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Haltlose Anschuldigungen: Anonymes Schreiben rüttelt Bamberger Gartenamt auf


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Freitag, 04. Sept. 2020

In der Bamberger Stadtverwaltung hat jetzt ein anonymes Schreiben für Aufregung gesorgt. Darin werden Vorwürfe wie Mobbing und Misswirtschaft erhoben. Doch offenkundig ist an den Anschuldigungen nichts dran.
Mitarbeiter des Gartenamts sorgen für gepflegte  Grünflächen in Bamberg - doch zuletzt hat es im Amt Irritationen wegen eines anonymen Schreibens gegeben. Foto: Sebastian Martin


Bereits Mitte August hatten offenbar Mitarbeiter des städtischen Gartenamts in dem Brief, der unter anderem auch an diese Redaktion ging, "unakzeptable Arbeitsbedingungen" beklagt, die angeblich unter den Teppich gekehrt werden sollen. Unter anderem werden Vorwürfe von Mobbing und jahrelanger Misswirtschaft erhoben. Als Beleg soll die Tatsache dienen, dass zum einen das Friedhofs- und Gartenamt der Stadt Bamberg mit dem Entsorgungs- und Baubetrieb (EBB) zusammengeschlossen wird. Zum anderen, dass in den vergangenen fünf Jahren rund 25 Kollegen gekündigt hätten. Die Verfasser des Schreibens versichern, die Mehrheit der rund 70 Kollegen hinter sich zu haben.

Doch wie sich herausstellt, ist dem nicht so. So haben sich die Vorarbeiter im Gartenamt stellvertretend für die Mitarbeiter von Inhalt und Stil des Schreibens entschieden distanziert: Es herrsche grundsätzlich im Garten- und Friedhofsamt ein produktiver und von allen Seiten fair geführter Dialog mit der Verwaltung. Von unakzeptablen Arbeitsbedingungen könne keine Rede sein. Das Schreiben liegt dieser Redaktion vor. Auch Recherchen des FT haben keine Hinweise für die Echtheit der erhobenen Vorwürfe ergeben.

Die Stadtverwaltung spricht in Bezug auf das anonyme Schreiben von unseriösen Unterstellungen, Unwahrheiten und Wortverdrehungen. Die Führung des Gartenamts wehrt sich entschieden gegen solche Verleumdungen und droht gar die Einleitung strafrechtlicher Schritte an. Wörter würden aus dem Sinnzusammenhang gerissen oder Aussagen verdreht.

So entspreche es auch nicht der Wahrheit, dass 25 Kollegen in fünf Jahren gekündigt haben. Es seien nur 22 Mitarbeiter gewesen. "Der überwiegende Teil hat dem Amt den Rücken gekehrt, da ihnen besser bezahlte bzw. höherwertige und/oder wohnortnähere Arbeitsstellen angeboten worden sind." Bei einer geringen Anzahl an Gärtnern sei aufgrund von Dissonanzen eine Auflösung des Arbeitsvertrags durch die Verwaltung betrieben worden. Zwei der 22 Mitarbeiter seien außerdem zurückgekommen.

Zusammenlegung mit EBB

Dass der Zusammenschluss des Garten- und Friedhofsamts mit dem EBB im Finanzreferat mit einer jahrelangen Misswirtschaft zu tun haben soll, weist die Verwaltung von sich. Die Neuverteilung hat vielmehr auch mit politischen Wechseln zu tun: So hat Zweiter Bürgermeister Jonas Glüsenkamp (Grüne) nicht mehr das von seinen Vorgängern geführte Kulturreferat inne, dem das Gartenamt zugeordnet war, er ist jetzt Referent für Klima, Mobilität und Soziales.

Glüsenkamp hat den anonymen Brief ebenfalls in Kopie erhalten, auch für ihn ist inzwischen klar, dass den Brief nicht der Großteil der Mitarbeiter verfasst hat. "Es gibt immer Konflikte, wenn Menschen zusammenarbeiten. Das muss intern geklärt werden", sagt Glüsenkamp.

In dem Schreiben steht auch, dass die Staudenflächen im Erbapark voller Unkraut sind, was Ausdruck des Betriebsklimas sei. Die Amtsleitung hat die Staudenflächen als "Problempunkt" eingeräumt und will ihn bearbeiten: "Dieser Sachverhalt hat aber nichts mit dem Betriebsklima zu tun, sondern mit der Tatsache, dass immer weniger Leute mit immer mehr Flächen und Aufgaben zurande kommen müssen und dadurch teilweise Pflegearbeiten ins Hintertreffen geraten."

Bürgermeister Glüsenkamp sieht nun in der Anfang 2021 anstehenden Fusion des Gartenamts mit dem Entsorgungs- und Baubetrieb die Chance, die Struktur noch mal zu prüfen. "Personal ist eine wichtige Ressource, und deshalb gilt es, da hinzuschauen." Er spricht davon, dass sich durch die Neuverteilung der Ämter Synergien ergeben könnten. Auch vom Gartenamt heißt es, die Fusion sei beschlossen worden, um mit der gemeinsamen Nutzung der Fahrzeuge, Geräte und Gebäude Synergieeffekte zu schaffen und dadurch Geld zu sparen.