Gunzendorf, das ist Irmi Knaus' Lebenswerk
Autor: Anette Schreiber
Gunzendorf, Montag, 07. Oktober 2019
Irmi Knaus gilt als die Seele der Jugendkultstätte in Gunzendorf. Sie kann und will deren Ende nicht akzeptieren und hofft auf ein Happy End.
"Das hätte nicht passieren dürfen, oder?!" Bei der resoluten Dame klingt das mehr wie ein Vorwurf denn eine Frage. Irmi Knaus darf das. Denn "Irmi", wie sie rund um die Gunzendorfer Jugend-Kultstätte, Gunzi live, zuletzt GunzLive, genannt wird, ist im Laufe der Jahrzehnte Generationen von Besuchern zur Ikone geworden. Und als solche betrauert und bedauert gerade sie den Niedergang, das heißt die von den neuen Betreibern jüngst verkündete und umgesetzte Schließung.
Jahrzehnte an der Spitze
Bis die Sauer-Erben das große Firmenareal 2017 verkauften, stand hier Irmi etliche Jahrzehnte an der Spitze, viele Jahre sogar bei vier Firmen mit insgesamt knapp 100 Mitarbeitern in Voll-und Teilzeit. Als Geschäftsführerin führte sie den Laden auf jeden Fall so lange weiter, bis ein neuer Besitzer und Betreiber gefunden war, das war sie sich einfach schuldig. Obwohl sie dafür eigentlich ein Jahr länger schaffte, als sie es rententechnisch gemusst hätte. Hätte es da nicht ein bisschen nahe gelegen, dass sie Gunzi live selbst übernimmt?
"Das war keine Option, irgendwann muss auch einmal Schluss sein." Die Zeit der Drügendorferin in Gunzendorf war eine lange und intensive. Kein Wochenende daheim, da hätte sie ohnehin keine Ruhe gehabt, wenn in Gunzendorf Betrieb ist.
Die gelernte Industriekauffrau erinnert sich noch an die Anfänge. Wie sie darauf gefiebert hatte, 16 zu werden, "dass ich die geheiligten Hallen von Gunzendorf betreten darf". Diese waren auch für sie damals schon Kult. Irgendwann hat Besitzer Andreas Sauer seinen Betrieb vergrößert und Irmi angestellt. Der Moment, ab dem Irmi nach und nach zu dem geworden war, was für Stammgäste die Seele von Gunzi live ist, größtenteils auch heute noch. Der Irmi-Fanclub ist groß. So groß, dass Irmi gebeten wurde, zur spontan organisierten Trauerfeier zu kommen. "Selbstverständlich bin ich dann da hin."
Freilich war sie auch in Rente immer wieder zu der einen oder anderen Veranstaltung gekommen, bei der Bands auftraten, zu denen sie eine besonders enge Verbindung hat. Justice, F.U.C.K., Troglauer, Schlachtschüssel, Audio Gun, Leutenbacher Musikanten - alles ihrerseits Kultbands. Bei den neuen Betreibern war sie stets willkommen, hatte ein, wie sie sagt gutes Verhältnis, "ich kannte die beiden ja".
Nach Jahrzehnten kann Irmi emotional nicht einfach so loslassen. Wohl auch weil sie immer wieder für die Tanz- und Livemusik-Einrichtung vor Gericht gezogen ist und gekämpft hat. Anzeigen gab es wegen der unterschiedlichsten Dinge.
Am hartnäckigsten waren die in Sachen Lärm. Immer wieder stand die Geschäftsführerin vor Gericht Nachbarn gegenüber. Zu Beginn war es eine Gruppe von vier Personen, die reduzierte sich im Lauf der Zeit auf eine. Im neuesten Prozess, den die jüngsten Betreiber führten, waren es wieder zwei.