoliter fassen. "Wir setzen inzwischen komplett auf Edelstahl. Nur die eiserne Sudpfanne bleibt, weil das Bier sonst einen ganz anderen Charakter bekommen würde." In der Lagerhalle füllt Schwiegersohn Fabian Skaggs gerade ein paar Fässer für italienische Biergenießer ab: "Die wissen fränkisches Landbier sehr zu schätzen." Griess weiß, dass in Italien das Seidla schon mal 8,50 Euro kostet - in Geisfeld sind es 2,50 Euro.
Die Zukunft sieht Griess aber vor allem in der Direktvermarktung: "Wenn unsere Flaschenabfüllanlage mal nicht mehr geht, stecken wir da kein Geld mehr rein." Handwerkskammer-Geschäftsführer Bernd Sauer bestätigt, dass Brauereien mit angeschlossener Wirtschaft einen strategischen Vorteil haben: "Das ist eine ganz andere Wettbewerbssituation als im Getränkemarkt, wo man mit allen nationalen und regionalen Marken konkurriert." Der meiste Umsatz werde in den Wirtshäusern gemacht, die Brauerei sei der Imagebringer. "Die Kombination macht es aus", sagt Sauer. "Wer gute fränkische Küche hat und Bier dazu, muss sich eigentlich über die Zukunft keine Sorgen machen." Freilich weiß auch Sauer von Nachfolgeproblemen einiger Betriebe, von bürokratischen Hürden und wirtschaftlichen Herausforderungen. "Mit jedem Wirt und Brauer, der aufhört, gehen Tradition und ein Stück Kulturerbe verloren", weiß Sauer.
Braumeister Griess kommt gut zurecht, als Direktvermarkter brauche er nicht viel Werbung: "Die Leute wollen natürliche Produkte, und wenn es ihnen schmeckt, dann spricht sich das rum." Durch seinen Schwiegersohn, der gelernter Braumeister und Koch ist, hat er auch kein Nachfolgeproblem. Er dürfe aber nicht aufhören, zu investieren, "sonst ist man irgendwann weg vom Fenster". Weiteres Wachstum wünscht sich Griess aber nicht. "Dann muss man größere Anlagen kaufen, ständig neue Leute einstellen und den Umsatz halten, denn rückwärts kann man nicht mehr gehen."
Längst hat sich der Bierdurst der Bamberg-Touristen auch schon ins Umland ausgedehnt. "Wenn dann ein Bus nach fünf Brauereien bei uns Station macht, sind das natürlich nicht immer die Besucher, die wir uns wünschen." Auch auf Junggesellenabschiede, die mit lauter Musik und eigenem Bier vorbeikommen, könnte Griess verzichten. Denn die Masse seiner Gäste hat es gern ruhig und gemütlich beim Biergenuss.
Griess kann nicht nachvollziehen, dass für Bier kein ermäßigter Steuersatz wie sonst in der Gastronomie gilt: "Wir stellen ein Lebensmittel her und werden auch entsprechend überwacht." Und für Pfandkästen würde er statt 3,10 gern zehn Euro verlangen. "Die gehen in alle Welt und kommen nicht mehr zurück, wir bleiben auf unseren Kosten sitzen."
Wenn Peter Griess über sein Bier spricht ("Wir haben eine Hauptsorte, nicht 17 wie andere"), wird er sehr präzise: "Eigentlich handelt es sich um ein ganz leicht Gespundetes, denn ganz ungespundet gibt es eigentlich nicht." Fränkisches Kellerbier reift bei sehr niedrigem Spundungsdruck (das ist der Überdruck, der während der Nachgärung im Lagerfass entsteht). Der geringe Kohlensäuregehalt verleiht dem Bier eine mild-süffige Konsistenz.