Hallstadts Rekordjahre sind zunächst einmal vorbei
Autor: Johannes Michel
Hallstadt, Montag, 27. Juli 2020
Der Stadtrat in Hallstadt beschloss den Haushalt. Anträge der Fraktionen gibt es im Corona-Jahr nicht.
Wenn sich der Stadtrat von Hallstadt zu seiner Haushaltssitzung trifft, läuft das für gewöhnlich so ab: Kämmerer Markus Pflaum präsentiert die meist überdurchschnittlich guten, Zahlen und die Fraktionen äußern danach ihre Wünsche. Die werden dann in den Haushaltsplan eingearbeitet. Dieses Jahr aber nahm die Sitzung, kurz vor der Beratung der Fraktionsanträge, eine unerwartete Wendung.
Sieben DIN-A4-Seiten, gefüllt mit den verschiedensten Anträgen, lagen vor. Bürgermeister Thomas Söder wollte gerade das Wort an die Fraktionsvorsitzenden übergeben, damit diese sich zum Haushalt äußern und die eigenen Anträge vorstellen - da bat Stadtrat Ludwig Wolf (BBL/FW) um das Wort. "Aufgrund der besonderen Situation und der Einnahmeausfälle durch die Coronakrise - und auch, weil das Jahr 2020 schon recht weit fortgeschritten ist - sollten alle Anträge der Fraktionen auf das Folgejahr geschoben werden." Keine Sonderwünsche im Jahr 2020? Keine Geschenke an die Bürger? Nach einer kurzen Pause, in der sich die Fraktionen beraten konnten, wurde Wolfs Antrag einstimmig angenommen.
Was war passiert? Bürgermeister Thomas Söder und Kämmerer Markus Pflaum hatten zuvor das Zahlenwerk präsentiert. Söder: "Wir sind dieses Jahr relativ spät dran mit dem Haushalt. In einem Wahljahr ist ein Rumpfjahr mit geringeren Investitionen nichts Besonderes. Corona hat aber auch einiges verändert. Bisher sind wir immer von einem Rekordjahr zum nächsten geeilt, das könnte auf längere Sicht vorbei sein."
Und Pflaum: "Die Ausgaben, die wir schultern müssen, sind noch immer recht hoch, da sich gerade einige Projekte im Abschluss befinden. Auf der anderen Seite können wir die Einnahmeausfälle noch nicht abschätzen, insbesondere die Gewerbesteuer und auch die Einkommenssteuerbeteiligung werden noch deutlich dahinschmelzen."
Einnahmen mit Luft nach unten
Im Detail: Für den Verwaltungshaushalt (laufende Kosten der Stadt) kalkuliert Pflaum mit 26,4 Millionen Euro (2019: 28 Millionen Euro), für den Vermögenshaushalt (Investitionen) mit 12,5 Millionen Euro (2019: 20 Millionen Euro). Der Gesamthaushalt summiert sich somit auf fast 39 Millionen Euro.
Während im vergangenen Jahr noch fast 15 Millionen Euro über die Gewerbesteuer eingenommen wurden, rechnet Pflaum für dieses Jahr mit 10,9 Millionen Euro - und diese Zahl müsse mit hoher Wahrscheinlichkeit nochmals nach unten korrigiert werden. In den kommenden Jahren seien daher, da sich die Folgen der Coronakrise erst noch zeigen dürften, eher acht bis neun Millionen Euro pro Jahr realistisch, meinte Pflaum.
Die Folge der geringeren Einnahmen: Hallstadt wird im laufenden Jahr über acht Millionen Euro aus seiner Rücklage entnehmen müssen, die dann Ende 2020 noch 22 Millionen Euro betragen wird. "Unsere Rücklage ist aber bei deutlichem Rückgang der Steuereinnahmen schnell aufgebraucht, die fetten Jahre für die Stadt sind erst einmal ausgesetzt."