Druckartikel: Angeklagter stieg in Häuser im Raum Bamberg und München ein

Angeklagter stieg in Häuser im Raum Bamberg und München ein


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Dienstag, 19. Juli 2016

"Sehr sehr hohe Professionalität" bescheinigten Bamberger Richter einem Angeklagten, der im August und September 2015 in etliche Häuser eingestiegen ist.
Mit tief gesenktem Kopf wartet der Angeklagte im Sitzungssaal auf die Urteilsverkündung. Foto: jb


"Es ist furchtbar, was ich angestellt habe. Das ist mir in den letzten Monaten bewusst geworden. Ich hasse mich deswegen." Reuig und zerknirscht hörte es sich an, als der 35-jährige Peter T. (Name von der Redaktion geändert) über die Wohnungseinbrüche sprach, die er 2015 begangen hat. 15 von 17 Fällen gab er in einem zweitägigen Prozess vor der Zweiten Strafkammer des Landgerichts zu. Am Ende wurde der albanische Staatsbürger zu fünf Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

Die von Richter Martin Barnickel geleitete Kammer war sich mit Staatsanwalt Thomas Heer einig, dass T. auch in den beiden Fällen der Täter war, die er abstritt. Seine Vorgehensweise und die Tatsache, dass er in derselben Nacht ganz in der Nähe Einbruchsdiebstähle zugegeben hatte, lassen aus Sicht der Richter keinen anderen Schluss zu.

Es war kein Kompliment für den zierlichen Mann auf der Anklagebank, dass die Richter ihm eine "sehr, sehr hohe Professionalität" bescheinigten. Laut Barnickel ging T. teils akrobatisch vor, um gekippte Fenster in eineinhalb bis zwei Meter Höhe zu erreichen und durch diese einzusteigen. Der Täter sei zudem ein großes Risiko eingegangen, indem er immer nach Mitternacht kam: Da habe er damit rechnen müssen, dass sich Leute im Haus aufhalten. Und er habe - ausgerüstet mit Handschuhen, Wollmütze, Stoppersocken und Werkzeug - regelrechte Touren unternommen.


Erster Einbruch in Pettstadt

Die beiden ersten Wohnungseinbruchdiebstähle beging Peter T. Ende Juli und Mitte August 2015 in Pettstadt. Am 6. September drang er in ein Haus in München ein, am 7. und 8. September suchte er drei Anwesen in Bamberg heim.

Am 10. September sind es gleich vier Wohnungseinbruchdiebstähle in Unterschleißheim, die auf sein Konto gehen. Vier Tage später verübte er in Breitengüßbach zwei Einbrüche. In der Nacht zum 29. September beging er in der Bamberger Gartenstadt zwei vollendete und zwei versuchte Einbruchdiebstähle.

In erster Linie war der Angeklagte auf Geld aus, stahl aber auch Smartphones und Tablets, Wertsachen, praktische Dinge und Kleidungsstücke. "Meine Jacke war nass", lautete seine Erklärung für einen Fall, in dem er zwei Winterjacken mitgenommen hatte.

Bei seiner Festnahme Ende September in der Gartenstadt trug er eine neuwertige Armbanduhr im Wert von rund 565 Euro. Sie war Teil der Beute, die er im August in Pettstadt gemacht hatte.

Ein Mal in Unterschleißheim und ein Mal in Bamberg hatte T. auch Autoschlüssel und das dazugehörige Fahrzeug entwendet. Die Fahrzeuge wurden später in München beziehungsweise zwei Kilometer vom Bamberger Tatort entfernt gefunden.


Motiv war seine Spielsucht

Der Angeklagte und sein Verteidiger, Rechtsanwalt Maximilian Glabasnia, erklärten die nächtlichen Beutezüge mit der Spielsucht des 35-Jährigen. Angeblich zockte er damals täglich in einem Bamberger Büro für Sportwetten. Immer, wenn er wieder einmal alles verloren hat, will er von dort aus mitten in der Nacht zum Stehlen losgezogen sein.

Soweit die Tatorte im Raum Bamberg lagen, war er mit dem Rad unterwegs. Die Taten in Oberbayern beging er in Verbindung mit Besuchen bei seiner Schwester in München. In diesen Fällen fuhr er mit der Bahn.
Für die Schuldfrage spielte die Spielsucht des Angeklagten laut Richter Barnickel keine entscheidende Rolle:

"Wir glauben nicht, dass er sich nach verlorenen Spielabenden spontan zur Tat entschlossen hat." Dagegen spreche schon seine Ausrüstung mit Handschuhen und Wollmütze im Sommer; die habe er sicher nicht ins Wettbüro mitgenommen. Dagegen spricht nach Ansicht der Kammer auch, dass T. nach einem erfolgreichen Einbruch nicht aufhörte, sondern weitere Häuser heimsuchte. Auch, dass er bei der Festnahme 100 Euro einstecken hatte, die wohl nicht aus einer Straftat stammten.

T. und seine Ehefrau kamen Anfang 2015 als Asylbewerber nach Deutschland. Sie lebten zur Tatzeit in einer Unterkunft im südlichen Landkreis Bamberg. Angeblich hat der 35-Jährige schon in Albanien viel Geld verspielt, ohne straffällig zu werden. T.s Frau hat Deutschland inzwischen verlassen. Sie lebt nach seinen Angaben in Italien, bei einer anderen Schwester von ihm.


Als Asylbewerber gekommen

Zu Prozessbeginn hatte der Angeklagte mit Hilfe eines Dolmetschers zu verstehen gegeben, dass er gehofft hatte, in Deutschland Arbeit zu finden, ein besseres Leben führen zu können und von der Spielsucht wegzukommen.

Der Angeklagte hat sich bei allen Geschädigten, die als Zeugen am Verfahren teilnahmen, entschuldigt. Der Gesamtwert seiner Beute summiert sich auf etwa 23.000 Euro. Sachschaden richtete er so gut wie keinen an.