Hitze und Wassermangel: Bäume verdursten

3 Min
Abgestorbene Kieffernkronen - sie gehen auf das Konto des Hagelsturmes vom 11. Juni. Foto: Anette Schreiber
Abgestorbene Kieffernkronen - sie  gehen auf das Konto des  Hagelsturmes vom 11. Juni. Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 

Hitze und fehlende Niederschläge setzen dem Wald zu, der Hagelsturm im Juni hat dann auch noch etliche Kiefern gekillt.

Hitzeschäden. Damit verbinden die meisten Schäden und Ausfälle in der Landwirtschaft. Was gerade draußen im Wald passiert, davon kriegen die wenigsten etwas mit. Dabei werden sich die Folgen hier wohl noch weitaus dramatischer und langfristig auswirken. Da ist sich die Expertenrunde einig, die sich da am Mainberg bei Herrnsdorf einen Eindruck verschafft. Direkt getroffen hat es wohl Friedrich Lechner. Insbesondere seine Kiefern hat es erwischt. Auf einer Fläche von einem halben Hektar Wald müssen bestimmt 70 Prozent dieser Baumart gefällt werden, eine Einbuße von geschätzten 4000 Euro.

Weil er das sogenannte Schadholz bald aufarbeiten muss, sind dem Nebenerwerbslandwirt Zusatzarbeiten auferlegt, die er weder eingeplant hat und wohl auch nicht alleine leisten kann. Er wird noch mit genug zu tun haben, nachdem Maschinen, also Harvester, die Bäume aus dem Wald und an den Forstweg geschafft haben, sagen die Forst-Fachleute. Sie wissen auch, dass Waldbesitzer ihre Wälder als Sparbüchse für Generationen sehen und in Zeiten mit niedrigstem Zinsniveau keinen Baum unnötig fällen.

300 Liter fehlen

Was ist passiert? Niederschlagsmäßig eben so gut wie nichts, erklärt Hans Schmid, Abteilungsleiter am Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Bamberg, zuständig für die Wälder im Landkreis. Jährlich regnen auf den Quadratmeter etwa 600 bis 700 Liter. Doch "300 Liter fehlen heuer". Und dann die große Hitze, die Dürre. So waren die Bäume vorgeschädigt, als am 11. Juni das Unwetter mit extremem Hagel durch einen Teil des Landkreises zog: Vor allem Frensdorf, Herrnsdorf, Röbersdorf und Erlach waren betroffen. Gehört alles zum Forstrevier Hirschaid, für das Revierleiter Stefan Müller zuständig ist.

In Mitleidenschaft gezogen wurden speziell die Kiefern: Hagel hat deren empfindliche Wachstumsschicht unter der Rinde getroffen und damit die wasserführende Schicht zerstört. Die Bäume verdursten, sie sterben. Das erkennt man an den rot gewordenen Kronen.

Den Forstleuten blutet das Herz, als sie die Waldränder am Mainberg bei Herrnsdorf entlangblicken: Da wo Hagel durchzog, ist fast jede zweite Kiefernkrone rot, also tot. Das bedeutet Handlungsbedarf: Die toten Bäume müssen schnell gefällt und aus dem Wald gebracht werden. Bleiben Totbäume stehen, sind sie anfällig für Pilzbefall, der dann nach den nächsten Regenfällen kommt. Wie Förster Müller weiter erklärt, verfärbt sich das Holz der vom Pilz befallenen Bäume blau und lässt sich dann kaum noch vermarkten. Deswegen dränge die Zeit, Schadholz zu entfernen.

Michael Hornung, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Steigerwald, sagt, dass der Zeitpunkt für Holzvermarktung nicht gut ist. "Viele Abflusskanäle für Holz sind verstopft." Das Holz, das nach den Winterstürmen gemacht werden musste, ist noch auf dem Markt. Auf den drängt auch Holz, das infolge Käferbefalls gemacht wurde.

Letztlich auch eine Folge des Klimawandels. "Es wird einfach wärmer," stellt Schmid fest. "Die Vegetation wird länger", ergänzt Hornung, "sie beginnt früh, dauert länger und hat oft lange Trockenzeiten." Mit steigender Erwärmung nehmen Klimaextreme zu: Dürre, Starkregen, Stürme. Ein Jahr der großen Hitze war 1976, dann 2003 und jetzt dieses. Zugleich gefriert es in den Wintern nicht mehr, es ist nur nass, was die Waldarbeit erschwert, weil das Holz kaum gerückt werden kann, ohne Waldboden zu beschädigen. Als Folge, so Hornung weiter, finden Waldarbeiten nun fast das ganze Jahr über statt. Was man früher zu den Zeiten vermied, in denen die Bäume im Saft standen. Weil sie schwerer zu verarbeiten sind.

Eine weitere Folge der Erwärmung sind Schadorganismen, die es, so Schmid weiter, zuvor in unseren Breiten nicht gab; Beispiel Eichenprozessionsspinner oder Eichenschwammspinner und diverse Pilzarten.

Bäume reagieren auf Stressfaktoren: Laubbäume verlieren frühzeitig ihr Laub, Nadelbäume Nadeln, ohne Nadeln stirbt der Nadelbaum. Es dauert Jahre bis sich ein Baum erholt.

Zuwachsverlust

Aber auch ohne Sturm und Käferbefall hat der Wald gelitten, unter der Hitze und den fehlenden Niederschlägen. Das bedeutet einen weitaus geringeren Zuwachs. Jörg Ermert, Geschäftsführer der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken, geht von einem Zuwachsverlust von 25 Millionen Euro aus, bei Nachpflanzungen wurden zehn Millionen eingebüßt. Die im Wald Tätigen brauchen den Schulterschluss, der Wald einen Umbau, der auf Vielfalt fußt. Man wird vieles versuchen müssen, auch exotische Baumarten wie Esskastanie oder Libanonzeder.

Da ist nun auch die Politik gefragt, stellt dazu Iris Götting-Henneberg, Leiterin Büro Waldbesitzerverband in Nordbayern fest.

Zahlen und mehr

Verteilung Der Flächenlandkreis Bamberg, der sich auf gut 40 Quadratkilometer erstreckt, ist zu knapp 40 Prozent Wald. Genau 47 000 Hektar. Davon handelt es sich bei 20 000, oder gut 43 Prozent um Staatswald oder Bundeswald, 50 Prozent sind Privatwald.

Privatwald Der gehört etwa zehn bis zwölftausend Familien.

Kommunalwald 7,5 Prozent des Waldes im Landkreis gehören Kommunen. Kommunalwald wird schwerpunktmäßig im Westen von so genannten Rechtlern bewirtschaftet, also genutzt. In der Regel handelt es sich um Familien, die vor der Zeit der großen neuen Siedlungen (in den 60ern), in den Ortskernen wohnten. Meist war das Waldnutzungsrecht an Gebäude und Grund bzw. auch Hausnummern gebunden.

Interessenvertretung Waldbesitzervereinigungen (WBV) sind Zusammenschlüsse von Personen, die Wald in einer bestimmten Region besitzen, sie vermarkten ihr Holz gemeinsam, schließen Verträge ab. Im Landkreis Bamberg gibt es die Waldbesitzervereinigung Steigerwald. Dieser gehören rund 700 Mitglieder mit insgesamt über 7000 Hektar Wald an. Die WBV Bamberg hat 2300 Mitglieder mit 11 000 Hektar Wald. Die Forstwirtschaftliche Vereinigung Oberfranken vertritt die Waldbesitzer in ganz Oberfranken , betreibt u.a. die Öffentlichkeitsarbeit und hat ebenso ein Büro in Scheßlitz wie die bayerische Gesamtvertretung, der Bayerische Waldbesitzerverband, der in München für die Waldbesitzer Lobbyarbeit macht.