Illegal abgestellte Altkleidercontainer in Bamberg!
Autor: Anna Lienhardt
Bamberg, Freitag, 21. August 2015
Im Stadtgebiet tauchen immer wieder illegal abgestellte Altkleider-Container auf. Wer solche Sammelbehälter aufbaut, braucht dafür aber eigentlich eine Genehmigung. Doch wie erkennt man vertrauenswürdige Betreiber?
Eigentlich will man etwas Gutes tun - der Kleiderschrank ist ausgemistet, der Nachwuchs aus den Klamotten rausgewachsen oder das Hemd passt nicht mehr zur Figur. Also ab in den Altkleidercontainer mit den Stücken, die zum Wegwerfen noch zu gut sind.
Allerdings: Nicht bei jedem Container-Anbieter ist klar, welchen Weg die Klamotten tatsächlich nehmen, wer sie sortiert, wo sie landen. Die Container dubioser Anbieter sind in vielen Fällen auch noch illegal abgestellt. "Plötzlich tauchten verschiedene Container auf, von denen wir nicht wussten", sagt Tanja Simicic, stellvertretende Leiterin des Umweltamtes.
Sie erklärt: Normalerweise sind zwei Genehmigungen der Stadtverwaltung fällig. Eine Sondernutzungserlaubnis, sollte der Container auf einer Wertstoffinsel, sprich neben den bekannten Altglas-Containern, platziert werden. Und zweitens ist eine Erlaubnis der Straßenverkehrsamtes notwendig. Außerdem besteht für die Sammlung von Altkleidern generell eine "Anzeigepflicht".
Allerdings gibt es offenbar gewerbsmäßig orientierte Firmen, die sich nicht bei der Stadt anmelden - deutschlandweit. Eine Praxis, die Gerrit Hoppe vom Bundesverband für Sekundärrohstoffe (BVSE) wohlbekannt ist. Denn er schleppt auf Wunsch die illegalen Container ab. Die Mitglieder des BVSE sind Unternehmen, die in der Entsorgung tätig sind. Hoppe selbst ist Landesvertreter und sitzt mit seiner Firma im Landkreis Erlangen-Höchstadt. "Wenn die nicht registrierten Container nach einer Frist von zwei bis drei Wochen nicht abgezogen werden, bieten wir das als Dienstleistung an und lagern sie zwischen", sagt Hoppe.
Einfach so abgeschleppt werden die Sammelcontainer nicht. Tanja Simicic erläutert, dass man die Firmen anschreibe und sie auf ihre Anzeigepflicht hinweise. Das heißt aber nicht, dass die Stadt dann automatisch zustimmt. "Wir haben auch schon Sammlungen untersagt."
Orangfarbene Plastikeimer sind "bekannt und geprüft"
Übrigens: Die organgefarbenen Plastikeimer vor der Haustür sind der Stadt "bekannt und geprüft".In Bezug auf die großen Container merkt Simicic an, dass nicht mehr so viele auf öffentlichen Plätzen stehen wie etwa 2012, als der Preis für Altkleider relativ hoch war.
Allerdings tauche auf Privatgrundstücken, etwa von Supermärkten, immer wieder manch zweifelhafter Container auf. "Viele Bürger denken, der ist von der Stadt." Die würde ihn aber nicht einfach abstellen.
Wer sich mit dem Betreiber unsicher ist, kann bei Gerrit Hoppe anrufen (09195/9217674) oder auf der Internetseite des BVSE nachschauen. Möglich ist auch der direkte Draht zum städtischen Umweltamt unter der Nummer 87/1720.
Guten Gewissens kann man seine Kleider einwerfen, wenn es sich um bekannte gemeinnützige Organisationen und Verbände wie Kolping oder die Malteser handelt. "Man erkennt uns am Logo und einer Kontaktadresse", sagt Markus Johannes Nietert, Pressereferent bei den Maltesern für die Diözese Bamberg.
Wer einen Container mit einem Aufkleber des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) entdeckt, sollte jedoch stutzig werden. "Wir betreiben in Stadt und Landkreis keine Container." Darauf macht Klaus Otto vom BRK aufmerksam und verweist auf die Kleiderkammer des Roten Kreuzes in der Hainstraße 19.
Test-Anruf: Keiner ging ans Telefon
Die illegal aufgestellten Container verfügen meist über eine allgemein gehaltene Beschriftung - und im besten Fall eine Telefonnummer. Wie schwer es allerdings ist, über diese jemanden zu erreichen, wissen sowohl Hoppe als auch Simicic. Auch ein Test-Anruf aus der Lokalredaktion lief ins Leere.Setzt sich ein Grundstückseigentümer zur Wehr, wie es etwa ein Supermarkt in Bamberg-Ost getan hat, "taucht der Container am nächsten Tag zwei Straßen weiter auf", berichtet Simicic aus dem Alltag. Und: "Es gibt Firmen, die die Container irgendwo aufstellen in der Hoffnung, dass keiner was macht."
Für die alteingesessenen Wohlfahrtsverbände ist die illegale Konkurrenz ein echtes Problem. "Jedes Kilo Altkleider, das wir nicht sammeln, ist ein Verlust", sagt Nietert von den Maltesern. Denn aus den Erlösen wird die ehrenamtliche Arbeit finanziert, etwa der Katastrophenschutz oder die Jugendausbildung.
Die dubiosen Betreiber würden sich durch das illegale Aufstellen auch noch die Standgebühr sparen, die die Gemeinden einfordern. Diese verlangen von ihren registrierten Sammlern eine jährliche, detaillierte Übersicht zu den Altkleidern.
Die gehen laut dem Malteser-Sprecher zu großen Teilen auf den Second-Hand-Markt nach Deutschland und Osteuropa. Wie Klaus Otto vom BRK, spricht auch Nietert die Kleiderkammern in der Region an. Das Angebot wird rege wahrgenommen: "Wir haben viele Rentner, die sehr arm sind und sich gerade noch ihre Wohnung leisten können."
