Archäologen entdecken in Hirschaid 3000 Jahre alte Siedlung - und sie ist komplett
Autor: Ralf Welz
Hirschaid, Mittwoch, 10. März 2021
Archäologen ist in Oberfranken ein historischer Fund gelungen: In Hirschaid stießen sie auf eine bislang unentdeckte Siedlung aus der späten Bronzezeit. Ihr Alter beträgt rund 3000 Jahre.
- Historischer Fund in Oberfranken: Archäologen machen interessante Entdeckung
- Unbekannte Siedlung aus der späten Bronzezeit in Hirschaid (Kreis Bamberg) freigelegt
- Wüstung stammt aus dem Zeitraum zwischen 1200 und 800 v. Chr.
- Gefundene Keramikreste weisen auf Urnenfelderkultur hin
- Urnengrab innerhalb einer Siedlung verhältnismäßig selten
Archäologen stoßen bei Grabungen in Hirschaid auf unbekannte Siedlung: Archäologen haben bei einer Ausgrabung im Landkreis Bamberg eine spannende Entdeckung gemacht. In Hirschaid förderten die Mitarbeiter der beauftragten Grabungsfirma eine bislang unbekannte Siedlung zutage. Sie resultiert nach bisherigen Erkenntnissen aus der späten Bronzezeit - und stammt demnach aus dem Zeitraum von etwa 1200 bis 800 v. Chr. "Das Besondere ist, dass wir ein Urnengrab in der Siedlung haben", erklärt Grabungsleiter Andreas Pross inFranken.de. "Das kommt doch relativ selten vor."
Archäologische Grabung in Hirschaid: Siedlung aus der Bronzezeit entdeckt
Die archäologische Freilegung in Hirschaid findet bereits seit vergangenem Herbst statt. "Wir haben Anfang Oktober mit der Grabung angefangen", sagt Pross. Sein Büro "Archäologische Ausgrabungen Andreas Pross“ mit Sitz in Bamberg ist für die Untersuchung zuständig. Im Zuge der Erschließung eines neuen Gewerbegebiets entlang der A73 waren in dem Areal bei Begehungen jungsteinzeitliche Lesefunde aus der Zeit von 4500/4000 bis 2200 v. Chr. gefunden worden.
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Das in diesem Bereich ausgewiesene Bodendenkmal "Siedlung des Neolithikums“ ist von dieser Überplanung betroffen. Daher war es unumgänglich, eine bodendenkmalpflegerisch notwendige Voruntersuchung mit Sondagen durchzuführen. Aus diesem Grund wurden im Auftrag der Gemeinde Hirschaid und in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege im Vorfeld Sondagen (Probeschnitte) auf den Ackerflächen angelegt, um die Größe und Ausdehnung sowie den Erhalt der Fundstelle zu erfassen.
Auf einer Fläche von rund 1,4 Hektar stießen Pross und sein Archäologen-Team auf eine bislang unentdeckte Siedlung aus der späten Bronzezeit. Sie stammt etwa aus der Spanne von 1200 bis 800 v. Chr. Die Siedlung ist damit über 2500 Jahre jünger als die anfangs zutage geförderten jungsteinzeitliche Lesefunde. "Das Besondere ist, dass wir eine Wüstung aus der späten Bronzezeit entdeckt haben, die bis jetzt wirklich unbekannt war", erläutert der Archäologe. "Das ist eine komplette Siedlung." Angesichts der gefundenen Keramik lässt sich die Siedlung laut dem Archäologen der sogenannten Urnenfelderkultur zuordnen.
Urnenfelderkultur: Leichen wurden auf Scheiterhaufen verbrannt
Ihren Namen verdankt die Urnenfelderkultur dem Bestattungsritus der Leichenverbrennung auf einem Scheiterhaufen und die Beisetzung der Totenasche in Urnen. Die Kultur ist durch typische Keramikformen definiert. Die Toten wurden auf Scheiterhaufen verbrannt, die Knochenreste und die Asche wurden anschließend in Grabgruben, in Behältnissen aus Stoff oder Holz sowie in tönernen Urnen auf Urnenfeldern beigesetzt. Das Besondere ist, dass wir ein Urnengrab in der Siedlung haben", erklärt Pross. "Das kommt doch relativ selten vor."
Zwar habe es in der Vergangenheit immer mal wieder vergleichbare Funde von Siedlungen entlang der Regnitz gegeben - etwa in Altendorf. "Die Gegend ist schon immer ein sehr dicht besiedeltes Gebiet in der Ur- und Frühgeschichte gewesen. Das ist jetzt an sich nichts Ungewöhnliches", hält Pross fest. Erstaunlich im vorliegenden Fall sei gleichwohl, dass die Siedlungen so dicht bei einander liegen. Bisher wurden auf der Grabungsfläche in Hirschaid mehr als 320 Verfärbungen untersucht - hauptsächlich Pfostenlöcher. Die vielen Pfosten deuten auf eine kleine Siedlung hin.