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"Ich will authentisch bleiben"


Autor: Andrea Spörlein

Viereth, Dienstag, 19. Mai 2015

Seit mittlerweile einem Jahr ist Regina Wohlpart (BG) nun Bürgermeisterin in Viereth-Trunstadt. Der Terminhatz zum Trotz will sie "die Regina bleiben, die ich auch vorher war". Was sie sich wünscht, sind mehr Frauen in der Politik.
Bürgermeisterin Regina Wohlpart freut sich immer, wenn Besuch kommt. Hier bedankt sie sich bei den Kindergartenkindern mit Süßigkeiten für deren Abstecher ins Rathaus. Fotos: Spörlein


Überraschend deutlich hatte sich Regina Wohlpart (BG) bei der letzten Kommunalwahl gegen ihren Gegenkandidaten Horst Dippold (CSU) mit 58,70 Prozent der abgegebenen Stimmen durchgesetzt.

Auf ein ereignisreiches und sicherlich auch arbeitsintensives Jahr kann die neue Chefin des Viereth-Trunstadter Rathauses mittlerweile zurückblicken. Regina Wohlpart, gelernte Sparkassenfachwirtin, musste sich in viele für sie komplett neue Themenbereichen einarbeiten, so manchen Sitzungsmarathon überstehen und viel Überzeugungsarbeit leisten.

Trotz kaum mehr Freizeit, machmal zu wenig Zeit für die eigene Familie und vielen Abendterminen gibt sie ganz klar zu, dass "sie gerne Bürgermeisterin ist". Völlig unprätentiös und ohne die sonst manchmal auftretenden bürgermeisterlichen Befindlichkeiten, will sie weiterhin "die Regina bleiben, die ich auch vorher war". Sie "lässt sich nach wie vor in kein Schema pressen" und

"will authentisch bleiben".

Kommunalpolitisches Engagement für die eigene Gemeinde ist für Regina Wohlpart nichts Neues. Zwölf Jahre als Gemeinderätin und als Jugendbeauftragte konnte sie bereits viel Erfahrung sammeln, noch dazu waren ihr Vater und ihr Bruder bereits im Gemeinderat aktiv tätig. Daher weiß sie auch das Ehrenamt zu schätzen, ganz gleich ob bei der Feuerwehr, beim Sportverein oder im Elternbeirat der Schule. "Ohne die Ehrenamtlichen wären wir hier aufgeschmissen", so Wohlpart, die diese im Augenblick insbesondere bei der Betreuung der Asylbewerber in einer Unterkunft in Viereth und einer in Trunstadt, besonders braucht.

Nach ihrer Ansicht lässt der "Staat hier die Kommunen im Regen stehen" und bietet wenig Unterstützung für eine vernünftige Betreuung der Flüchtlinge. Lobend erwähnt sie in diesem Zusammenhang die Arbeit des Vereins "Freund statt fremd". Für sie war auch hier wichtig, die Bevölkerung umfassend zu informieren und sie freut sich über gemeinsame Aktivitäten, wie zum Beispiel einen Bowling-Abend mit den Asylbewerbern, für den sie schnell noch eine halbe Stunde freischaufelt, bevor der nächste Termin wartet.

Noch viele Pläne

Ganz oben auf der Prioritätenliste steht für die Bürgermeisterin, neben der Flüchtlingsthematik, das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK). Für sie ist das Motto des Programms "Leben findet Innen statt" ganz wichtig für die Entwicklung der eigenen Kommune. Rund 120 Interessierte waren zur Auftaktveranstaltung gekommen und das stimmt Regina Wohlpart optimistisch, dass hier zusammen mit den Bürgern noch viel für die künftige Entwicklung des Ortes getan werden kann. Als erstes Projekt sollen die Pausenhöfe der Schulen in Viereth und Trunstadt neu gestaltete werden. Förderanträge wurden gestellt und von Seiten der Städtebauförderung 12 000 Euro an Zuschüssen zugesagt. Darüber hinaus hat man Pläne für einen Kinder-Wanderweg bereits intensiv diskutiert.

Ob es nun die Sicherung der Schulhausstandorte ist, die Belebung der Dorfkerne, die Aufrechterhaltung der Nahversorgung, die Entwicklung des Klosterareals oder der Zuzug von jungen Familien - die Arbeit für die Bürgermeisterin wird nicht ausgehen. Sie hat schon viele Ideen, die sie zusammen mit dem Gemeinderat und der Bevölkerung angehen will. Klar ist für sie auch, dass da noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.
"Parteipolitik hat nichts im Gemeinderat zu suchen", so ihr klares Statement, denn für sie geht es darum "zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu entscheiden". Alles andere kommt für sie nicht in Frage, auch nicht persönliche Befindlichkeiten oder Rücksichtnahmen.

Für Regina Wohlpart sind immer noch viel zu wenige Frauen in der Politik. Sie ist sicher, dass dann so manche Entscheidung schneller getroffen und das ein oder andere Problem zügiger gelöst würde. Von einer "starren Frauenquote" hält sich nichts, findet aber den Austausch mit anderen politisch engagierten Frauen ganz wichtig. Gerne tauscht sie sich mit den anderen Bürgermeisterinnen im Landkreis aus und gemeinsam besucht man Tagungen und Fortbildungen. Es ist für sie "nicht nötig das Rad nochmals zu erfinden" und es gibt viele gute Ideen eine Kommune weiter zu entwickeln. Natürlich freut es die Bürgermeisterin dann doch schon sehr, wenn andere Gemeinden, zum Beispiel über ein Seniorenhilfebüro erst nachdenken, und eine solche Einrichtung in Viereth-Trunstadt bereits reibungslos funktioniert.