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"Herrliches Gefühl": Die ersten Mieter in Bambergs US-Kaserne


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Montag, 01. Februar 2016

Am Wochenende sind die ersten Mieter in die früheren US-Wohnungen an der Zollnerstraße eingezogen. Die großen Wohnungen kosten rund 1070 Euro im Monat. Die Stadtbau hat damit ein politisches Versprechen eingelöst.
Pioniere in der ehemaligen US-Kaserne: Iris und Thomas Hoffmann freuen sich über ihre große Wohnung in der Hauptsmoorstraße.  Foto: Ronald RInklef


Nicht nur für die Stadt Bamberg war es ein großer Tag: Auch für Iris und Thomas Hoffmann hat sich Manches zum Besseren gewendet. Aus ihrer kleinen 75-Quadratmeter-Wohnung in der Eichendorffstraße am Stadion sind sie in die nicht weit entfernte Hauptsmoorstraße gezogen - und froh, nach langer Suche auf dem knappen Bamberger Wohnungsmarkt endlich am Ziel zu sein. "Die neue Wohnung ist hell und so groß, dass wir alle Platz haben. Herrlich", beschreibt die 42-jährige Mutter dreier Kinder das Wohngefühl.

1068 Euro Warmmiete zahlen die Hoffmanns der Bamberger Wohnungsbaugesellschaft Stadtbau für die 130 Quadratmeter große, frisch sanierte Wohnung im zweiten Stock. Mit 5,50 Euro pro Quadratmeter liegt sie in etwa auf dem Niveau des Mietspiegels 2014, der eine Spanne von 4,53 bis 6,46 Euro für vergleichbar ausgestattete Wohnungen vorsieht. "Das ist ok", finden die Hoffmanns, beide berufstätig. Allenfalls bei den Betriebskosten würden sie sich etwas niedrigere Beiträge wünschen.

Froh ist an diesem Tag auch der Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD). Zusammen mit Stadtbau-Geschäftsführer Veit Bergmann überreicht er dem Ehepaar Blumenstrauß und Spezialitätenkorb. Mit den Hoffmanns und 38 weiteren Mietern, die bis zum Ende des Monats die so genannte Pines-Siedlung beziehen, bekommt die Bamberger Konversion gewissermaßen ein menschliches Gesicht.

Freilich: Flüchtlingsströme und Bundespolizei haben die Bamberger Kasernenpläne weitgehend gegenstandslos gemacht; selbst der Zugriff auf die Häuser des Lindenangers und die Lagardekaserne ist mittlerweile unsicher, ganz zu schweigen von der parkartigen Flynnsiedlung (siehe auch nebenstehenden Beitrag). Andererseits: Auch wenn von den Warner-Barracks heute weit weniger für die Bamberger Bürger übrig bleibt als vor einem Jahr gedacht, wird mit der Umwandlung der früheren Pines-Siedlung doch ein vielfach gegebenes politisches Versprechen eingelöst: die Ankündigung bezahlbaren Wohnraum zu schaffen - ein Thema, das die Schlagzeilen der Bamberger Konversionsdebatte bis heute beherrscht.

Um hier Erfolge vorweisen zu können, hat die Stadtbau die zwölf Häuser der Pinessiedlung für 3,9 Millionen Euro im November 2015 vom Bund erworben, über ein Jahr nach dem Abzug der Amerikaner und erst, nachdem der Freistaat zur Freigabe motiviert werden konnte.

Um den richtigen Umgang mit den belasteten Fußböden entspann sich im Frühling des letzten Jahres eine lebhafte Debatte. Heute scheint dies fast vergessen. Unter Beteiligung von 60 regionalen Handwerksfirmen hat die Stadtbau die Wohnungen auf einen Stand gebracht, der auch den OB schwärmen ließ: "Das Ergebnis bestätigt, dass es richtig war, die Stadtbau mit der Flächenentwickung zu beauftragen."

Weil die Nachfrage gut läuft, ist sich Veit Bergmann sicher, alle 180 Wohnungen an den Mann bringen zu können. In dieser Zahl sind auch 40 Einheiten enthalten, die die Stadtbau zum Preis von 2300 Euro pro Quadratmeter zuzüglich Parkplatzkosten im Sommer anbieten will. Weitere 40 Mietwohnungen sollen in zwei ehemaligen US-Appartementhäusern untergebracht werden. Ihre Nutzung war beim Kauf des Geländes noch unklar.