Gundelsheim und Hallstadt beraten über Kreisstraße BA 5
Autor: Werner Baier
Gundelsheim, Sonntag, 26. Juni 2016
Wann wird die Kreisstraße BA 5 zwischen Gundelsheim und Hallstadt saniert? Eine neue Fahrbahn bräuchte mehr Platz - von der Landwirtschaft.
Es wird nicht nochmals 30 Jahre dauern, bis die Kreisstraße BA 5 zwischen Gundelsheim und Hallstadt in einen verkehrsgerechten Zustand versetzt wird. Dies darf als einigermaßen gesicherte Nachricht aus der gemeinsamen Sitzung des Gemeinderates Gundelsheim und des Stadtrates von Hallstadt verbreitet werden.
Die vom schlechten Ausbauzustand genervten Auto-, Lastwagen und Zweiradfahrer hatten sich vielleicht so etwas wie einen Rütlischwur ("Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr") der beiden Selbstverwaltungsgremien erhofft, sie müssen aber enttäuscht werden.
Es sei denn, die Benutzer der BA 5 sind mit Plan B zufrieden, wonach vielleicht schon im nächsten Jahr die verschlissene Teerdecke auf krummer und buckliger Straße abgetragen und asphaltiert wird.
Bezeichnend für die verfahrene Situation war die bange Frage an den Juristen des Landratsamtes, wie lange man denn noch mit dem 2014 ergangenen Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Oberfranken operieren könne. Fünf Jahre sei das Papier bindend, war die Antwort, danach könne eine Verlängerung um weitere fünf Jahre erfolgen. Die Zeit drängt also noch nicht und die Störung des Projekts durch eine Ostumfahrung Bambergs im Zuge der ICE-Neubaustrecke ist nach fester Überzeugung der beteiligten Kommunen vom Tisch.
Nach wie vor ist der erforderliche Grunderwerb das ungelöste Problem: Für die Neutrassierung der weiterhin 6,50 Meter breiten Kreisstraße, die von einem Fuß- und Radweg sowie einem drei Meter breiten Anwandweg flankiert werden soll, ist ein Streifen von 20,5 Meter Breite erforderlich. Und der zieht sich nach Ansicht der Grundstücksbesitzer selbstredend durch beste landwirtschaftliche Anbauflächen, darunter ein paar Spargelfelder.
Erneut wies Bürgermeister Thomas Söder (CSU) darauf hin, dass auf Hallstadter Seite rund 200 Grundstücke betroffen seien. Es stünden aufwendige Verhandlungen bevor, zum Teil mit Erbengemeinschaften von fast 100 Beteiligten, die über den ganzen Erdball verstreut seien.
Die von den Grundstücksbesitzern gewünschte schmalere Trasse mit geringerem Flächenverbrauch "bekommen wir nicht durch", ist jedoch Bürgermeister Jonas Merzbacher (SPD) überzeugt. Der Verkehr werde nicht weniger und die Auflagen, einschließlich der Kosten, für den Bau solch wichtiger Verbindungsstraßen nähmen gewiss zu. Die beiden Bürgermeister wollen im zweiten Halbjahr 2016 sondieren, wie die benötigten rund fünf Hektar erworben werden können. Die Rede ist nun von einem Quadratmeterpreis von 3,50 Euro, wobei laut Merzbacher seitens der Gemeinde Gundelsheim die Bereitschaft besteht, etwas draufzulegen, um den Nachbarn den Verkauf schmackhaft zu machen.
Ausgleichszahlungen angeboten
Wegen der Verkehrssicherheit der vielen Pendler Richtung Hallstadt/Gewerbegebiet Hafen hat Gundelsheim ein so starkes Interesse am Ausbau der Kreisstraße, dass es über die Gemeindegrenze hinaus Ausgleichszahlungen leisten würde. Hallstadt möge das Projekt mit Nachdruck verfolgen, lautete der dringende Wunsch des Gundelsheimer Bürgermeisters. Und er mahnte die Entscheidung noch für 2016 an.Auf einen derart raschen Fortschritt wollte sich Thomas Söder nicht festlegen. Für den Hallstadter Bürgermeister steht fest, dass gegen den Willen der Betroffenen die große Lösung nicht erreichbar ist. Er sinnt allerdings über diverse Möglichkeiten nach: Grunderwerb für Tauschangebote, Ausgleichsflächen. Auch ein (Mini-)Flurbereinigungsverfahren zum Zwecke der Landbeschaffung, von Siegfried Neugebauer (SPD) ins Gespräch gebracht, hält Söder für denkbar. Hallstadts Bürgermeister hofft in erster Linie auf freiwilliges Entgegenkommen der Grundbesitzer.
Von den vor zwei Jahren bei der Vorstellung des Planfeststellungsbescheids von Merzbacher und dem vormaligen Hallstadter Bürgermeister Markus Zirkel angedrohten Enteignungsverfahren ist derzeit nicht die Rede.
Stattdessen wird gerne der Plan B hervorgekramt. Wenn's denn mit der von der Bezirksregierung planfestgestellten großen Lösung auf einer 20,5 Meter breiten Trasse nicht klappt, könnten sich doch die beiden Nachbargemeinden entschließen, den Radweg zu bauen, gab Christian Wolf (CSU) zu bedenken.
Und das notfalls auch abseits der Kreisstraße, ergänzte Maria Tadda von der Fraktion Grüne/Frischer Wind. Ein separater Rad- und Fußweg müsse aber unbedingt gebaut werden, forderte Siegfried Neugebauer (SPD). Andernfalls stünden nach der Erneuerung der Kreisstraße bald weitere Kreuze am Wegrand.
Jonas Merzbacher ging diese Abweichung allerdings zu weit. Er drängt auf die Umsetzung der Planfeststellung: "Wir wollen doch alle einen sicheren, nachts beleuchteten Radweg", rief er in Erinnerung. Erst, wenn das große Ziel partout nicht erreicht werden könne, sollte man über Alternativen nachdenken.
Zusammengekommen waren die Gemeinde- und Stadträte von Gundelsheim und Hallstadt auch, um sich über positive und weniger erfreuliche Erfahrungen mit kommunalen Großprojekten auszutauschen. Da ging es um die Hallstadter Schulmensa, die Marktplatzumgestaltung sowie den Bau eines neuen Feuerwehrzentrums.
Gundelsheim stellte seinerseits den Ausbau der Hauptstraße unter größtmöglicher Beteiligung der Bürger, die Parkanlage und andere öffentliche Aufenthaltsräume vor.