Druckartikel: "Ich habe Pubertät" - Und dann mach ich erst mal nix ...

"Ich habe Pubertät" - Und dann mach ich erst mal nix ...


Autor: Michael Busch

Herzogenaurach, Montag, 09. Oktober 2017

Michael und Nicola Busch - Unser Redakteur, Vater einer 14-jährigen Tochter, schreibt seine Erfahrungen in einer wöchentlichen Kolumne auf.
Wenn hier einer Nix macht, dann bin ich das...  Foto: Nicola Busch


Der Urlaub ist vorbei, Ende der Entspannung, aus für das Füße hochlegen und das Nichtstun. Jetzt wird wieder gearbeitet. Das gilt zumindest für mich. Mein Arbeitgeber freut sich, dass ich wieder rege recherchiere und schreibe. Das gilt auch für meine 14-jährige Tochter Nicola. Dachte ich zumindest. Denn nach zwei abgeschlossenen Schulwochen muss ich erkennen, dass Nicola in das Alter gekommen ist, in dem der Erholungsfaktor und die dafür zu investierende Zeit deutlich höher sind als bei den Erwachsenen.
Wo sie nichts für kann, ist der Punkt, dass sie in den zehn Schultagen knapp sieben Mal bereits um 11.20 Uhr Schulende hatte. Das ist ein anderes Thema. Aber ein Thema ist das, was dann passiert. Nicola kommt nach Hause, während ihre Eltern, also auch ich, noch arbeiten. Und dann geht es für eine unbestimmte Zeit, meist bis zum Abendbrot, in ihr Zimmer. Was sie macht? "Ich chille Papa und konzentriere mich!" Ah ja! Sechs bis sieben Stunden lang - das hört sich ein bisschen an wie, warten Sie, mir fällt es gleich ein, genau, es hört sich an wie Urlaub.
"Papa, die Schule hat doch eben erst angefangen!" Eine versuchte Erklärung, die meines Erachtens nach fließend in die dann kommende Erklärung "Wir haben doch bald wieder Ferien" übergeht. Beides heißt inhaltlich, dass es noch respektive wieder nichts zu lernen gibt. Und wenn es nichts zu lernen gibt, sind wir wieder beim Begriff Urlaub.


Ein Plan für die freie Zeit

Doch mit dieser Vorstellung war in dieser Woche Schluss. Nach einer mittelschweren Auseinandersetzung zwischen den gesetzlichen Vertretern Nicolas und derselbigen muss diese nun einen Plan vorlegen, was sie in dieser freien Zeit zu tun gedenkt, so dass niemand auf die Idee kommt, diese Zeit als Ferien zu titulieren. "Ich räum die Spülmaschine aus und sauge", erklärt Nicola und ist offensichtlich der Meinung, dass dies reicht, um den Wünschen des Elternhauses gerecht zu werden.
Das spontane "Und?" meinerseits führte zu großen Augen und der zu erwartenden Entgegnung "Wie und?". Schiebt aber sofort hinterher, weil sie vermutlich davon ausging, dass ihr Angebot nur eine Eröffnung sein konnte: "Ich werde nicht alleine bügeln!" Ob das Angebot wirklich reiche, bewertet Nicola ganz entspannt. Es reicht, weil "ich brauche ja auch Zeit für mich". Klar, für die Urlaubsverlängerung. Nicola belehrt mich eines Besseren: "Nein, das hat mit Urlaub nichts zu tun. Das nennt man einfach Feierabend. Das war das, was ich nach genau dieser Diskussion dringend benötigte. Scheiß Pubertät!

Und was sagt Nicola?
Wenn ich nichts tue, meckert jeder. Wenn ich aber für drei Schularbeiten lernen muss und nicht mehr rauskomme, dann bemerkt das kein Mensch!