Hallstadter Rathaus: die Sanierung der Sanierung...
Autor: Anette Schreiber
Hallstadt, Freitag, 20. Sept. 2013
Das historische Hallstadter Rathaus steht derzeit leer. Nach den aktuellen Beschlüssen sind die Weichen nun so gestellt, dass die ins Bürgerhaus ausquartierte Verwaltung auf jeden Fall wieder zurückkehren wird.
"Sanierung der Sanierung"...so eine Bezeichnung widerstrebt Markus Zirkel. Deswegen firmiert das Rathaus-Projekt schlicht unter Rathaussanierung. Auch wenn es sich bei den nötigen Maßnahmen tatsächlich um die Sanierung des in den Jahren 1998 bis 2001 sanierten historischen Rathauses handelt. Nicht allzu lange nach der Sanierung hatten etliche Mitarbeiter der Verwaltung über gesundheitliche Probleme geklagt. Es sollte dann allerdings dauern bis diverse Untersuchungen und Gutachten die Möglichkeit einräumten, dass die gesundheitlichen Probleme mit der Sanierung zusammen hängen könnten. Als neuer Chef im Rathaus sah sich Markus Zirkel (SPD) dann relativ schnell nach der Amtsübernahme zur Reaktion veranlasst und quartierte die Verwaltung ins nahe gelegene Bürgerhaus aus.
Die nun neuerlichen Maßnahmen betrachtet das Stadtoberhaupt als solche "auf die ich gerne hätte verzichten können", kurzum als eigentlich sinnlos. Aber unbedingt erforderlich, soll die Belegschaft wieder in den Verwaltungssitz ziehen können.
Der gleicht einer Baustelle: Überall sind Böden geöffnet, Leitungen freigelegt, Treppenstufen umhüllt. Letzteres, damit nicht auch die noch in Mitleidenschaft gezogen werden. Das große Problem im historischen Rathaus waren, so gibt Zirkel stark vereinfacht wieder, Schadstoffaustritte und Feuchtigkeit.
Vergleich mit der Versicherung
In den letzten Jahren fand im Rathaus freilich keinerlei Parteiverkehr mehr statt. Gleichwohl wurde hier gearbeitet: Für Untersuchungen und Gutachten. Das hat dazu geführt, so Zirkel weiter, dass mit der Versicherung zwischenzeitlich ein Vergleich geschlossen wurde. Der besagt, die Stadt Hallstadt erhält für den ihr entstandenen Schaden sozusagen eine Entschädigung in der Höhe von 250.000 Euro. Das freilich deckt nur einen Teil der tatsächlich zu erwartenden Kosten, die Zirkel nach derzeitigen Schätzungen bei rund 700.000 Euro sieht.
Dieser Betrag soll jedenfalls in den Etat 2014 dafür eingestellt werden. Derzeit läuft auch noch ein Gerichtsverfahren, in dem geklärt werden soll, ob der für die Sanierung verantwortliche Architekt belangt werden kann.
Um die nun eruierten Missstände zu beseitigen, wird ein neue Be- und Entlüftungsanlage erforderlich. Die soll gemeinsam mit der Technik im zweiten Dachgeschoss unterkommen. Zuvor muss aber die Statik neu berechnet werden, weil diverse tragende Elemente in Mitleidenschaft gezogen worden waren. "Allein die statische Berechnung schlägt mit etwa 4500 Euro zu Buche", so Zirkel. Der Bauausschuss hat diesen Schritt ebenso abgesegnet wie ein neues Konzept für die Raumaufteilung. Beides soll eine heimische Firma erledigen.
Sechs neue Plätze zum Arbeiten
Das Rathaus hatte bislang 28 Arbeitsplätze. Wenn es seinen Betrieb wieder aufnimmt, werden es sechs mehr sein, so der Bürgermeister. Um flexibler zu sein, etwa um Arbeitsplätze für Praktikanten, Ferienarbeiter aber auch externe Rechnungsprüfer vorhalten zu können. Dieser Zugewinn wird unter anderem durch die Umnutzung des kleinen Sitzungssaales (45 Quadratmeter) im zweiten Obergeschoss, aber auch durch eine effizientere Raumaufteilung erlangt. Neuerungen werden das Kellergeschoss betreffen, wo eine Behinderten-Toilette vorgesehen ist. Zu dieser gelangt man über einen Treppenlift.
Für Menschen, die auf Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind, bringt das Parterre weitere Neuerungen. So wird durch ein Versetzen des Eingangs zum Bürgerbüro der Zugang barrierefrei. Zudem ist in diesem Geschoss ein Raum vorgesehen, in dem Menschen mit Seh- und Hörschwierigkeiten bei der Erledigung ihres Amtsbesuchs Unterstützung finden.
Auf die Wünsche der Mitarbeiter geht man mit einem größeren Sozialraum ein, der vom ersten Dachgeschoss in den ersten Stock umzieht.
Mehr oder weniger gleich bleibt hingegen das Büro des Bürgermeisters im zweiten Obergeschoss. "Das wird weiterhin in der Form benötigt", so Zirkel.
Auf einen Umzugstermin will sich das Stadtoberhaupt aus den bisherigen Erfahrungen heraus derzeit noch nicht festlegen. Gleichwohl sieht er schon einen gewissen Zugzwang, da die Verwaltung im Bürgerhaus doch unter beengten Verhältnissen arbeiten muss. Ein positiver Nebeneffekt ist freilich der, so Zirkel, dass die Abteilungen nicht nur im wörtlichen Sinn enger zusammengerückt sind.
In der Tatsache, dass es den Rathausmitarbeitern seit der Auslagerung gesundheitlich besser geht, sieht Zirkel im Übrigen als Beleg dafür, dass die Entscheidung, das Rathaus zu verlassen, eine richtige war.