Wünschewagen bringt Bamberger an Herzensort - dann geschieht "Wunder"
Autor: Isabel Schaffner
Bamberg, Sonntag, 26. Oktober 2025
Ein letztes Mal konnte Werner dank der Malteser den Walchensee besuchen. Der Ausflug kurz vor seinem Tod beflügelte ihn so sehr, dass er ungeahnte Kräfte entwickelte.
Der Herzenswunschkrankenwagen der Malteser hat dem 62-jährigen Bamberger Bauingenieur Werner S. eine bewegende Fahrt an den Walchensee ermöglicht. Gemeinsam mit seiner Familie und einem Team der Malteser aus Kulmbach erlebte er in Oberbayern an seiner früheren Radrunde einen Tag voller "Erinnerungen, Nähe und kleiner Wunder", wie die Malteser der Diözese Bamberg mitteilen.
Der Anstoß zu diesem besonderen Ausflug kam demnach von seinem Neffen Max, der selbst ehrenamtlich bei den Maltesern im Katastrophenschutz tätig sei. "Mein Onkel wollte den Walchensee unbedingt noch einmal sehen. Uns war klar: Wenn jemand das möglich machen kann, dann die Malteser", wird er zitiert. In der Vergangenheit haben diese bereits viele Patienten und ihre Angehörigen glücklich gemacht. So konnte Anfang September eine schwerkranke Oma ihre Enkelin auf ihrer Hochzeit besuchen. Auch der ASB bietet derartige Fahrten an und bescherte im Frühjahr einem Familienvater Urlaubsgefühle wie früher.
Von Bamberg an den Walchensee: Patient erlebt Überraschung
Mit seinem Antrag an das Herzenswunsch-Team der Diözese Bamberg setzte der Neffe alles in Bewegung, um Werner diesen letzten Wunsch zu erfüllen. Nachdem sich dessen Gesundheitszustand rapide verschlechtert hatte, musste alles schnell gehen, berichtet die Hilfsorganisation. Am frühen Morgen des 14. September startete das Kulmbacher Team um Maurice Hort und den Malteser-Arzt Lutz Thoma Richtung Bamberg. " Schon beim Einladen war spürbar, wie sehr ihn die Vorfreude auf diesen Tag beflügelte", heißt es in dem Bericht.
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Die Fahrt war geprägt von Gesprächen über Werners Leben, seine Liebe zum Radfahren und zu den Bergen. Am Walchensee angekommen, klarte der Himmel auf und die Familie verbrachte bei Weißwürsten, Gulasch und Bier glückliche Stunden am Ufer. "Es war, als hätte dieser Moment auf uns gewartet", wird eine Angehörige zitiert. Besonders bewegend: Werner lachte wieder - etwas, das seine Familie lange vermisst hatte. Die Route führte weiter rund um den See, durch Jachenau, Lenggries und Bad Tölz bis zur Ludwigshöhe bei Kleindingharting.
Dort wartete als Überraschung ein alter Radfahrfreund auf Werner. "Die Begegnung und der Blick auf die Zugspitze ließen alle spüren, wie viel Kraft diese Reise freisetzte", führen die Malteser fort. Am Abend kehrte die Familie mit dem Herzenswunschkrankenwagen nach Bamberg zurück. Dort sorgte Werner für einen unvergesslichen Moment: Der den ganzen Tag über auf Hilfe Angewiesene kam plötzlich allein die Treppe herunter - aufrecht und lächelnd. Ein Augenblick, der allen Anwesenden zeigte, wie viel Lebensfreude und Energie ein erfüllter letzter Wunsch schenken kann.
Fahrt gelang noch rechtzeitig vor Ableben des Patienten
Einsatzleiterin Jutta Sendner-Rau vom Malteser Herzenswunsch-Team fasst die Motivation für solche Fahrten zusammen: "Solche Augenblicke zeigen, warum es den Herzenswunschkrankenwagen gibt. Wenn ein letzter Wunsch so viel Kraft und Lebensfreude schenkt, ist das das schönste Geschenk für alle Beteiligten." Knapp vier Wochen nach dem Ausflug starb Werner S. am 10. Oktober. Doch die Erinnerungen an diesen besonderen Tag bleiben - für seine Familie, seine Freunde und alle, die ihn begleitet haben.