Haus an der Wildensorger Hauptstraße darf vergrößert werden
Autor: Gertrud Glössner-Möschk
Bamberg, Mittwoch, 23. Januar 2013
Die Bamberger Familie Brauner saniert ein winziges Häuschen an der Wildensorger Hauptstraße. Es kann aber nur mit einem Erweiterungsbau vernünftig genutzt werden. Der Bausenat hat ihn genehmigt.
Herbert Brauner und sein Sohn Sebastian haben sich viel vorgenommen: In Wildensorg werden sie ein winziges Häuschen sanieren, das völlig heruntergekommen ist. Bescheidene 53 Quadratmeter Grundfläche beansprucht das Mini-Gebäude für sich. Rechnet man noch Mauern und Putz ab, schrumpft die zur Verfügung Wohnfläche noch einmal. Unvorstellbar, dass hier einmal Familien gewohnt haben sollen.
Immerhin ist das schon lange her: Auf 25 bis 30 Jahre wird der Leerstand des Hauses Wildensorger Hauptstraße 26 geschätzt, und entsprechend verwahrlost ist das Gebäude: Dicke Risse durchziehen die Betonfußböden, aus den Decken quillt das Füllungsmaterial, die schmale Stiege in das Dachgeschoß mag man nur mit einem Stoßgebet betreten.
Und dennoch freut sich Sebastian Brauner auf dieses Haus als das neue Heim seiner Familie.
Die zusätzlich nötige Wohnfläche für seine Familie darf er nämlich durch einen Anbau an das Gebäude schaffen. Noch lange bevor Brauners an den Umzug denken können, war schon mal Besuch da: Vergangene Woche ließen sich die Mitglieder des Bausenats mit einem Stadtbus nach Wildensorg chauffieren, um das wenig mehr als 300 Quadratmeter große Grundstück in Augenschein zu nehmen.
Mit seiner Rückseite blickt es idyllisch auf den kleinen Eichelsee, darum herum ist eine große Grünfläche. Auf der Vorderseite aber liegt es in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bushaltestelle und ist dem Verkehr auf der Wildensorger Hauptstraße ausgesetzt. Licht und Schatten liegen bei diesem Objekt also nahe beieinander.
Für die Grünen im Bausenat war es das "Privileg" der Idylle, aus dem Stadträtin Ursula Sowa einen Konflikt mit den Interessen der Allgemeinheit in diesem Naherholungsgebiet erwachsen sieht. "Dann gehört der See doch einem einzelnen."
Auch der Bürgerverein Wildensorg sei alles andere als begeistert von dem Bauvorhaben. Sowa hat Sorge, dass auch andere Bauwillige auf die Idee kommen könnten, am Ufer des Eichelsees bauen zu wollen. Deshalb verlangte sie eine zweite Lesung. Von der Stadtverwaltung gab es in diesem Punkt Entwarnung: Alle Nachbargrundstücke befänden sich im Besitz der Stadt Bamberg, die davon nichts mehr für Bebauung zur Verfügung stellen werde.
Daniela Reinfelder hingegen richtete ihren Blick auf die negativen Seiten des Standortes: Direkt an der Durchgangsstraße und an einer Bushaltestelle zu wohnen, sei nicht gerade privilegiert.
Außer der GAL fanden alle anderen Mitglieder des Bausenats die Initiative der Bauherren begrüßenswert. Herbert Lauer von der FB-Fraktion zeigte sich "froh, wenn jemand das anpackt". Norbert Tscherner konnte gar nicht genug Komplimente finden, denn "es gibt nur zwei Möglichkeiten: zerfallen lassen oder einen Bauherren finden". Er versprach, die Brauners für die Stadtmedaille vorzuschlagen, denn dieses Objekt "kann ein Vorzeigeobjekt werden."
Um die finanzielle Dimensionen zu umreißen hatte Tscherner schon bei der Besichtigung in Wildensorg zu Herbert Brauner gesagt, dass er als Bauunternehmer gut und gerne "zwei neue Häuser" für den Preis dieser Sanierung hinstellen könnte.
Peter Röckelein, Bausprecher der CSU, und sein SPD-Kollege Detlev Hohmuth bekundeten ebenfalls Zustimmung allerdings unter der Maßgabe, dass die Bauherren auf die geplante Doppelgarage verzichten und stattdessen an der Stelle der alten Holzlege ein weniger auffälliges Gebäude errichten. Der alte Baumbestand soll weitgehend erhalten bleiben.