Hunderte tanzen auf dem Maxplatz gegen Gewalt an Frauen
Autor: Robert Wagner
Bamberg, Samstag, 14. Februar 2015
"One Billion Rising" - zu deutsch: Eine Milliarde erhebt sich. Unter diesem Motto steht die weltweite Aktion gegen Gewalt an Frauen. Zwischen 300 und 400 Menschen kamen am Valentinstag um 14.14 Uhr auf dem Bamberger Maxplatz zusammen, um auf das weltweite Problem aufmerksam zu machen.
Zum zweiten Mal nach 2014 beteiligt sich damit auch ein Bamberger Aktionsbündnis an dem von der Amerikanerin Eve Ensler 2012 ins Leben gerufenen weltweiten Protest gegen die Gewalt an Frauen und Kindern. Unter dem Motto "One Billion Rising" tanzten rund 300 bis 400 Frauen und Mädchen zu dem Lied "Break the Chain" (dt. "Spreng die Ketten") von Tena Clark. Vereinzelt sind auch ein paar Männer unter den Tanzenden zu finden.
Marija Milana, Initiatorin und Mitorganisatorin der Aktion, freut sich über die Unterstützung. Nicht nur, dass sich auch dieses Jahr wieder viele Menschen auf dem Maxplatz eingefunden haben. Vielmehr gab es schon das ganze Jahr über Solidarität mit und Zuspruch für die Organisatorinnen um Milana. So beispielsweise auch von den Gleichstellungsbeauftragten der Stadt und des Landkreises, die den Tanzprotest auch dieses Jahr wieder unterstützen.
Erschreckende Statistik
"One Billion Rising" - der Name soll auf die etwa eine Milliarde Frauen weltweit aufmerksam machen, die Laut einer Studie der UN mindestens einmal im Leben Opfer von Gewalt werden. Demnach wäre fast jede dritte Frau in der Welt betroffen. "Dabei ist jeder Fall einer zu viel" , sagt Marija Milana traurig.
Tatsächlich liegt die Opferzahl wahrscheinlich noch höher. So wurden laut einer Umfrage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (Fra) in manchen Ländern der EU Quoten von knapp 50 Prozent aller Frauen erreicht. Denn das größte Problem - da sind sich die Organisatorinnen der Aktion einig - ist die Tabuisierung des Themas. Trotz großem Leidensdruck scheuen viele Opfer den Gang zur Polizei.
Maria Schuster vom "Weißen Ring" Bamberg macht dafür unter anderem das fehlende Selbstvertrauen der Betroffenen verantwortlich. Außerdem verhindere die Sorge um die eigenen Kinder gerade bei häuslicher Gewalt oft den Gang zu den Behörden. Beim "Weißen Ring" in Bamberg, der sich um die Betreuung der Opfer von Verbrechen kümmert, standen im Jahr 2014 mehr als die Hälfte aller Fälle im Zusammenhang mit häuslicher oder sexueller Gewalt.
Große Probleme - Global aber auch in Bamberg
Viele Menschen denken bei sexueller und häuslicher Gewalt zunächst an Länder wie Indien und Bangladesch, aus denen immer wieder von Übergriffen auf Frauen und Massenvergewaltigungen berichtet wird. Doch laut Statistik ist die Situation in Europa und in Deutschland kaum besser.
Zwar standen laut Silke Gahn von der Polizei Bamberg "nur" 166 der über 5500 im Jahr 2013 behandelten und zur Anzeige gebrachten Straftaten in Bamberg im Zusammenhang mit häuslicher und sexueller Gewalt. Doch auch die Polizeihauptkommissarin, die bis vor zwei Jahren selbst noch für den Bereich "häusliche Gewalt" zuständig war, verweist auf die sehr hohe Dunkelziffer in diesem Bereich. Bedenkt man, dass laut Studie der Fra nur etwa jeder zehnte Fall von Gewalt an Frauen in Deutschland überhaupt zur Anzeige gebracht wird, verdüstert sich das Bild doch deutlich.
Über alle Schichten verteilt
Sowohl Maria Schuster als auch Silke Gahn widersprechen der Vorstellung, Gewalt an Frauen wäre nur auf bestimmte Gruppen und Schichten beschränkt. Opfer gäbe es vielmehr überall - egal ob auf dem Land oder in der Stadt, ob in reichen oder armen Familien.
Deshalb, so Marija Milana, sei es auch so wichtig, Solidarität zwischen und mit den Opfern zu fördern und vor allem eine Öffentlichkeit für das Problem zu schaffen. Das zumindest ist den Organisatorinnen der Aktion "One Billion Rising" in Bamberg mit ihrem kreativen Tanzprotest auch dieses Jahr wieder gelungen.