Druckartikel: Hacker versenden Bettelbriefe im Namen eines Bambergers

Hacker versenden Bettelbriefe im Namen eines Bambergers


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Dienstag, 19. Juli 2016

Ein bekannter Bamberger wurde Opfer von Hackern. Mit Hilfe seiner Kontaktdaten haben sie Bettelbriefe verschickt.
Symbolfoto: Gerd Schaar/Archiv


Ihm sei in der Ukraine seine Tasche mit Geld und allen Dokumenten abhanden gekommen. Deshalb würde er umgehend 1700 Euro brauchen, um das Hotel und den Rückflug nach Deutschland bezahlen zu können: Es war ein realistisch klingender Hilferuf, der mit dem Absender eines überregional bekannten und als vertrauenswürdig geltenden Bambergers am Dienstag per E-Mail verbreitet wurde.

Nur: Der Inhalt der E-Mail ist frei erfunden und das Schreiben von Unbekannten in offenbar betrügerischer Absicht geschrieben worden. An rund 300 Adressen könnte diese Mail verschickt worden sein.

So viele Kontakte in etwa waren auf dem Rechner des Mannes gespeichert, der Stunden vorher das Opfer von Hackern geworden war. Er habe eine gefälschte Google-Mail-Aufforderung leider nicht erkannt und so seien Hacker aus Lagos/Nigeria an sein Passwort und seine Daten gekommen, bedauert der Bamberger.



Besorgte Anrufer

Weil er nicht in der Ukraine ist, sondern zu Hause in Bamberg, erreichten ihn am Dienstag etliche Anrufe von Leuten, die wissen wollten, was los ist. Erst durch diese besorgten Anfragen erfuhr der Bamberger, in welcher Weise sein Account und seine Daten von Unbekannten missbraucht worden sind.

Noch am Vormittag gab er über das soziale Netzwerk Facebook bekannt, dass die "Bettelmail" jeglicher Grundlage entbehrt: "Bitte ignorieren und nichts überweisen! Danke und mein Bedauern für die Belästigung!"
Auch im Telefonat mit der Lokalredaktion bedauerte es der Mann, dass womöglich einige hundert Leute durch den vorgetäuschten Hilferuf belästigt worden sein könnten.

Einer der Adressaten verständigte die Lokalredaktion von dem Betrugsversuch unter dem Namen eines seriösen Bürgers. Unseren Leser trieb die Sorge um, dass hilfsbereite Menschen tatsächlich Geld überweisen könnten, wenn eine vertrauenswürdige Person wie der vermeintliche Absender um Unterstützung bittet. Zumal die unbekannten Verfasser der betrügerischen E-Mail die Zahlung auch überaus dringend gemacht hatten. Eine Kontonummer war nicht angegeben, es gab aber noch einen Anhang, den unser Leser freilich nicht geöffnet hat.

Ob jemand Geld überwiesen hat, ist unbekannt. Der betroffene Computer-Besitzer fürchtet nach eigenen Angaben keinen finanziellen Schaden: Seine für Online-Geldgeschäfte notwendigen Passwörter hätten die Hacker nicht.

Die Polizei wurde vom Betroffenen selbst informiert. Eine Anzeige wird es nicht geben. Die Ermittler hätten in Fällen wie diesen keine Handhabe, so Holger Dremel, Pressesprecher der Inspektion Bamberg-Stadt. Er rät Computerbesitzern zu äußerster Vorsicht beim Umgang mit Daten.