Hümmer-Bier aus Breitengüßbach lebt in Denver weiter
Autor: Redaktion
Bamberg, Montag, 15. August 2016
In Colorado wurde die Anlage der 2011 geschlossenen Breitengüßbacher Brauerei neu aufgebaut. Auf das Sudhaus aus "Bavaria" sind die Betreiber stolz.
von Armin E. und Ursula Möller
Wenn Tim Bock von "Breitengüßbach" spricht, klingt es, als käme der Ortsname aus dem hinteren Finnland. Das muss man ihm nachsehen. Auch dass bei ihm "Hümmer" zu "Khummer" wird, ist nicht weiter verwunderlich. Tim ist Amerikaner. Genauer gesagt: Er lebt im US-Bundesstaat Colorado und arbeitet bei "Prost-Brewing" - einer Kleinbrauerei mit Flaschenfüllanlage und Biergarten in Denver, der Hauptstadt Colorados. Da hat man Probleme mit dem ß und dem Ü sowieso.
Experten für deutsche Biere
Darauf, dass es mit dem Namen Breitengüßbach nicht so klappt - Bamberg bereitet weniger sprachliche Probleme - und mit Hümmer schon gar nicht, kommt es nicht an. Tim, der an der Zapfanlage von Prost steht, kann dafür die deutschen Biernamen, etwa Hefeweizen, Pils oder "Dunkles", fast so gut wie ein fränkischer Schankwirt aussprechen. Und was der Werbespruch "Was trinken wir - Hümmer-Bier" aussagen will, weiß der 25-Jährige ebenso gut wie Colin Ford - 40 Jahre alt und Braumeister bei "Prost".Colin ist stolz darauf, ausschließlich Biere nach deutscher Art zu brauen und - mehr noch - alle nach dem deutschen Reinheitsgebot. Das steht so auf einem Schild an der Wand geschrieben, und daran halte man sich auch. Bier mit Aprikosen- oder Kirschgeschmack gibt es hier nicht, dafür aber Biere, wie sie auch den Franken schmecken. Oder aber Rheinländern: Auch das nach Kölner Art gebraute Kölsch oder ein Altbier wie in Düsseldorf gibt es hier . Der Hallertauer Hopfen mache den Unterschied, meint der "Brewmaster".
"Brewery original from Germany"
Die Pflege fränkischer Bierkultur hängt damit zusammen, dass die Besitzer von Hümmer-Bier vor fünf Jahren das Braugewerbe aufgaben, aber eine gute Brauereiausstattung besaßen. Sie stammte aus dem Jahr 1963 und wurde 1984 noch einmal erneuert, wie eine Messingtafel verrät. Als die Anlage zum Verkauf stand, griffen fünf Geschäftsleute aus Denver zu. Schließlich ist Colorado, was gute "Craft-Beers" anbelangt, in den USA führend. Diese Kleinbrauereien liefern herausragende Produkte und haben ihren treuen Kundenkreis. Und Ausstattung einer Brauerei direkt aus "Bavaria" - Amerikaner unterscheiden freilich nicht zwischen Franken und Bayern - war da natürlich besonders reizvoll für ein Unternehmen, dass sich nur auf "German Beers" beschränkt. Deshalb wurde die Breitengüßbacher Brauerei Stück für Stück demontiert und per Schiff und Bahn 8247 Kilometer weit nach Colorado geschafft. "German Beer" sollte - so die Geschäftsidee - in der "Brewery original from Germany" gebraut werden.
Die Anlage - ein Sudhaus mit "altfränkischen" Kesseln und allem, was sonst noch zum Bierbrauen benötigt wird, "all from Germany" - reicht bestens für den Jahresausstoß von 11 550 Hektolitern (Colin hat die Menge schnell per Handy von Gallonen in "German Units" umgerechnet) . Davon wird die Hälfte gleich im bajuwarisch geschmückten Schankraum und an den Tischen vor der Brauerei getrunken, die andere Hälfte wird in Flaschen gefüllt und in Denver und Umgebung verkauft.
Schwarz-rot-goldene Streifen
Dass hier fränkische und sogar Breitengüßbacher Brautradition gepflegt wird, gehört für die Prost-Brauer ebenso dazu wie die schwarz-rot-goldenen Streifen, durch die sich ihre Fässer von denen der Konkurrenz deutlich unterscheiden. Sie stehen unter dem Schild mit dem Hirsch, einst Wahrzeichen von Hümmer, und dem alten Werbespruch: "Was trinken wir? Hümmer-Bier!"Und wie schmeckt das Bier? Die Verkostung ergibt: Genauso gut wie in Franken! Der Kontinent scheint also für den Bier-Produktion und -Genuss keine Rolle zu spielen.