"Ich habe Pubertät!" - Ich brauche meinen Vatertag!
Autor: Michael Busch
Bamberg, Freitag, 26. Mai 2017
Michael und Nicola Busch - Unser Redakteur, Vater einer 13-jährigen Tochter, schreibt seine Erfahrungen in einer wöchentlichen Kolumne auf.
Vatertag! Den Bollerwagen mit einem Fässla bestückt, eine kurzweilige Route mit vielen Umtrunkmöglichkeiten ausgesucht und allein unter Männern. Das ist der Vatertag! Komischerweise aber nur für diejenigen, die lediglich in ihrem genetischen Bauplan die Möglichkeit eingebettet haben, irgendwann mal Vater zu werden. Denn in dem Moment, in dem der Mann Vater wird, hat sich die oben geschilderte Vorstellung verabschiedet.
Wobei Nicola und ich in einem einig sind: Muttertag ist eine Erfindung der Blumenindustrie und der Vatertag des Geistes Kind der Brauereien. Aber das ist ein anderes Thema. Vielmehr geht es darum, dass ich über nunmehr 13 Jahre, dem Alter meiner Tochter, den Vatertag umgeplant habe. Statt Bollerwagen gab es in den Anfängen den Kinderwagen, statt des Fässchen Bier thronten Windeln über dem Familientross, der ehrlicherweise nicht wirklich wandern, denn vielmehr spazierengehen war.
Doch dann kam Nicola in das Alter, das eine geringfügige - und aus Sicht des Vaters - positive Veränderung mit sich brachte. Mit dem Rad wurde ein nahe gelegener Keller auserkoren, um nach ein bis zweistündiger Tour (mein Sohn Felix irgendwann erst einmal in einem Fahrradanhänger) dort auf dem Keller einzukehren. So waren wenigstens ein bis zwei Maßen gesichert, die unter den Blicken weiterer Leidensgenossen die Kehle hinunter gestürzt wurden.
Ich hatte mich daran gewöhnt und fuhr erhobenen Hauptes an den potenziellen Vätern und den lustigen Gesängen dieser Gruppen vorbei. Und dann kam in diesem Jahr der Schock: Die mehrjährige Tradition geriet ins Wanken. Nicola erklärte mir klipp und klar: "Ich bin am Vatertag bei einer Freundin, wir müssen eine Fotostory für die Schule machen. Ich würde auch gerne bei der Freundin übernachten!"
Ein Vatertag ohne meine Tochter? Wie kann sie mir das antun? "Ich habe Dich doch auch ohne diesen blöden Tag lieb", erklärt sie mir und versuchte mit rollenden Teenageraugen mich zu einem "Ja" zu bewegen. Verdutzt gab ich sogar nach, doch ich habe nun Ängste. Wenn mein Sohn auch in das Alter kommt, muss ich mit meiner Frau alleine auf den Keller? Oder noch schlimmer: Muss ich wieder mit dem Bollerwagen durch die Gegend ziehen? Bier trinkend und frivolen Gesängen frönend? Nicola - ich will mit Dir auf den Keller, tu mir das nicht an. Scheiß Pubertät!
Und was sagt Nicola?
Echt jetzt? Den Vatertag feiern - erst erklärt er mir, wie gefährlich der Alkohol ist und ich keinen trinken darf, aber zu diesem Saufevent zwingen. Zwei Maß Bier - wenn's die ja wären!