Hainbäume zu Hackschnitzeln: Wie die Bamberger Stadtverwaltung mit dem Klimawandel umgehen will
Autor: Markus Klein
Bamberg, Dienstag, 17. Dezember 2019
Der Klimawandel wirkt sich verheerend auf die Bamberger Grünanlagen aus. Die Stadtverwaltung erarbeitet nun Wege, möglichst ökologisch mit den unbequemen Tatsachen umzugehen.
Thomas Heiß blickt über die Reste Dutzender gefällter Bäume in die Ferne. "Im Frühling und Sommer war alles staubtrocken. Täglich habe ich gesehen, wie die Bäume leiden. Aber man kann nichts machen", sagt der Vorarbeiter der Hain-Kolonne des Bamberger Gartenamts. 90 Bäume, überwiegend Buchen, werden bis zum Frühjahr im Hain gefällt sein. Im Stadtgebiet sind es knapp 350. "Das Gesicht des Hains und anderer Grünanlagen wird sich dramatisch verändern", weiß Gartenamtsleiter Robert Neuberth.
Hauptursache: Klimawandel. Trockenheit und Sonneneinstrahlung machen die Gehölze verwundbar. Ähnlich wie bei immungeschwächten Menschen werden sie dadurch anfälliger für Krankheitserreger. Im Falle der Bäume etwa für Pilz- und Käferarten, wie die oft hohlgefaulten Stämme zeigen. "Da greift schnell eins ins andere, und die Bäume sterben innerhalb eines Jahres ab", erklärt Baumpfleger Herbert Geßner.
Viele Buchen waren sehr alt, eine mehr als 130 Jahre, bevor sie in der vergangenen Woche gefällt wurde, wie Geßner an den Jahresringen zeigt. An diesen "lässt sich auch ablesen, wann alles angefangen hat", sagt er. Nämlich vor etwa 25 Jahren: Die äußeren 25 Ringe sind viel feiner und enger aneinandergereiht als die vorherigen. Wie drastisch sich die Lage zuspitzt, zeigt auch die Entwicklung der Arbeitsstunden, die Gartenamtsmitarbeiter mit Gießen verbringen: 363 waren es 2017, 827 in diesem Jahr. Dafür wurden knapp 30 000 Liter Wasser benötigt. Zusätzlich musste die Feuerwehr helfen und rund 1000 Bäume in einer Sonderaktion bewässern. "Im Sommer sind wir kein Garten-, sondern ein Gießamt", fasst Neuberth zusammen.
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"Bäume sind Lebewesen, sie haben ein Gedächtnis und reagieren auf Extreme", erklärt Geßner. Wenn die heißen Tage weiter zunähmen, sei die gesamte Baumart Buche in Gefahr. "Einzelne werden vielleicht überleben, wie auch einzelne Menschen Seuchen überleben. Aber der Großteil wird sterben."
Phönix aus der Asche
Mitten in einem kargen Bereich zwischen gefällten Hölzern und dürren Sträuchern wirkt eine junge Purpur-Esche wie der Phönix aus der Asche. Ein Baum mit Zukunft in Zeiten des Klimawandels: Das Gartenamt setzt nun verstärkt auf das Pflanzen von robusteren "Klimabäumen", die extreme Hitze wie auch frostige Winter aushalten, etwa Esskastanie, Purpur-Esche und Stadt-Ulme.
In den Stadtwäldern sieht es ähnlich aus. "Unsere Prognose für 2080: Fichte weg, Kiefer weg, Buche am Rande des Existenzminimums", berichtet Forstamtsleiter Johannes Hölzel. So wird künftig immer mehr geschädigtes Holz anfallen, das größtenteils nur noch zum Verheizen nutzbar ist. Das haben die Stadtwerke erkannt - und wollen das Beste aus der Not machen: Ökologische Energiegewinnung. Mit einer deutlichen Reduzierung der -Emissionen und gleichzeitig möglichst gleichbleibende Preise für die Verbraucher - vor allem in Anbetracht einer zu erwartenden -Steuer. Denn umso höher diese ausfallen wird, umso günstiger wird ökologische Wärmegewinnung im Vergleich zur Nutzung fossiler Brennstoffe wie Öl und Gas.