Hallstadter Marktscheune ist eröffnet worden
Autor: Rudolf Görtler
Hallstadt, Dienstag, 15. Sept. 2015
Das Zentrum der "neuen Mitte" hat seinen Betrieb aufgenommen. Mit der Marktscheune an der Stelle des abgerissenen Rewe-Marktes will die Stadt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
So etwas wie die Leib-Geist-Dualität verkörpert die Hallstadter Marktscheune, die am Montag eingeweiht worden ist, aufs Vortrefflichste: unten der "Frischemarkt Massak" mit rund 12 000 Artikeln auf 700 Quadratmetern, oben ein "Kulturboden" mit 312 Sitzplätzen, wo Kabarett, Kleinkunst, Konzerte gepflegt und veranstaltet werden sollen, aber auch Kongresse, Firmen- und Familienfeste.
Gut zwei Jahre hat es gedauert, bis das 52 Meter lange und 16 Meter hohe Gebäude nach einem Entwurf des Büros Schettler & Wittenberg aus Weimar stand. Schmerzlich zwar war die Schließung des Rewe-Marktes empfunden worden, der als Versorger in der Innenstadt eine große Lücke hinterlassen hatte. Dennoch dauerte es, bis das Konzept "Marktscheune" - der Bau kostet knapp zehn Millionen Euro, wird jedoch mit zwei Millionen Euro gefördert - sich durchgesetzt hatte.
Endgültig überzeugt war die Stadt als Bauherr und Eigentümer, als mit dem Lebensmittelkaufmann Werner Massak ein Betreiber für den sogenannten (Edeka-)Frischemarkt mit Bäcker- und Metzgerkooperationen im Parterre des spitzgiebligen Baus gefunden war. Der Litzendorfer unterhält mit dem neuen Standort Hallstadt fünf Lebensmittelmärkte und beliefert 137 Justizvollzugsanstalten, wie er zur Eröffnung sagte. Besonderen Wert legt Massak laut eigener Aussage auch auf den Verkauf regionaler Produkte.
Innenstadtversorgung
Diese Produkte im Innenstadtbereich kaufen zu können, ist insbesondere für ältere Menschen wichtig, sagte Bürgermeister Thomas Söder ebenso wie Landrat Johann Kalb, der auf den viel beschworenen demographischen Wandel verwies. Als "Impuls- und Schlüsselprojekt" würdigte Oberfrankens Regierungspräsident Wilhelm Wenning den Bau, als Beispiel für die städtebauliche Sanierung der Ortskerne, die von Verödung bedroht seien. Um der zu begegnen, sei "Denken außerhalb von Konventionen" nötig gewesen, sagte Eckhard Schmidt vom Architekturbüro, der mit seinem Team seit 2009 an dem Projekt arbeitet. Beim ersten Besuch in Hallstadt seien die hohen Giebel aufgefallen - folglich sollte mitten in der Stadt ein neues hohes Haus entstehen. Im Erdgeschoss stehen 1040 Quadratmeter zur Verfügung, im Obergeschoss 826 Quadratmeter, dazu 81 Stellplätze in einer Tiefgarage, oberirdisch 31. Mit "Scheune" assoziierten die Planer Begriffe wie "robust" oder "bodenständig", was sich in Design und Material des Baus niederschlug.
Robustheit oder eine Zuschreibung wie "Scheune" braucht nicht zu bedeuten, dass auch die eingebaute Ton- und Lichttechnik antiquiert ist. Dies sagte Wolfgang Heyder, der zusammen mit Gattin Gaby in einer eigens gegründeten Betreiberfirma das Obergeschoss, den "Kulturboden", mit Veranstaltungen beleben wird - fürs kommende Jahr sind bereits 30 avisiert, von Kabarett etwa von Sigi Zimmerschied bis zu Konzerten wie das von Heinz Rudolf Kunze. Die eingebaute Technik war dem Ehepaar besonders wichtig, erklärte Heyder. Der mit viel Holz ausgestattete Saal wird ergänzt durch ein Foyer, eine Garderobe und eine Theke. Auf der acht mal vier Meter großen Bühne können bis zu fünfköpfige Bands musizieren. Doch auch Firmenfeiern, Messen und Familienfeste wollen die Heyders, auch mit einem eigenen Cate-ringangebot, im Portefeuille haben. In Augenschein nehmen kann die Öffentlichkeit den Kulturboden am kommenden Wochenende: Am Samstagabend spielt die Band Wednesday Project, am Sonntag gibt es ab 10 Uhr ein Eröffnungsprogramm mit diversen Vergnügungen (u. a. 100 Liter Freibier) an der Marktscheune parallel zum Kindersporttag in der Volksschule.