Druckartikel: Guttenberg als Nothelfer der CSU in Bayern?

Guttenberg als Nothelfer der CSU in Bayern?


Autor: Günter Flegel

Kulmbach, Montag, 22. Sept. 2014

Horst Seehofer will den einstigen Hoffnungsträger der CSU beim Parteitag sprechen lassen. "Ihm stehen alle Türen offen", sagt der Ministerpräsident. Der so Umworbene äußert sich, wenn überhaupt, zurückhaltend zu seiner möglichen politischen Zukunft.
Der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg Foto: Hannibal/dpa


Der frühere Bundesverteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg steht möglicherweise kurz vor einem Comeback in der deutschen Politik. CSU-Chef Horst Seehofer sagte zuletzt bei mehreren Gelegenheiten, dem einstigen Hoffnungsträger der Partei stünden "alle Türen offen". Guttenberg war 2011 über eine Plagiatsaffäre gestolpert und hatte Deutschland den Rücken gekehrt.

Der Oberfranke hat sich lange rar gemacht in den Medien, zumal den deutschsprachigen, aber in den letzten Wochen und Monaten haben sich seine öffentlichen Auftritte ebenso gehäuft wie seine Äußerungen zur Europapolitik. Selbst mit seinem Menetekel, der abgeschriebenen Doktorarbeit, geht der 42-Jährige heute entspannt um.

"Zitat Ende"

Als er beim Sport-Award der "Bild"-Zeitung in Hamburg Ende August die Laudatio auf den früheren Box-Weltmeister Vitali Klitschko hielt, der jetzt

als Bürgermeister von Kiew im Zentrum einer europäischen Krise steht, machte Guttenberg Witze über die Plagiatsaffäre, die seine steile politische Karriere vor drei Jahren abrupt beendet hatte: "Zitat Ende. Bei Zitaten muss ich aufpassen."

Zitat Ende, Karriere Ende? Schon als der Adelige 2011 die Bundespolitik mit dem Zentrum für transatlantische Studien in den USA und einem Beraterposten bei der EU tauschte, war über ein baldiges Comeback spekuliert worden - Guttenberg ist trotz abgekupferter Doktorarbeit bis heute einer der beliebtesten Politiker Deutschlands. Das dürfte mit ein Grund sein, warum Seehofer den Freiherrn hofiert. Der CSU-Chef hadert mit sich selbst, weil er längst nicht mehr der strahlende Siegertyp seiner Anfangsjahre ist.

Dünne Personaldecke

Und er hadert mit seiner Partei und ihrem Personal, denn hier blättert überall der Lack: der Rücktritt von Haderthauer, die unendliche Maut-Debatte, der wegen der Edathy-Affäre gescheiterte Bundesinnenminister Friedrich ... die Liste der CSU-Pleiten ist lang, viel zu lang.

Seehofer weiß, dass er alleine den Karren nicht flott machen kann. Doch die Personaldecke unter ihm ist dünn, die CSU hat sich allzu lange auf die Allmacht ihres Alleinherrschers verlassen. Und der hat umgekehrt allen die Grenzen gezeigt, die sich Hoffnung machten, ihn zu beerben, etwa Markus Söder.

Jetzt fischt auch noch die Alternative für Deutschland (AfD) am rechten Rand der CSU. In dieser Gemengelage käme ein Comeback ihres einstigen Hoffnungsträgers der CSU gerade recht. Längst hat die öffentliche Meinung dem "Doktor a.D." (Zitat Guttenberg über Guttenberg) vergeben, anders als Seehofers hat des Freiherrn Lack kaum einen Kratzer.

Lücke schließen

Inhaltlich könnte der Oberfranke eine Lücke schließen, die in der CSU schmerzt: Außenpolitische Kompetenz war schon immer eine Spielwiese, mit der die bayerische Regierungspartei trefflich von hausgemachten Problemen ablenken konnte.

Diese Rolle ist derzeit unbesetzt; Seehofer kann ja nicht alles alleine machen. Nicht zuletzt: Guttenberg ist wie jüngst im "Wallstreet Journal" hart mit der Europapolitik ins Gericht gegangen, er fordert, wenn auch erstaunlich unkonkret, ein entschiedeneres Vorgehen gegen Putin und den IS-Terror. Das Europa-Bashing hat einst die CSU groß gemacht und gibt jetzt der AfD Auftrieb ...

Guttenberg selbst hat sich bislang zu seinen möglichen Ambitionen in der deutschen Politik zurückhaltend geäußert. Seehofer dagegen umwirbt den populärsten Auswanderer der Republik, der eine Adresse in Berlin hat, offen.

Der Nothelfer?

Wenn es nach dem CSU-Chef geht, wird Guttenberg beim CSU-Parteitag Mitte Dezember auftreten. Dass dies der Startschuss für einen zweiten kometenhaften Aufstieg sein könnte, bezweifeln jedoch viele CSU-Insider. "Man kann über Guttenberg denken wie man will, aber dumm ist er nicht", sagt ein Mandatsträger der CSU, der nicht genannt werden will. Als Nothelfer unter Seehofer werde er sich sicher nicht verheizen lassen.