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Hass auf Mutter: Sohn kommt in die Psychiatrie


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Montag, 07. Juli 2014

Er raubte sie aus, weil er ihr nicht vertraute: Ein 40-Jähriger sah das Böse in seiner Mutter - und suchte nach Beweisen seiner wilden Theorie. Das Landgericht Bamberg ordnete nun die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.
Am Ende ordnete die große Strafkammer am Landgericht Bamberg die Unterbringung eines 40-Jährigen in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Symbolbild: Matthias Hoch


Am Ende ordnete die große Strafkammer am Landgericht Bamberg die Unterbringung von Hilmar U. (Name geändert) in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Der Mann stand wegen schweren Raubes vor Gericht. Er war im Januar in die Forchheimer Wohnung seiner Mutter eingedrungen, hatte die 70-Jährige dort geschlagen und dann Unterlagen, Schmuck und Bargeld mitgenommen. Die Polizei fand bei dem 40-Jährigen ebenso jede Menge Kram, wie einige Kabel, die er wahllos eingepackt hatte. Was er damit wollte, ist schwer zu sagen. Das seltsame Diebesgut ist aber Ausdruck der Verwirrtheit von Hilmar U.

Er sieht in Mutter das Böse

Der Mann leidet unter Verfolgungswahn, an einer Psychose, einer paranoiden Schizophrenie. In seiner Mutter sieht er das Böse, wie Staatsanwalt Ralf Hofmann in seinem Plädoyer beim Fortsetzungstermin des Sicherungsverfahrens sagte. Darin ging es darum, zu entschieden, ob Hilmar U. in die Psychiatrie eingewiesen werden kann. Auch die Staatsanwaltschaft sah es als erwiesen an, dass der Mann zum Tatzeitpunkt schuldunfähig war.

Die Frage, die die Zweite Strafkammer zu klären hatte, war, ob der Mann auch eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. Nur auf dieser Grundlage kann Hilmar U. in einem psychiatrischen Krankenhaus behandelt werden.
An seinem Wahn bestand wenig Zweifel: Der 40-Jährige, der alkohol- und drogenabhängig ist, inzwischen aber nichts mehr einnimmt, sprach einmal auch davon, dass Kabel in seiner Wohnung aus der Wand stehen würden, dass seine Mutter ihn überwachen würde. "Er fühlte sich ständig beobachtet", erklärte Vorsitzender Richter Markus Reznik in der Urteilsbegründung.

Wahnsystem vorhanden

Als Hilmar U. Anfang des Jahres seine Mutter in ihrer Wohnung überfallen hatte, war er auf der Suche nach Unterlagen. Er suchte Beweise für seine Annahme, dass er nicht von seiner Mutter abstamme. Diese Herkunftsgeschichte wertete Martin Noell, psychiatrischer Sachverständiger vor Gericht, als Teil des Wahnsystems des Mannes. Auch sein Kollege Johannes Steinmann vom Bezirksklinikum Bayreuth, wo Hilmar U. sich nach seiner Tat befindet, sprach vom dringenden Verdacht, "dass Wahngedanken vorliegen".

Im Januar stand U. nachts in der Wohnung seiner Mutter und suchte nach Beweisen. Dabei muss die 70-Jährige aufgewacht sein. Es kam zum Gerangel, er trat und schlug die Frau und fesselte sie mit Kabelbindern. Er soll sie auch mit einer Axt bedroht haben. Tötungsabsichten konnten nicht ausgeschlossen werden, sagte ein Polizist, der Hilmar U. nach der Tat vernommen hatte. Das mit der Axt bestritt U. - den Rest gestand er.

Von einer "erheblichen Straftat gegen die Mutter", sprach Vorsitzender Richter Markus Reznik. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich seine Aggression auch gegen andere richtet", sagte Verteidiger Andreas Klostermeier kurz zuvor in seinem Plädoyer. Das sah am Ende auch das Gericht so: Es bestehe demnach eine Gefahr für die Allgemeinheit, da auch die Bezugsperson, auf die sich sein Hass richtet, wechseln könne.

Behandlung steht nichts im Weg

Laut des Urteils muss sich U. in medikamentöse und therapeutische Behandlung begeben, je nach Erfolg stationär mindestens ein halbes Jahr. "Wenn er behandelt ist, dann wird er wohl solche Taten auch nicht gutheißen", sagte Richter Reznik. Es komme aber auf Hilmar U. an: "Wir haben es nicht in der Hand, es liegt an Ihrer Mitarbeit", so der Richter zu dem 40-Jährigen.