Druckartikel: Im E.T.A.-Hoffmann-Theater wird improvisiert

Im E.T.A.-Hoffmann-Theater wird improvisiert


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Dienstag, 10. November 2015

Die Gruppe "Ernst von Leben" darf als erstes freies Ensemble am Donnerstag, 12. November, auf der Bühne des E.T.A.-Hoffmann-Theaters in Bamberg auftreten. Und setzt sich gleich mal mit dem Spielplan des neu geführten Hauses auseinander.
Das Ensemble "Ernst von Leben" (v.l.): Olga Seehafer, Jakob Fischer, Felix Forsbach, Johanna Waldhoff und Thomas Paulmann .  Foto: Marian Lenhard


Es kann sein, dass Siegfried, der tragische Held aus den Nibelungen, am Gabelmann stirbt. Vielleicht aber kommt es auch ganz anders - das Publikum weiß es nicht. Und die Akteure sind ebenso ahnungslos.

Letztlich, sagt Schauspieler Felix Forsbach, geht es dem Ensemble "Ernst von Leben" darum, eine vorher nicht festgelegte Geschichte zu einem gemeinsamen Ende zu bringen. Und dieses Ende auch zu finden.

Dass bei einem Impro-Theater kein Text gelernt wird, keine Rollen bestimmt sind, ist nichts Neues. Dass ein Stück jedoch ganze ein bis zwei Stunden dauert, das ist für ein Improvisationstheater, das normalerweise aus kurzen Szenen besteht, ungewöhnlich.

Das ist der Ansatz, den das Ensemble um Felix Forsbach, Jakob Fischer, Olga Seehafer, Thomas Paulmann und Johanna Waldhoff vertritt. Mit dieser Idee haben die fünf Künstler bereits seit Anfang des Jahres das Bamberger Publikum mit mehreren Folgen "Tatort" begeistert.

Die Zuschauer dürfen dabei - wie beim Impro-Theater üblich - mitbestimmen: Mit welcher Waffe wurde das Opfer ermordet? Welchen Tick hat der Kommissar? So entsteht auf Zuruf auch in Fürth die Theater-Soap "Gustavstraße" der Gruppe, in der es um die Gentrifizierung der Ausgehmeile in der Stadt geht.


Nicht unbedingt lustig

Und noch etwas ist neu: "Wir wollen nicht unbedingt lustig sein", sagt Ensemble-Mitglied Jakob Fischer, der die Stücke musikalisch gestaltet. Auch vom in der Impro-Theater-Szene üblichen Klamauk wollen sie sich absetzen. "Die Figuren sollen eine gewisse Tiefe haben", sagt Fischer, der als Frontmann der Band "Brotmüller" bekannt ist.

Diese ernste Kunst präsentiert "Ernst von Leben" nun auch im E.T.A.-Hoffmann-Theater. Unter der neuen Intendanz will sich die Kultureinrichtung mehr der Stadt öffnen. Das Impro-Ensemble darf als erste Gruppe die Bühne des Gewölbekellers am Donnerstag, 12. November, um 20 Uhr bespielen.

Unter dem Titel "Frei nach Spielplan" sollen die aktuellen Aufführungen in dem Stück zusammenfließen. Auch "Die Nibelungen" stehen auf dem Plan.

Das Ensemble wird sich wenige Stunden vor dem Auftritt in der Requisite des Theaters bedienen. Wer am Ende welches Kostüm trägt, bleibt bis zuletzt offen. Wie auch das Schicksal von Siegfried aus den Nibelungen sich erst am Abend der Aufführung klären wird. "Das alles passiert im Moment", sagt Jakob Fischer. Und das sei letztlich der Reiz des Improvisierens.

Zur Homepage des Ensembles "Ernst von Leben" geht es hier.