Hirschaid sagt "Nein" zu Windpark auf dem Mainberg
Autor: Werner Baier
Hirschaid, Mittwoch, 03. Juli 2013
Die Bamberger Stadtwerke blitzten mit dem Vorschlag eines Windparks bei Röbersdorf im Gemeinderat ab. Offiziell gefragt wird das Gremium erst im September.
           
Artig bedankten sich Fachbereichsleiter Klaus Wagner und Winfried Bauer (Abteilungsleiter regenerative Energien) von den Stadtwerken Bamberg, als sie nach erledigtem Auftrag den Sitzungssaal des Rathauses verließen. 
Wofür? Vielleicht dafür, dass es der Marktgemeinderat bei einem eisigen Gegenwind beließ und nicht auch noch zum probaten Mittel der kalten Dusche gegriffen hatte. 
Die beiden Vertreter des Bamberger Energieversorgers waren nach Hirschaid gekommen, um für eine kühne Idee zu werben: Ein paar Windräder ("drei bis fünf") wollten die Domstädter auf dem Mainberg zwischen dem Hirschaider Ortsteil Röbersdorf sowie den Nachbargemeinden Frensdorf und Pettstadt errichten.
 
Aber daraus wird nun wohl nichts, denn Hirschaid tat es Frensdorf gleich und kündigte ein klares "Nein" zu den Plänen an. 
Dazu zählen zwei Areale auf dem Mainberg. Eines liegt komplett auf Frensdorfer Gebiet, das andere gehört etwa zur Hälfte zu Frensdorf und Hirschaid. Die Hirschaider Fläche befindet sich vollständig im Eigentum der Marktgemeinde.
Über den Sommer will Bürgermeister Andreas Schlund (CSU) noch Stellungnahmen der Rechtlergemeinschaft Röbersdorf und Erlach, der Jagdgenossenschaft Röbersdorf sowie der Forstverwaltung einholen. Von den Röbersdorfern selbst liegt der Gemeinde bereits eine Unterschriftenliste vor. Darin wird das Vorhaben unmissverständlich abgelehnt.
Hirschaid hatte vor einiger Zeit selbst erwogen, eine Vorbehaltsfläche für Windkraftanlagen auf dem Mainberg anzumelden. Allerdings wurde die Idee aufgegeben, weil dort gemäß dem Bayerischen Windatlas nur eine durchschnittliche Windstärke von vier bis 4,5 Metern pro Sekunde zu erwarten ist: Herkömmliche Rotoren können damit nicht wirtschaftlich betrieben werden.
Keine geeigneten städtischen Flächen gefunden
Klaus Wagner von den Stadtwerken führte jedoch neue Erkenntnisse ins Feld: Gestützt auf einer Windpotenzialanalyse von GEO-Net, einem fachkundigen Dienstleister des Energieversorgers, pfeift der Wind über dem Mainberg in 140 Metern Nabenhöhe doch mit etwa sechs Metern pro Sekunde. Die Stadtwerke haben laut Winfried Bauer alle städtischen Flächen im Umland geprüft, aber keinen geeigneten Standort gefunden. Das gleiche gelte fürs eigentliche Stadtgebiet. Alternativ versuche man nun, Flächen im Umland zu entwickeln. Daher der Blick über dem Bruderwald hinweg zum Mainberg.
Dass es letztlich am Einverständnis des Grundbesitzers hängt, ob ein Windkraftprojekt verwirklicht werden kann, ist dem Energieberater Wagner klar. Weshalb die Bereitschaft zur Mitwirkung Hirschaids nicht vor der Aufnahme in den Entwurf des Regionalplans sondiert worden ist, blieb allerdings offen. Dabei muss pro Windrad mit einem Flächenverbrauch von 3000 bis 4000 Quadratmetern gerechnet werden. Erforderlich seien ferner 5,5 Meter breite Zuwege mit Kurvenradien von 30 bis 50 Metern, informierte Wagner.
Was die Rechtlergemeinschaft und die Jagdgenossen von solchen Eingriffen in den bewaldeten Mainberg halten, will Bürgermeister Schlund noch abfragen.
Der Abstand zwischen dem geplanten Standort und dem Ortsrand von Röbersdorf von etwa einem Kilometer entspräche zwar den Anforderungen (mindestens 800 Meter). Da aber der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer den Abstand auf zwei Kilometer ausdehnen will, käme der Mainberg für Windkraftwerke nicht mehr infrage. Man sollte schon ernst nehmen, was der Ministerpräsident ankündigt, gab Kurth Barthelmes (Freie Wähler) den Stadtwerken zu bedenken.
Josef Haas (SPD) machte klar, dass er sich mit dem Verlust von mehreren Tausend Quadratmetern Natur nicht einverstanden erklären kann. Windräder sollten dort entstehen, "wo sie am Platz sind", meinte Haas und verwies darauf, dass inzwischen schon teuer erzeugter grüner Strom ins Ausland verschleudert werde.
Sorge um Röbersdorf
Schweres Geschütz fuhr CSU-Fraktionssprecher Klaus Homann in Sorge um die weitere Entwicklung des Ortsteils Röbersdorf auf: Man solle sich keine Handschellen anlegen lassen. "Tot macht uns Bamberg schon durch das Wasserschutzgebiet im Regnitztal!", argumentierte Homann. Eine weitere Einschränkung wolle man nicht hinnehmen. "Schauen und forschen Sie in Bamberg nach!", stellte er den Vertretern der Stadtwerke anheim.
Heribert Rittmaier von der FWG Röbersdorf fasste alle Argumente gegen den Standort auf dem Mainberg zusammen - Flächenversiegelung, Waldrodung, Schattenwurf in Richtung Pettstadt, Schall-Emissionen - und kam zu dem Schluss: Es sei nicht zu akzeptieren, dass im wirtschaftlichen Interesse der Bamberger Stadtwerke die Gesundheit und die Lebensqualität der Landbewohner geopfert werde. Rittmaier sprach sich dafür aus, sofort das Bamberger Ansinnen per Beschluss abzulehnen. Bürgermeister Schlund ließ sich dafür jedoch nicht gewinnen. Er will den offiziellen Anlass zur Stellungnahme abwarten.
Als Einziger warnte Albert Deml von der Ökologischen Liste davor, den möglichen Standort ein für alle Mal zu verhindern. Deml trat mit frisch erworbenen Erkenntnissen vom Windpark bei Oberngrub dem von Rittmaier entworfenen Horrorszenario entgegen. Wenn die Bürger von Anfang an in ein solches Vorhaben einbezogen würden und man sich sachlich informieren würde, käme es zu einem eher positiven Meinungsbild. Wenn dann wenigstens all die "Grünen mit einer Zunge sprechen würden", wurde Deml entgegengehalten.