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Hallstadts Bürgermeister Thomas Söder zieht Zwischenbilanz


Autor: Anette Schreiber

Hallstadt, Sonntag, 20. August 2017

In Hallstadt laufen jede Menge Projekte, die Gewerbesteuern sprudeln wie gewohnt, nur der Bedarf an Wohnraum lässt sich nicht decken.
Bürgermeister Thomas Söder am Rathauseingang in Hallstadt. Foto: Anette Schreiber


In 15 von 36 Landkreisgemeinden wurden bei den Kommunalwahlen 2014 neue Bürgermeister gewählt. Darunter sind auch die sieben größten Kommunen im Landkreis. Mit den Bürgermeistern dieser Großgemeinden, die zusammen rund 40 Prozent der Landkreisbevölkerung repräsentieren - sowie dem ebenfalls neu gewählten Landrat - ziehen wir in diesen Wochen eine Halbzeitbilanz ihrer ersten Amtszeit. Heute: Thomas Söder (CSU), Hallstadt. Er setzte sich mit 53,87 Prozent der Stimmen gegen Amtsinhaber Markus Zirkel (SPD) durch.

Herr Söder, Sie sind nun seit gut drei Jahren Bürgermeister. Ist es so, wie Sie sich das vorgestellt haben? Was hat sich in Ihrem Leben geändert, was war die größte Umstellung?
Thomas Söder: Ich war lange im Stadtrat und wusste, was auf mich zukommt. Dass ich zuvor als Anwalt tätig war, hat zusätzlich geholfen. Was man jedoch nicht einschätzen konnte war, dass man nun keinen Rückzugsort mehr hat und sich alles auf den Beruf konzentriert. Für private Dinge, selbst das Rasenmähen, bleibt nur ein sehr kleines Zeitfenster. Ein Umstellung war, dass man sieben Tage die Woche verplant wird. Urlaub, das sind nun Wochen, wenn das reinpasst. Gut, dass die Zusammenarbeit mit dem Zweiten Bürgermeister so gut funktioniert. Aber selbst zu zweit haben wir mit der Terminflut zu kämpfen.

Wie kommen Sie mit der Umsetzung Ihrer Ziele voran? Was sehen Sie als größten Erfolg Ihrer bisherigen Amtszeit?
Wir haben in den drei Jahren bisher schon sehr viel erreicht. Besonders stolz bin ich auf die Michelin-Erweiterung. Durch den ICE-Ausbau war die Erweiterung des Michelin-Standortes mit einer großen Lagerhalle problematisch. Es ging um Abstände. Alle kamen schnell an einen Tisch. Die Bahn hat daraufhin die Planungen geändert und so das Projekt ermöglicht. Auch, weil wir die Anwohner ins Boot holen konnten und es keine Klagen, keine Widersprüche gab.
Daneben tut sich auch im Stadtkern viel. Der Marktplatz sollte schon vor 30 Jahren gemacht werden Die Planungen sind jetzt fast fertig. Die Umsetzung beginnt bald. Wir hatten viele Erweiterungen, zum Beispiel Brose und Stahlbau Heim. Ein Kinderhaus wurde gebaut, die Marktscheune ist in Betrieb, der Stadtpark im Werden, die Hochwasserschutzplanung fertig und im Herbst erfolgt der Spatenstich für das neue Feuerwehrhaus. Wir haben sehr viele Baustellen, vieles läuft parallel.
Was was wir geschafft haben, wurde mit der Bevölkerung entwickelt. Schön, dass die sehr geforderte Verwaltung da hochmotiviert mitzieht.

Wo gab es Schwierigkeiten, sich durchzusetzen? Was war die größte Enttäuschung?
Die größte Enttäuschung war eindeutig der bittere Rückschlag des neuerlichen Wasserschadens nach der Rathaussanierung. Wir hatten zuvor ein tolles Ergebnis, alle Probleme gelöst. Und nun müssen wir wieder sanieren.

Wie stellt sich Hallstadt dem demographischen Wandel? Was kann, was muss noch getan werden?
Wir sind in allen Bereichen ganz gut aufgestellt und sind schon immer weit vorne gewesen, haben Kindergärten, Krippen und Hort. Es gilt, im Bereich junge Familien und Kinderbetreuung tätig zu werden. Was nötig ist, das ist in Planung.
Allerdings ist der Wohnraummangel ein Problem. Auch bei Wohnungen für Ältere. Betreutes Wohnen wird noch erweitert. Wir haben ein tolles Seniorenheim. Bei der Tagespflege müssen wir noch nachlegen. Generell kann man in Hallstadt sehr gut alt werden mit einer sehr guten Infrastruktur.
Was hat für Sie Vorrang: Die Innenentwicklung und Stärkung der Kernorte oder die Ausweisung von Bauland und Gewerbeflächen?
Wir können uns nur nach innen entwickeln, nachverdichten. Es wird bereits sehr viel saniert. Bei den Baulücken besteht großer Handlungsbedarf, das Problem ist, wer will angesichts der momentanen Zinslage etwas verkaufen? Damit wird aber wiederum alles noch teurer. Es tut sich aber auch viel in der Innenstadt. Die Sanierung der Schwanen-Bräu, die Artothek, der Stadtpark. Es wird auch ein Innerstädtisches Wohnquartier mit 25 Wohneinheiten entstehen. Auf dem privaten Sektor werden in "Hallstadt-West II und III" neun Reihenhäuser und drei Mehrfamilienhäuser gebaut.

Und wie steht es mit Hallstadts weit bekannter Stärke, der Gewerbesteuer?
Wir hatten in den letzten drei Jahren ein Einnahmeplus von fast 50 Prozent und für heuer einen Ansatz von 17 Millionen Euro. Aber auch die Einkommensteuerbeteiligung ist gewaltig angestiegen. Dafür zahlen wir aber auch fast neun Millionen Kreisumlage und eine hohe Gewerbesteuerumlage. Wir geben sehr viel nach oben ab und kriegen wenig zurück.

Was bringt die dennoch gute Finanzlage dem Hallstadter Bürger?
Vom Erfolg profitieren alle. Wir haben die niedrigsten Steuersätze mit 250 v.H. Grundsteuer A und B, das Freibad ist stark subventioniert, die Vereine erhalten sehr hohe Förderungen, es gibt keine Straßenausbaubeitragssatzung, bei uns ist auch das zweite Kindergartenjahr für die Eltern kostenlos. Es hat also Vorteile in Hallstadt zu wohnen, nur Wohnungen zu kriegen ist schwierig und wird es wohl auch bleiben.

Welche Herausforderungen wollen Sie in den nächsten drei Jahren angehen?
Die wichtigen Projekte sind angestoßen, am Laufen oder in Planung. Die Verwaltung ist damit nahezu ausgelastet. Die Herausforderung besteht in der weiteren Nachverdichtung der Baulücken und Eruierung von Wohnraum für junge Familien.

Das sagen die andern:

Carsten Joneitis, Bürgermeister von Oberhaid
Thomas Söder ist sehr kollegial und unterstützt in besonderen Fällen seine Nachbargemeinden.
Ich kenne ihn als zielstrebigen und arbeitsfreudigen Kollegen, der auch mal seine Ärmel hochkrempelt. Seine ruhige und besonnene Art schätze ich sehr.
Gemeinsamen Zielen, wie zum Beispiel dem Erhalt des Mittelschulstandortes "Westliches Maintal", steht er offen und konstruktiv gegenüber. Auch kann man mit ihm bei interkommunalen Projekten gut zusammenarbeiten und ich hoffe, dass dies auch in den nächsten Jahren so bleibt.
Gerne würde ich mit ihm auch mal Fußball spielen, aber das war bisher leider nicht möglich.

Hans Jürgen Wich, SPD
Der Bürgermeister leitet die Stadtratssitzungen souverän und ruhig. Allerdings fehlen uns seitens der SPD regelmäßig wichtige Informationen zu den Tagesordnungspunkten. Insgesamt haben wir den Eindruck, dass er im Moment viele Wahlversprechen, die er bestimmten Personen gegeben hat, umsetzt. Unsere Anträge werden sehr zögerlich oder gar nicht behandelt bzw. umgesetzt. Wir wünschen uns, dass Thomas Söder mehr Mut entwickelt und Maßnahmen auch einmal entgegen der Empfehlungen der übergeordneten Behörden im Sinne der Bürger umsetzt.
Er würdigt von Anfang an mit keinem Wort die Arbeit seines Vorgängers Markus Zirkel und streicht jetzt das Lob für die vollendeten Projekte alleine ein.