Druckartikel: "Ich habe Pubertät" - Familienurlaub nicht ohne meine Tochter

"Ich habe Pubertät" - Familienurlaub nicht ohne meine Tochter


Autor: Michael Busch

Herzogenaurach, Montag, 02. Oktober 2017

Michael und Nicola Busch - Unser Redakteur, Vater einer 14-jährigen Tochter, schreibt seine Erfahrungen in einer wöchentlichen Kolumne auf.
Manchmal hat Nicola echt einen Vogel, oder zwei, ...Foto: Michael Busch


Es gibt drei wesentliche Phasen des Familienurlaubes. Diese Erkenntnis habe ich heuer am Sandstrand unter Palmen gewonnen.

Phase 1 ist die ohne Kinder. In der Regel ist man irgendwo unterwegs, als Paar alleine. Sandburgen
werden entschuldigend gebaut mit dem Hinweis, dass man "nur für später übe". Ab und zu leiht man sich ein Kind vom Strandnachbarn, um mal reinzufühlen, wie das mit Kindern so ist. Diese werden aber rechtzeitig zurückgegeben, um dann in trauter Zweisamkeit den Discobesuch zu genießen.


Es gibt einige Phasen

In Phase 2 ist das eigene Kind, manchmal auch eigene Kinder, mit dabei. Die Strandburgen werden kooperativ gestaltet. Papa schaufelt und baut, Kind juchzt beim Zerstören der Kreativwerke. Die abendliche Disco weicht je nach Alter des Kindes Spieleabenden oder Pflichtbesuchen des abendlichen Animationsprogrammes durch das Hotel (Kennen Sie eigentlich auch diesen Elefantensong, bei dem selbst die Eltern wie volltrunkene Trottel auf der Bühne respektive am Pool sich zum Volldeppen machen? Aber das ist ein anderes Thema und würde den Rahmen dieser Kolumne sprengen). Auf alle Fälle ist die Zweisamkeit einem echten Familienurlaub gewichen.

Tja, dann kommt Phase 3. Ich will sie mal, welch Überraschung an dieser Stelle, die "pubertäre Phase" nennen. Diese habe ich heuer mit meiner 14-jährigen Nicola erlebt. Die ist im Grunde wie Phase 2 nur ohne Kind und ohne die Vorzüge aus Phase 1 zu haben.

"Ich brauche meine Freiheiten und habe Urlaub", das war die Ansage von Nicola, bevor sie 14 Tage lang klar machte, dass sie Familienurlaub ein wenig anders als die anderen drei Familienmitglieder sieht. Zusammen frühstücken ist noch in Ordnung, aber alleine die Frage, ob Pool oder echter Strand mit echtem Meer zu bevorzugen sei, wurde sehr unterschiedlich bewertet. Dem Hinweis "Meer hast Du zu Hause nicht" wurde entgegen geschleudert: "Aber den Dechsendorfer Weiher!" Ah ja!

Spieleabend? Gestrichen. Das Showprogramm (Michael Jackson-Abend, Hotelschönheitsköniginnenwahl und jegliche Abart der Reise nach Jerusalem) stand im Mittelpunkt der Nicolaschen Begierde. Ein fröhliches "Ich schau mir das mal kurz an" führte zum kindfreien Abend, der aber schwer zu nutzen war, denn eines hat sich aus Phase 2 nämlich erhalten. Wenn Nicola etwas wollte, war sie wieder da. Mit flötender Stimme brachte sie ihre Wünsche vor: "Ich will mit euch in den Urwald", "Ich will mit euch Speedboot fahren" oder "Ich will mit euch Garnelen essen gehen". Diese wurden aber nicht alle genehmigt.

Unglaublich war dann die Argumentation Nicolas, die diese Phase 3 so schwer zu (be)greifen machte. Mit ernster Miene meinte Nicola bei einer Ablehnung: "Hallo, das ist ein Familienurlaub. Da sollten wir schon mal was zusammen machen!"
Ich hoffe nun auf Phase 4. Egal wie die aussieht, die kann nur besser werden. Scheiß Pubertät!

Und was sagt Nicola?
Papa faselt die ganze Zeit etwas von Phase 4. Ja, die kommt, weil nächstes Jahr nehme ich meinen Freund mit.