Immer mehr los auf den Straßen: Hier droht der Verkehrsinfarkt in Bamberg
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Sonntag, 29. Sept. 2019
Die Masse der Verkehrsteilnehmer auf Bambergs Straßen wächst stürmisch. Doch welche Therapien gibt es gegen Dauerstau und Blechlawine?
Geht man nach den selbst gesteckten Zielen der Stadtverwaltung, steht Bamberg 2020 an einem Scheidepunkt. Wieder einmal. Der neue Stadtrat soll über den Verkehrsentwicklungsplan für die Zeit bis 2035 entscheiden - ein Großkonzept, das Auswirkungen auf jeden Lebensbereich haben könnte.
Bereits beschlossen ist eine zentrale Ziffer in diesem Paket.
Die Zahl der Verkehrswege, die mit dem so genannten Umweltverbund, also mit dem Rad, zu Fuß oder mit dem Bus zurückgelegt werden, soll von 59 auf 75 Prozent steigen - eine ehrgeizige Vorgabe, denn sie bedeutet auch, dass der Autoverkehr von 41 auf 25 Prozent schrumpft.
4000 neue Fahrzeuge in Bamberg
Im Moment scheint sich auf den Straßen das glatte Gegenteil abzuspielen. Die 7000 Einwohner und die 4000 neuen Kraftfahrzeuge, die Bamberg in den letzten Jahren gewonnen hat, lassen den Strom von Fahrzeugen in der Stadt massiv anschwellen.
Nicht nur am Berliner Ring hat die Belastung eine Grenze erreicht. Auch im Berggebiet zeigen sich Überhitzungserscheinungen. So wuchs die Blechlawine am Torschuster von 1997 bis 2015 um über 15 Prozent, wie die Analyse der Stadt gezeigt hat. Lärmgeplagte Anwohner können ein Lied davon singen.
Spannend wird es, wenn der Stadtrat die konkreten Maßnahmen beschließt, die aus den Zielen erwachsen: Was bedeutet die Vorgabe, den Fußgänger- und Radfahrerverkehr attraktiver zu machen, für den Ausbau des Straßennetzes, für die Schaffung von Park- und Rideplätzen, die Platzierung von Einzelhandel oder auch den S-Bahnhalt Süd?
Die Erfahrung zeigt, dass das Kleinklein bei Verkehrsthemen eng mit der Hoffnung auf einen großen Wurf verbunden ist, den Befreiungsschlag, der alles besser macht - oder auch nicht. Beispiel Bergverbindungsstraße. Wann immer es in der Debatte um die Überlastung der Altstadt geht, dauert es nicht lang, bis die Forderung nach einer Entlastungsstraße im Westen kommt. Sie könnte das nördliche mit dem südlichen Berggebiet verbinden oder in einem weiter gefassten Bogen Gaustadt mit Wildensorg.