Druckartikel: ICE-Ausbau: Zweifel am Ersatzfahrplan der Bahn im Kreis Bamberg

ICE-Ausbau: Zweifel am Ersatzfahrplan der Bahn im Kreis Bamberg


Autor: Sebastian Martin

LKR Bamberg, Montag, 09. November 2015

Die Kritik am Verkehrskonzept der Bahn während der Vollsperrung der Gleise im nördlichen Landkreis Bamberg reißt nicht ab. Es bestehen starke Zweifel an den kalkulierten Fahrzeiten des Schienenersatzverkehrs. Die Bahn verweist auf Erfahrungswerte.
Ab dem 11. Januar fallen alle Züge zwischen Lichtenfels und Bamberg aus: Die Bahn hat für die Zeit einen Ersatzfahrplan herausgegeben. Doch bezweifeln Gemeindevertreter und Vertreter des Landratsamtes, dass die vorgesehenen Fahrzeiten der Busse wirklich eingehalten werden können.  Foto: Jochen Berger/Archiv


Mit dem Bus vom Bahnhof in Lichtenfels zum Bahnhof in Bamberg und umgekehrt in nur 33 Minuten? Diese Fahrzeit des "Expressbusses" ist im Ersatzfahrplan der Bahn vorgesehen, der bereits online auf bahn.de abrufbar ist. Der Fahrplan soll während der Vollsperrung der Gleise ab dem 11. Januar gelten, wenn die Züge wegen des Trassenausbaus zwischen Lichtenfels und Bamberg stillstehen. In der Zeit kommen Fahrgäste nur noch mit dem Schienenersatzverkehr (SEV) voran.

Doch bestehen Zweifel an den Fahrzeiten. Das vorgelegte Schienenersatzkonzept entspreche zwar bezüglich den Ankunfts- und Abfahrtszeiten im Wesentlichen dem bestehenden Verkehrsangebot, kommentiert Steffen Nickel, Kreisjurist des Landratsamtes Bamberg den Plan.

"Wir stellen allerdings in Frage, ob diese theoretische Planung auch tatsächlich praktisch umgesetzt werden kann und die Schüler und Pendler durch den Schienenersatzverkehr planmäßig befördert werden können."

Die Zweifel werden zum einen genährt vom zunehmenden Verkehr, der sich während der Sperrung von Januar bis September von der Schiene auf die Straße verlagert. Zum anderen von den nahezu zeitgleich stattfindende Arbeiten auf der A 73 bei Ebing und der Sperrung der Staatsstraße zwischen Zapfendorf und Breitengüßbach, wodurch Engpässe auf den Ausweichstrecken, speziell auf der B 4, entstehen könnten.

Ebensfelds Bürgermeister Bernhard Storath (CSU) empörte sich jüngst im Lichtenfelser Kreistag über die Darstellung, der "Expressbus" werde nur eine halbe Stunde von Lichtenfels nach Bamberg benötigen. "So viel Zeit brauche ich jetzt!" Wenn die A 73 durch die Baustelle nur noch halbseitig befahrbar sein wird, werde das nicht einzuhalten sein.


Probleme zu den Spitzenzeiten

Ein Verkehrsgutachten, das die Bahn nach großem Druck des Landratsamtes Bamberg und der betroffenen Gemeinden in Auftrag gegeben hat, liegt der Kreisverwaltung inzwischen vor. Laut dem Gutachten könnte es in den Spitzenzeiten zwischen 7 und 8 Uhr morgens und zwischen 17 und 18 Uhr auf den Straßen im nördlichen Landkreis zu Problemen kommen. Landrat Johann Kalb (CSU) kritisiert: Die Bahn müsse ehrlich sagen, um welchen Zeitfaktor sich die Fahrt verlängern werde, sollten Schwierigkeiten auftreten. Das habe das Unternehmen bisher nicht getan.

Laut Kreisjurist Nickel hätten der Landkreis und die betroffenen Gemeinden nachdrücklich darauf bestanden, dass in dem von der Bahn erstellten Verkehrsgutachten zusätzlich auch die Auswirkungen auf den Schienenersatzverkehr untersucht werden sollen. Landrat Kalb hat außerdem in Abstimmung mit den Bürgermeistern veranlasst, die Ergebnisse des Verkehrsgutachtens von einem neutralen Gutachter nochmals auf ihre Plausibilität überprüfen zu lassen. Man wolle auf Nummer sicher gehen, so Kalb.

Die Bahn versucht die Zweifel zu zerstreuen. "Die Fahrzeiten wurden auf der Basis bereits vorhandener Erfahrungswerte ermittelt", erklärt ein Sprecher gegenüber dieser Zeitung. Die teilweise parallel laufenden Straßenbauarbeiten seien bei der Kalkulation berücksichtigt worden, stellten aber natürlich eine besondere Herausforderung dar. "Vor allem in der Hauptverkehrszeit wurden bei einzelnen Zeitlagen Fahrzeitverlängerungen berücksichtigt", so der Sprecher. Die gesamte Maßnahme werde durch Busdisponenten begleitet, um gegebenenfalls kurzfristig gegensteuern zu können.