Druckartikel: IG-Metall-Chef sieht Bosch in der Pflicht

IG-Metall-Chef sieht Bosch in der Pflicht


Autor: Matthias Litzlfelder

Bamberg, Dienstag, 26. März 2019

Der Bundesvorsitzende von Deutschlands größter Gewerkschaft kündigte bei einem Besuch in Bamberg an Druck zu machen, falls der Konzern nicht bereit ist, in der Region Beschäftigung zu sichern.
Jörg Hofmann Foto: Sebastian Willnow, dpa


Der Bundesvorsitzende von Deutschlands größter Gewerkschaft kündigte bei einem Besuch in Bamberg an Druck zu machen, falls der Konzern nicht bereit ist, Beschäftigung zu sichern. Der Bundesvorsitzende von Deutschlands größter Gewerkschaft kündigte bei einem Besuch in Bamberg an Druck zu machen, falls der Konzern nicht bereit ist, Beschäftigung zu sichern. Der erste Vorsitzende der IG Metall, der größten deutschen Gewerkschaft, hat bei einem Besuch in Bamberg an die Konzernspitze des Autozulieferers Bosch appelliert, Verantwortung zu übernehmen und für die Mitarbeiter vor Ort Beschäftigung sicherzustellen. "Ohne die Berücksichtigung der Interessen der Belegschaft geht es nicht", stellte Jörg Hofmann bei einer Pressekonferenz klar, bevor er im Bamberger Werk zu rund 300 Vertrauensleuten und Betriebsräten sprach.

Oberfrankens größter Industriearbeitgeber mit aktuell noch 7341 Mitarbeitern kämpft mit Absatzproblemen. Das Bamberger Werk stellt fast ausschließlich Komponenten für den Verbrennungsmotor her. Doch nicht nur die Dieselsparte schwächelt. "Wir haben neuerdings auch Probleme im Benzinbereich", berichtetet Betriebsratsvorsitzender Mario Gutmann. Grund sei der Trend im wichtigen chinesischen Markt weg vom Verbrennungsmotor hin zur Elektrifizierung.

Gutmann sieht massive Arbeitsplatzverluste auf die Region zukommen. "Hat Bosch ein Problem, dann hat die gesamte Region ein Problem." Alle deutschen Autohersteller würden aktuell wegen Beschäftigungsproblemen Insourcing betreiben und Aufträge wieder für die eigene Belegschaft zurückholen. So würde auch Bosch reagieren. Für die Zulieferer in zweiter, dritter oder vierter Reihe sei dadurch die Existenz bedroht.

"Endbilanz passt nicht"

Aus der Sicht des Bosch-Betriebsratsvorsitzenden wird "das ganze Thema Transformation in der Branche unnötig forciert". "Ein Großteil unserer Energie ist mit Kohlekraft erzeugt. Jedes Elektroauto ist dadurch in der Endbilanz schlimmer als ein Verbrenner." Man riskiere dadurch Arbeitsplätze ohne Not.

IG-Metall-Bundesvorsitzender Hofmann schätzt die Zahl der Beschäftigten in Deutschland, deren Arbeitsplätze durch die Krise der Automobilwirtschaft gefährdet sind, auf 150 000. Neben Franken seien Mittelhessen und das Saarland besonders gefährdete Regionen. "Wir könnten in eine ähnliche Konstellation kommen, wie wir sie gerade beim Kohleausstieg erleben", sagte Hofmann. "Eine Region wie diese wird das nicht alles über den regionalen Arbeitsmarkt auffangen können."

Hofmann forderte daher von der Politik "klare Investitionszusagen beim Thema Ladeinfrastruktur". Auch beim Thema Batteriefertigung hänge Deutschland an der langen Leine der drei oder vier Anbieter aus Asien. An die Adresse von Bosch kündigte Hofmann an, Druck zu machen, falls die Produktion von Verbrennerkomponenten einfach ins Ausland verlagert werden sollte. "Es ist aktuell noch ausreichend Arbeit vorhanden. Die Frage ist nur: Wo tun sie diese hin?", ergänzte Gutmann.

Gutmann erinnerte daran, dass Bosch in Bamberg ohne betriebsbedingte Kündigungen und nur über die Demografie jährlich rund 250 Mitarbeiter verliert. "Das ist ein schleichendes Sterben auf Raten, das möglicherweise keiner merkt." Demnächst würden in Bamberg von Karfreitag bis zum Sonntag nach Ostern nur 25 Prozent der Belegschaft arbeiten. Das habe es so noch nicht gegeben.