Hilfsbrücke von Bamberg nach Nepal
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Montag, 18. Mai 2015
Über Indien reiste ein Team des Bamberger Vereins FriendCircle WorldHelp nach Nepal, um Notleidenden beizustehen. Gerührt berichten die Helfer von der Dankbarkeit der Menschen im Erdbebengebiet. An rund 1000 Bewohner schwer erreichbarer Bergdörfer gingen Nahrungsmittel und andere Hilfsgüter.
Not und Verzweiflung. Männer, Frauen und Kinder, die unter Zeltplanen vor ihren zerstörten Häusern campieren - in ständiger Angst vor weiteren Erdstößen. "Man sieht hier so viele traumatisierte Menschen. Sie haben alles verloren und stehen vor dem Nichts", berichtet Alexandra Schmitz aus Nepal. Nach tagelanger Anreise über Indien erreichte die Bambergerin am Wochenende mit Jürgen Lütke-Wenning und Florian Dykta die schwer zugängliche Region Gorkha im Epizentrum des verheerenden Erdbebens. Die Verteilung von Hilfsgütern, die der Verein FriendCircle WorldHelp über Spendenaufrufe organisierte, konnte am Tag darauf beginnen - an rund 1000 betroffene Nepalesen aus nahe gelegenen Bergdörfern.
Mit Atemmasken
Welche Verzweiflung hat das verheerendste Erdbeben seit 80 Jahren über das kleine Land gebracht! Kaum vorstellbar ist das Elend der Menschen drei Wochen nach der Naturkatastrophe mit über 8600 Toten. In Zeltstädten hausen zahllose Erdbeben-Opfer. Menschen trauern um ihre Angehörigen. Das alles erlebt gerade auch das erste Team des Bamberger Vereins, der sich zuvor schon in Indien engagierte. Über "Straßen, die meist nur aus Staub und Steinen bestehen", transportierten die Helfer Reis, Mehl, abgepacktes Wasser, Zelte, Schlafsäcke und andere Hilfsgüter mit zwei Lastwagen und einem weiteren Fahrzeug in ein Dorf unweit von Gorkha. "Sehr viele Menschen hier haben wegen der Staubwolken Atemmasken auf", so Jürgen Lütke-Wenning. Dem schlossen sich die Besucher aus Franken mittlerweile an.
Tiere von Trümmern erschlagen
Mit den Transportern kam das Bamberger Team ab einem gewissen Punkt nicht weiter. "Nur zu Fuß sind die meisten Bergdörfer erreichbar, die von dem Beben in der Region betroffen sind", sagt Frank Schmitz, der die Hilfsaktion von Bamberg aus begleitet. Über Maisfelder und unbefestigte Wege stiegen die Besucher gleich nach ihrer Ankunft hinauf in ein Dorf, in dem Häuser verwüstet wurden oder einsturzgefährdet sind. Unter Schutthaufen liegen Vorräte, das Hab und Gut der Menschen. "Auch viele Ziegen und Rinder, die die Dorfbewohner hielten, wurden von herabstürzenden Trümmern und Balken erschlagen."
Leben mit dem Ausnahmezustand
Im Ausnahmezustand geht das Leben weiter. Kinder spielen in den notdürftig errichteten Zelten, wie das FriendCircle WorldHelp-Team berichtet. "Babys werden in Tüchern, die wie Hängematten an Bäumen befestigt sind, in den Schlaf gewiegt." Ein 60-jähriger Mann erinnert sich an das Erdbeben und Ängste zurück, wie er sie zuvor nie erlebt habe. Sein Haus wurde nicht zerstört - dennoch schläft der Nepalese lieber unter freiem Himmel. Mit dem Versprechen, zurückzukommen, Nahrungsmittel, Isomatten, Moskitonetze und manches mehr mitzubringen, verabschiedeten sich die Helfer bis zum nächsten Tag.
An Hunderte verteilten Lütke-Wenning, Dykta und Schmitz, die Vorsitzende von FriendCircle WorldHelp, Hilfsgüter und Lebensmittel. "Eigentlich ist das dem nepalesischen Militär vorbehalten. Aber damit wollten wir uns nicht abfinden und setzten uns durch." Kilometerweit kamen die Männer, Frauen und Kinder aus den Bergdörfern zum Verteilungsort. "Einige davon brachten uns sogar noch kleine Geschenke mit, weil sie so dankbar für die Unterstützung waren." Besonders berührte Alexandra Schmitz die Begegnung mit einem fast 90-jährigen Mann, der sich nach der Verteilung der Hilfsgüter nicht auf den Nachhauseweg machte: "Er hatte einen gebrochenen Arm und wusste nicht, wie er Säcke vier Kilometer weit schleppen sollte." Das übernahm das Bamberger Team, das irgendwann vor der zerstörten Hütte des Nepalesen stand, um ihm und seiner Frau noch Geld für dringend benötigte Baumaterialien zu geben.
Medizinische Hilfe
In den kommenden Tagen wollen die Vereinsmitglieder die Region erkunden, in der das große Nachbeben der vergangenen Woche zu Verwüstungen führte - östlich von Kathmandu. "Wir wollen herausfinden, wo medizinische Hilfe Sinn macht", so Frank Schmitz. Dann geht's zurück Richtung indischer Grenze, wo sich alle mit Michael Dykta treffen: dem Bamberger Chirurgen, der ein medizinisches Camp im Erdbebengebiet aufbauen möchte. Mit dabei ist auch Katrin Glöckle als weitere Helferin von FriendCircle WorldHelp neben zwei indischen Krankenschwestern.
Alles Weitere zum Bamberger Verein, der aus dem Erdbebengebiet Tag für Tag berichtet, gibt's im Netz unter seine Homepage.