"Ich habe Pubertät!" - Am Samstag wird die Gass' gekehrt!
Autor: Michael Busch
Herzogenaurach, Dienstag, 08. August 2017
Michael und Nicola Busch - Unser Redakteur, Vater einer 13-jährigen Tochter, schreibt seine Erfahrungen in einer wöchentlichen Kolumne auf.
Eltern nerven. Vor allem in der Pubertät. Sie wollen Dinge, die einst selbstverständlich waren, ab einem bestimmten Alter aber den Heranwachsenden unangemessen erscheinen.
Beispiele? Es geht gar nicht um hochkomplexe emotionale Zusammenhänge. Es geht um Kleinigkeiten, wie zum Beispiel um die Frage des Helfens. Es gab einst eine Zeit, da kehrte ich am Samstag die Straße. Das hat mein Vater an diesem Tag gemacht, das hat mein Opa an diesem Tag gemacht, das machen ganz viele Nachbarn so. Kaum hatte ich den Besen in der Hand, kam Nicola begeistert angerannt und bestand regelrecht darauf, dass sie helfen wolle.
Wohl wissend, dass diese Hilfe letztlich eine Verlängerung des Kehraktes bedeutete, gab ich Besen und Schaufel aus der Hand. Lediglich die Verantwortung blieb bei mir, denn manchmal bestand die Hilfe eben darin, den Schmutz schlichtweg großräumiger zu verteilen oder heimlich den Nachbarn zuzuschieben (Das ging dann natürlich alles schneller, wenn der nichts mitbekam). Wir erledigten zusammen diese Kehrarbeit mit väterlichem Stolz und töchterlicher Hilfsbereitschaft.
Sie ist einfach weg
Und heute? Ich glaube, dass allein mein Gedankengang, dass ich rausgehen könnte, um zu kehren, als solcher von Nicola in irgendeiner transzendenten Form wahrgenommen wird. Denn sie ist einfach weg. Unser Haus ist nicht groß. Es zu durchsuchen, dauert maximal drei Minuten - und da ist der Heizungskeller mit eingeschlossen. Doch Nicola ist unauffindbar. "Ich war nur mal kurz am Feld!" Nein, ich frage nicht, was es dort am Feld gibt, ich weiß ja, was es dort nicht gibt: Besen, Schaufel und die Frage der Mithilfe.Sollte ich in den Vorzug kommen, dass Nicola da ist, heißt das noch lange nicht, dass sie greifbar ist. Denn urplötzlich muss sie noch ihr Zimmer aufräumen - eine Aufgabe, die in der Regel mehrere Tage bereits im Raum stand. Oder sie muss "dringend" für das Englischdiktat lernen. Oder das chinesische Alphabet inklusive aller 87 000 bekannten Schriftzeichen lernen.
Nur ein bisschen wie früher
Nur für das Kehren ist keine Zeit. Gilt auch für Waschmaschine ausräumen, Einkaufen, Müll wegbringen ... Kann es nicht ein wenig wie früher sein? Dass sie kommt und sagt: "Papa, ich möchte die Straße kehren. Am Samstag!" Scheiß Pubertät.Und was sagt Nicola?
Vielleicht hat er es nicht gemerkt. Immer wenn ich kehre, kehrt er hinterher. Er sagt zwar immer: Neue Besen kehren gut, lebt aber nach dem Motto: "Und die alten Besen kennen die Ecken!"