Hilflos gegen wilde Müllhalden?
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Sonntag, 12. Februar 2017
Nachbarn ärgern sich über den Anblick von Müll aller Art und ein angeblich untätiges Umweltamt.
Ist es Ignoranz, Unwissenheit, Mutwille oder geht da jemand nach dem St.Floriansprinzip vor - frei nach dem Motto, weg mit dem Dreck, Hauptsache ich bin ihn los!?
Antwort könnten nur die Verursacher der wilden Müllhalden geben, die an einigen Stellen im Stadtgebiet Ärger bereiten. Weil die Leute aber unbekannt sind, die alles mögliche auf öffentlichem Grund abladen, sieht man sich im städtischen Umweltamt außer Stande, das Problem dauerhaft aus der Welt zu schaffen.
Übeltäter würden laut Stadt-Sprecherin Ulrike Siebenhaar zur Kasse gebeten. Sie glaubt: Wer einmal 50 Euro Bußgeld zahlen musste, weil er einen gelben Sack oder anderen Müll lange vor dem Abfuhrtermin draußen deponiert und damit eine Ordnungswidrigkeit begangen hat, der mache das wahrscheinlich nicht wieder. Aber so lange man die Verursacher nicht kenne, sei die Bußgeldandrohung leider "ein stumpfes Schwert".
Mehrere Müll-"Brennpunkte"
Ärger bereiten die wilden Müllhalden vor allem Bürgern, die sich selbst vorschriftsmäßig verhalten und trotzdem den hässlichen Anblick von sich auftürmenden gelben Säcken und Plastikbeuteln hinnehmen müssen. Wie am Sonnenplätzchen, wo kaum ein Tag zu vergehen scheint, an dem sich keine gelben Säcke stapeln. Oder in der Pödeldorfer Straße, wo Andreas Schmitt wohnt. Er beobachtet die Ansammlungen von Müll aller Art an einem Straßenbaum schon länger. Er stellt fest, "dass es immer schlimmer wird". Ständig lägen Plastiktüten mit Abfällen und gelbe Säcke herum: "Montags räumt die Müllabfuhr alles weg und schon ab Dienstag geht es wieder los. Obwohl die nächste Abfuhr erst zwei Wochen später ist."
Inzwischen hat jemand einen Zettel an den Baumstamm geheftet. Der handschriftliche Appell lautet: "Kein Müllablagerungsplatz! Müll bitte in die Mülltonne". Genützt hat der Hinweis bisher anscheinend nicht.
Ganz in der Nähe der Pödeldorfer Straße, an der Pfarrfeldstraße, hat sich der Standort von drei Glascontainern ebenfalls zu einer wilden Müllhalde entwickelt. Dort steht sogar ein offizielles Schild der Stadt Bamberg, wonach das Abladen von Abfällen jeglicher Art verboten ist und teuer werden kann. Obwohl ein Bußgeld in Höhe von bis zu 1000 Euro droht, schreckt es unbekannte "Anlieferer" nicht ab.
Sonnenplätzchen, Pödeldorfer Straße und Pfarrfeldstraße sind drei amtsbekannte Brennpunkte in puncto Müll. Ein Mittel dagegen habe man in der Stadtverwaltung leider noch nicht gefunden, bedauert Siebenhaar.
Mit Rücksicht auf die Nachbarn, die den Zustand schon länger beklagen und die Stadt zum Handeln auffordern, kommt inzwischen jeden Mittwoch der städtische Entsorgungs- und Baubetrieb in die Pfarrfeldstraße und räumt auf. Das bestätigt eine Anwohnerin, die froh ist über diese Lösung, auch wenn sie auf Kosten der Allgemeinheit geht. Die Abhilfe währe aber nicht lange, berichtet die Frau: "Am Donnerstag liegt meistens schon wieder etwas dort." Sie beklagt, es würde sich kaum mehr jemand an die Regeln halten, die es rund um die Müllabfuhr zu beachten gilt.
Würden alle, wie vorgeschrieben, die gelben und die Windelsäcke und die jeweiligen Tonnen erst am Tag der Abfuhr oder allenfalls am Vorabend nach draußen bringen, gäbe es keine unschönen Müllhalden am Straßenrand. Tatenlos sieht das Umweltamt dem Treiben Unbekannter nicht zu. Laut Siebenhaar versuche es mit seinen beschränkten Möglichkeiten, Abhilfe zu schaffen.
Bürger angeschrieben
Um die Situation in der Pödeldorfer Straße in den Griff zu bekommen, seien etwa die Bewohner mehrerer Wohnblocks individuell angeschrieben und informiert worden - ohne erkennbaren Erfolg. In der Stadtverwaltung ist man überzeugt, dass die Verursacher in der Nähe wohnen. Auch am Sonnenplätzchen wandte sich das Umweltamt nach eigenen Angaben schon mit mehreren Aktionen an die Nachbarschaft, um sie auf den korrekten Umgang mit gelben Säcken hinzuweisen - ebenfalls erfolglos.Liegt es womöglich an der kommunalen Informationspolitik, dass anscheinend immer mehr Leute den Müll nach Gutdünken und Belieben draußen deponieren? Andreas Schmitt jedenfalls nennt das Abfuhrkalendarium aus dem Umweltamt, das den Haushalten zugeschickt wird, unübersichtlich und unzeitgemäß. Er fände einen modern gestalteten Zettel besser, auf dem nur die Termine für den jeweiligen Bezirk stehen und das möglichst in mehreren Sprachen.
Informationen unzeitgemäß?
Selbst informiert sich der Bamberger im Internet, weil er das Kalendarium als antiquiert empfindet. Eine Handy-App, die daran erinnert, wann graue, braune oder blaue Tonne oder gelber Sack in der eigenen Straße abgeholt wird, würde er begrüßen. Einen entsprechenden Antrag hat die CSU-Fraktion dieser Tage gestellt. Der Vorschlag sei interessant und werde geprüft, heißt es im Rathaus.Müll-Sündern beizukommen gelingt anscheinend auch nicht mit mehr Öffentlichkeit. Darauf setzte FT-Leser Paul Schwegler, der sich vor ein paar Wochen wegen des Schandflecks am Sonnenplätzchen Hilfe suchend an die Lokalredaktion wandte. Wenn es schon den Behörden nicht gelinge, die Verursacher zu finden, müsse das doch mit Hilfe der Bürger möglich sein, war seine Überlegung.
Nach Erscheinen eines FT-Artikels am 10. Januar 2017 über die rätselhafte Säcke-Vermehrung bekam Schwegler von einem Nachbarn zwar einen Tipp, den er ans Umweltamt weitergab. Dessen Nachprüfungen haben aber angeblich "eindeutig" ergeben, dass der Falsche verdächtigt wurde. Laut Siebenhaar stammt der Verpackungsmüll definitiv nicht von einer Gaststätte, wie behauptet wurde.
Um die Verursacher auszumachen, werden wild deponierte gelbe Säcke oder Plastikbeutel von Mitarbeitern des Umweltamts schon mal durchsucht. Laut Rathaus-Pressestelle fänden sich aber leider selten Hinweise, wie es ein adressierter Briefumschlag sein kann.
Das Umweltamt der Stadt ist die richtige Anlaufstelle für Bürger, die wilde Müllablagerungen melden möchten oder Fragen zum Thema Müll haben. Ansprechpartnerin ist Karin Köberlein, Telefonnummer 0951/871720, E-Mail-Adresse: karin.koeberlein@stadt.bamberg.de.