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Hallstadt im Mittelalter gefunden


Autor: Anette Schreiber

Hallstadt, Sonntag, 14. Mai 2017

Vor der Neugestaltung des Marktplatzes und der Lichtenfelser Straße erfolgen in Hallstadt archäologische Untersuchungen.
Grabungsleiter Magnus Wintergerst (links) und Bürgermeister Thomas Söder betrachten das steinerne Zeugnis. Fotos: Anette Schreiber


Vermutet wurde es, aber nicht in dieser Tiefe: Nur rund 60 Zentimeter unter der Oberfläche liegen Skelette am Südseiten-Sockel der Kilianskirche im Marktplatzboden. Zu der Marktplatzneugestaltung im Zuge des Städtebaues gehören auch archäologische Voruntersuchungen. Damit hat Hallstadt den Bamberger Archäologen Magnus Wintergerst beauftragt. In abschnittsweisen Grabungen hat er sich in den letzten Wochen entlang der Hauptstraße und an der Kirche St. Kilian vorgearbeitet.

Dabei ist man in eineinhalb Metern Tiefe auch auf einen Weg oder Platz aus dem Mittelalter gestoßen. Der Aufbau der Schichten lässt erkennen, dass er aus dem 14. oder 15. Jahrhundert stammt. Die bisherigen Untersuchungen, so Erster Bürgermeister Thomas Söder (CSU), bringen einen interessanten Einblick in die Geschichte Hallstadts. Freilich wäre es "die Sensation" gewesen, wenn man dabei auch den Schatz des Königshofes gefunden hätte.

Die bisherigen stichpunktartigen Grabungen haben die bisherige Vermutung untermauert, dass der Platz um die Kirche immer höher geworden ist. "Es gibt sonst keine Kirche weit und breit, in die man hinuntergeht", so Söder. Deswegen ist es ein Anliegen, dass man künftig wieder möglichst ebenerdig in das Gotteshaus hineingehen kann. So ist vorgesehen, bei der Neugestaltung wieder etwas tiefer zu kommen. Doch die Skelettfunde von den früheren Bestattungen werden einen Einfluss darauf haben, wie weit man in die Tiefe geht.

Es bedarf eines gewissen Abstands zwischen Boden und Bestatteten, machen Grabungsleiter Wintergerst und sein Mitarbeiter Reiner Burkard deutlich. Wegen der Wahrung der Totenruhe. Kann der Abstand nicht eingehalten werden, müssen die Funde ausgegraben, gesäubert und nach München geschickt werden. Weil an der Kilianskirche im Laufe der Jahrhunderte eine Vielzahl von Hallstadtern bestattet worden waren, wären das entsprechend viele, nicht nur Hunderte, sondern Tausende. "Eigentlich müsste man die nun freigelegten Skelette schon bei der Sanierung in den 50ern gefunden haben", meint Wintergerst.

Die archäologischen Voruntersuchungen sollen für die folgenden Arbeiten zutage bringen, womit man in welcher Tiefe zu rechnen hat, erklären die beiden Experten. Deswegen ist auch der freigelegte Weg-Abschnitt aus dem Mittelalter nach ausgiebiger Dokumentation wieder zugeschüttet worden. Für wenige Tage konnten die Hallstadter und weitere Interessierte einmal anschauen, auf welchem Belag ihre Vorgänger vor Jahrhunderten unterwegs waren: große, grobe Kieselsteine. Die so genannte Brandschicht darüber zeugt von Hallstadts Schicksaal in den Bauernkriegen: Es wurde in Schutt und Asche gelegt. Genau dieses Material wurde dann praktisch gleichmäßig verteilt und bildete einen weiteren Belag.

Große archäologische Überraschungen wie Reste weiterer Gebäude in der Straße oder die Beute des im achten Jahrhundert in Hallstadt ansässigen Königshofes erwarten die beiden Archäologen bei den weiteren Arbeiten in der bis jetzt untersuchten Tiefe indes nicht. Im übrigen gebe die Baunotwendigkeit die Tiefe vor, in der untersucht wird, damit nicht möglicherweise durch das Bauen wertvolle Dokumente zerstört werden. Was tiefer liegt, als was fürs Bauen nötig ist, wird demnach seine Geheimnisse behalten.