"Ich mache ein klares Gegenangebot" - Jonas Glüsenkamp (Grüne) im Kandidaten-Check
Autor: Markus Klein
Bamberg, Montag, 28. Oktober 2019
Mit mehr Bürgerbeteiligung, einer zukunftsfähigeren Wirtschaft und Klimaschutz will der 31 Jahre alte gebürtige Niedersachse Jonas Glüsenkamp frischen Wind ins Bamberger Rathaus bringen. Der OB-Kandidat der Grünen im FT-Interview.
Dunkelblauer Anzug, weißes Hemd, offenes Sakko, Krawatte: Äußerlich könnte man den Grünen OB-Kandidaten Jonas Glüsenkamp auch der FDP zuordnen. Der 31-jährige Vater zweier Kinder versucht im Gespräch mit FT-Redaktionsleiter Michael Memmel auch inhaltlich, Klimaschutz und Wirtschaft zu vereinen. Das passt zu seinem Beruf: Er arbeitet seit zwei Jahren bei einem privatwirtschaftlichen Umweltunternehmen, der Naturstrom AG in Eggolsheim, bald Bamberg.
Auch beim Bürgerdialog bewegt er sich zwischen zwei Polen. Einerseits wirbt er für politisches Engagement per Smartphone in einer "Mitmach-App", für Live-Übertragungen von Stadtratssitzungen im Internet und dafür, Schulen digital aufzurüsten. Andererseits setzt er auf direkte Gespräche vor Ort: Er klingelt an Haustüren, macht eine Spielplatz-Tour und trifft sich auch mal mit einem Facebook-Kritiker in dessen Gartenlaube auf ein Seidla. Seine Jugendlichkeit und seine Herkunft (Belm bei Osnabrück) seien im Gespräch mit den Bürgern kein Kriterium, "das wird nur von den anderen Stadtratsmitgliedern thematisiert", sagt er.
Der seiner Ansicht nach mangelhafte Dialog der Machthaber mit den Bamberger Bürgern " ist die zentrale Triebfeder meiner Kandidatur". Bei den Themen Muna und Radentscheid etwa seien die Bürger nicht richtig ernst genommen worden. Und auch bei der Ansiedlung des Ausbildungszentrums der Handwerkskammer kritisiert er: "Es kann nicht sein, dass die Betreiber der Solidarischen Landwirtschaft aus der Zeitung erfahren müssen, dass sie jetzt ihr Feld verlieren", kritisiert er. Auch wenn er das Ausbildungszentrum für wichtig und richtig hält. Seine Kandidatur sieht er als "klares Gegenangebot zu dem, was auf dem Tisch liegt."
Das sagt der Bewerber um den Spitzenposten über...
... (mangelnde) Erfahrung: Zu jung, nicht aus Bamberg, also zu unerfahren für das höchste Amt der Stadt - dieser Vorwurf begegnet Jonas Glüsenkamp immer wieder, unter anderem auch an diesem Abend bei einer Publikumsfrage. "Erfahrung ist hilfreich, frischer Wind aber auch", kontert er. Zudem hat er bereits mehrere Jahre in einer Kommunalverwaltung (Landratsamt Coburg) und in einem großen Privatunternehmen (Naturstrom AG) gearbeitet - "das haben meine zwei Hauptkonkurrenten nicht."
...die Arbeit der Groko: Glüsenkamp kritisiert einen Politikstil nach dem Motto "setzen Sie sich aufs Sofa, wir machen die Politik". In viele Entscheidungen würden die Bürger nicht einbezogen, zudem zu spät oder gar nicht informiert. Zwar müssten Politiker den Bürgern manchmal "vor den Kopf stoßen", dies aber so gut es geht kommunizieren. Dazu will er im Januar seine Idee einer "Mitmach-App" vorstellen.